Schilthornbahn: Investition bis zu 90 Mio. CHF geplant

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Die erste Visualisierung der neuen Gondelbahn lässt die Dimensionen des Projekts erahnen. Bild zvg

Die Schilthornbahn AG plant den Bau einer neuen Luftseilbahn von Stechelberg auf das Schilthorn für maximal 90 Mio. CHF. Nicht vom Bauprojekt tangiert sind die bestehenden Bahnen von Stechelberg nach Gimmelwald und von Gimmelwald nach Mürren. Hingegen wird die Transportbahn von Stechelberg nach Mürren ersetzt. Wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung schreibt, soll die zukünftige Bahn entweder direkt auf dem Trassee der aktuellen Bahn oder wenige Meter daneben fahren. Das als Schilthorn 20xx benannte Projekt soll etappenweise realisiert werden, lässt sich VR-Präsident Peter Feuz zitieren. Nach der Ausgestaltung des Vorprojekts beginnt im Herbst 2018 das aufwendige zweistufige Bewilligungsverfahren.

Qualitätssteigerung für Gäste als Ziel

Die neue Bahn soll besser und nicht grösser werden, erklärt Firmenchef Christoph Egger zu den Plänen. So soll denn auch die Kapazität der neuen Bahn nur marginal auf 800 bis 900 Personen pro Stunde gesteigert werden. Gleichzeitig wird der Gästekomfort durch die Reduktion der Umstiege und mehr Platz pro Gast in den Kabinen erhöht. Auch die Reisedauer von Stechelberg zum Schilthorn wird von bisher 32 Minuten auf 19 Minuten verkürzt. Optimiert werden können mit der neuen Bahn die Waren- und Gepäcktransporte nach Mürren, die zukünftig komplett vom Gästeverkehr abgekoppelt werden. Mit dem Weiterbetrieb der Bahnen auf der Strecke Stechelberg – Gimmelwald – Mürren wird die Erschliessung des Ferien- und Wohnorts weiterhin sichergestellt.

Neubau rentabler als Sanierung

Die bestehende Luftseilbahn ist mittlerweile in die Jahre gekommen. So wären in den Jahren bis 2026 zahlreiche altersbedingte Eingriffe geplant gewesen. Gleichzeitig sind die Kabinen wegen des grösseren Platzbedarfs der Besucher nicht mehr für die ursprünglich geplanten 100 Personen geeignet. Stattdessen können lediglich noch maximal 80 Personen transportiert werden. Gleichzeitig steigt die Anzahl der Besucher seit mehreren Jahren kontinuierlich an. Die sofort anstehenden und mittelfristigen Ersatzinvestitionen veranlassten die Bahn dazu, einen Masterplan für die längerfristige Zukunft der Bahn zu erstellen. Dieser wurde in einem Vorprojekt mit Kostenschätzung ausgestaltet. Das mit der Planung beauftragte Ingenieurbüro Tytec von Thomas Rentsch war an der Planung der neuen Verbindungsbahn zwischen Arosa und Lenzerheide beteiligt. Die Ergebnisse des Vorprojekts zeigten auf, dass eine Sanierung der alten Bahn wirtschaftlich nicht sinnvoll ist.

Investitionen tragbar

Der VRP zeigt sich überzeugt, dass die Obergrenze der Investitionen von 90 Mio. CHF für die Schilthornbahn finanziell tragbar sei. Entsprechende Vorgespräche mit den Grossaktionären und Banken untermauern diese Aussage. So soll denn auch weiterhin eine Dividendenzahlung im heutigen Rahmen erfolgen. Auch die zurückhaltende und vorsichtige Finanzierungspolitik des Verwaltungsrats soll beibehalten werden. Für die Schilthornbahn stehen ein hoher Eigenkapitalanteil und eine geringe absolute Verschuldung im Fokus, erklärt Feuz.

Fazit

Mit der Ankündigung, eine komplett neue Bahn auf das Schilthorn zu bauen, überraschte die Gesellschaft ihre Anteilseigner. Es war zwar abzusehen, dass die 50-jährige Bahn in den nächsten Jahren zumindest teilweise erneuert werden muss. Statt sich mit kleineren Investitionen zu begnügen, will die Gesellschaft nun mit der grossen Kelle anrühren. Ob und in welchem Umfang das Projekt realisiert werden kann, hängt nicht zuletzt vom Genehmigungsverfahren ab. Dieses aufwendige Verfahren könnte noch zu zahlreichen Anpassungen führen oder allenfalls den Neubau scheitern lassen.

Unter der Annahme, dass die Bahn realisiert werden kann, besteht ein erheblicher Finanzierungsbedarf für die Gesellschaft. Bei einer Bilanzsumme von 38.5 Mio. CHF stellt eine Gesamtinvestition von 90 Mio. CHF einen grossen Kraftakt dar. Der im letzten Jahr erzielte Cashflow von knapp 7 Mio. CHF genügt nur ansatzweise zur Finanzierung des Grossprojekts. Auch besitzt die Schilthornbahn kein nennenswertes Finanzpolster, das für die Investition zur Verfügung steht. Bei einer Staffelung des Baus über einen Zeitraum von fünf Jahren könnte die Gesellschaft rechnerisch gut einen Drittel der Gesamtkosten aus den selbst erarbeiteten Mitteln finanzieren. Weder eine mögliche Steigerung des Cashflows noch eine Abschwächung sind hierbei berücksichtigt. Ein weiterer erheblicher Finanzbedarf von 55 Mio. CHF bleibt bei diesem Szenario bestehen. Unter der Prämisse, dass die Eigenmittelaustattung weiterhin hoch bleiben soll, dürfte neben der Aufnahme von Fremdmitteln auch die Erhöhung des Aktienkapitals der Gesellschaft zumindest zur Diskussion stehen.

Ob sich das Grossprojekt zu einem späteren Zeitpunkt finanziell auszahlen wird, lässt sich aktuell nicht abschätzen. Für eine ansprechende Rentabilität der zukünftigen Schilthornbahn AG erscheint eine Steigerung des betrieblichen Cashflows unabdingbar. Deutlich wird dies bei einer Betrachtung des Investitionsvolumens aller Anlagen. Dieses wird durch den Neubau auf rund 240 Mio. CHF anschwellen. Um die üblicherweise in 30 Jahren anstehende vollumfängliche Erneuerung der Anlagen aus den eigenen Mitteln zu finanzieren, müsste der Cashflow auf mindestens 8 Mio. CHF pro Jahr steigen, was vom letztjährigen Niveau aus betrachtet einem Plus von knapp 20% entspricht. Dies ist zwar nicht unmöglich, aber ambitioniert. Zumindest im laufenden Jahr setzt sich die Verbesserung des Geschäftsergebnisses, die im letzten Jahr zu beobachten war, offenbar fort. Wie wir berichteten, geht der Rekordkurs der Schilthornbahn 2018 weiter.

Die Aktien der Schilthornbahn AG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. In den letzten Wochen ist der Kurs der Papiere wieder leicht zurückgekommen und notiert aktuell beim letztbezahlten Kurs von 2’200 CHF. Auf dieser Basis lässt sich unter der Annahme einer konstanten Ausschüttung eine nur noch bescheidene Dividendenrendite von 1.75% errechnen. Nur sehr bedingt zur Bewertung der Papiere herangezogen werden können sowohl das KGV als auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis. Die hohen Sachabschreibungen legen den Schluss nahe, dass die wirtschaftlich der Gesellschaft zuzurechenden Ergebnisse deutlich höher als die ausgewiesenen Werte ausfallen. Dennoch erscheint auf dem aktuellen Kursniveau das Potenzial für weitere Avancen insbesondere im Hinblick auf die anstehenden Investitionen dünn. Gleichzeitig ist das Risiko für Kursrücksetzer auch nach den leichten Rückgängen keinesfalls marginal. Die Aktionäre erhalten neben der Dividende ein Gratisbillet für die Fahrt aufs Schilthorn, das in der Woche der Generalversammlung gültig ist.

Hinweis in eigener Sache: schweizeraktien.net veranstaltet am 30. Oktober wieder den Branchentalk Tourismus. Dieser findet im Hotel Rigi Kaltbad statt. Weitere Informationen finden Sie hier.

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