Im September, so die BEKB in ihrem aktuellen Marktbericht, setzte sich der rückläufige Trend bei den Aktienumsätzen auf OTC-X weiter fort. Waren es im August noch 14.4 Mio. CHF, so wurden im September „nur“ noch 11.1 Mio. CHF umgesetzt. Auch die Anzahl der Abschüsse ging von 687 auf 639 Transaktionen zurück.
Die OTC-X Indizes tendierten mehrheitlich leicht schwächer im September, doch der Langfrist-Trend bleibt trotz dem Rückgang des OTC-X Liquidity Index um 0,7% intakt. Die abgeschwächte Aktiennachfrage zeigt aber auch, dass die Boomzeiten mit ständig steigenden Umsätzen zumindest vorübergehend abgelaufen sind. Eine selektive Vorgehensweise empfiehlt sich für Anleger schon angesichts der mittlerweile höheren Bewertungen. Allerdings sind auch viele Aktien, die gestiegen sind, durch den guten Geschäftsgang und entsprechend verbesserte Zahlen in die höheren Bewertungen hineingewachsen.
Auf der Suche nach Value-Aktien
Da im OTC-Musterdepot das „margin of safety“-Konzept bei den Investments verfolgt wird, bringen zwar die höheren Aktienpreise der Portfolio-Werte erfreuliche Renditen, die Schattenseite ist jedoch, dass die Neuanlage zunehmend schwieriger geworden ist. Es lassen sich nur wenige Titel identifizieren, die ausreichend Liquidität bieten und gleichzeitig eine nennenswerte Diskrepanz zwischen Preis und Wert aufweisen sowie eine Perspektive, dass dies am Markt auch erkannt wird und sich somit der Preis an den zugeschriebenen Wert annähert. Markante Beispiele aus dem Musterdepot sind Rapid Holding und die bereits abgeschlossenen Transaktionen bei Zur Rose und Parkresort Rheinfelden.
Bondpartners vor „Going Private“?
Nach einer gründlichen Analyse der Finanzkennzahlen der Aktien auf der Beobachtungsliste und der Abwägung sonstiger marktrelevanter Faktoren fiel die Entscheidung, die Positionen bei Holdigaz und Bondpartners zu erhöhen. Die Erhöhung des Engagements bei Bondpartners hat abgesehen von dem günstigen KBV von 0.6 allerdings auch einen opportunistischen Hintergrund. Beim Studium der Finanzberichte fiel auf, dass der Gründer, Grossaktionär und Verwaltungsrats-Delegierte Christian Plomb, offenbar seine Beteiligungsquote um 20% erhöht hat. Ohne über Einblicke in die konkreten Gründe zu verfügen, könnte diese Transaktion eine Vorstufe zu einem Going Private sein. Sollte die Spekulation aufgehen, könnte der Preis für die Aktien bis in den Bereich des Buchwertes steigen, also bis auf ca. 1’545 CHF je Aktie. Die Aktie ist nicht sonderlich liquide, weswegen die am vergangenen Freitag zum Handelsschluss zugekauften fünf Aktien jeweils 1’000 CHF kosteten. Nach der Transaktion liegt die Quote von Bondpartners im Musterdepot bei 9,1%, es ist die dritthöchste Gewichtung.
Holdigaz wird Top-Position
Holdigaz ragt in vielerlei Hinsicht hervor. Die Aktie ist liquide, die Gewinne entwickeln sich über die Jahre stetig, die Dividende steigt. Zudem ist aus den einstigen regionalen Gasversorgungsunternehmen inzwischen ein horizontal und vertikal integrierter Konzern geworden. Aus Sicht der Aktionäre gefällt die aggressive Abschreibungspolitik, die stille Reserven bildet. Das Finanzmanagement macht einen agilen Eindruck, und die Beteiligungsstrategie bringt üppige Finanzerträge in Form steigender Dividenden. Wenn auch zuletzt marktbedingt die Umsatzentwicklung stagnierend verlief, so sollte sich dies angesichts der stetig steigenden Preise am Referenzmarkt für Rohöl in der Zukunft ändern. Die Gewinnspanne ist selbst während der schwierigen Marktbedingungen seit 2015 beeindruckend stabil geblieben. Die EBITDA-Marge lag im Geschäftsjahr 2017/2018 bei 26,2%, die EBIT-Marge bei 9,7%. Auf Sicht von 3 Jahren erscheint ein Preis der Aktie von 300 CHF nicht unrealistisch. Das KGV liegt aktuell bei 13,8. Das Portfolio erwarb vergangenen Freitag zum Handelsschluss 35 Aktien entsprechend der Briefseite zu 207 CHF. Mit 13,1% ist Holdigaz nun die grösste Position.
Die nach der Holdigaz-GV im September ausgeschüttete und um 1 CHF auf 5 CHF je Aktie erhöhte Dividende auf den ursprünglichen Bestand von 100 Aktien, also 500 CHF, wurde der Liquidität hinzugefügt. Die beiden Zukäufe erforderten 12’245 CHF, die Liquidität verringerte sich entsprechend auf eine Quote von nun 18,7% des Portfolio-Wertes.
Performance leicht negativ
In dieser Berichtsperiode war die Performance des OTC-Musterdepots, im Gleichschritt mit dem Gesamtmarkt, leicht negativ. Das Ergebnis ist jedoch, wie stets, von der jeweils zufälligen letzten Transaktion bestimmt, je nachdem, ob diese auf der Geld- oder der Briefseite stattfand. Während WWZ und SSE leicht zulegten, verloren Biella, Weleda, Holdigaz, Espace Real Estate, Rapid Holding, C+M sowie Stadtcasino Baden jeweils leicht.
Turn-Around bei SSE
SSE hatte Anfang Oktober erstmals in der Geschichte über das erste Halbjahr in einem Aktionärsbrief berichtet. Ein gutes Zeichen, das zeigt, dass auch im ausserbörslichen Aktienmarkt Transparenz und offene Kommunikation einen höheren Stellenwert bekommen. Erfreulich waren auch die von SSE gemeldeten Zahlen. Im ersten Halbjahr war der Umsatz um 16% auf 64 Mio. CHF geklettert. Das EBITDA war sogar um 77,4% auf 4.4 Mio. CHF gestiegen. Das ist ein guter Auftakt zu dem lange erwarteten operativen Turn-Around, der auch die Aktie auf ein wesentlich höheres Preisniveau hieven sollte.
Unternehmen | Kaufkurs | aktueller Kurs | Stück | in CHF | Performance |
Bondpartners | 937.50 | 950 | 20 | 19000 | 1.30% |
Biella | 4075 | 4350 | 3 | 13050 | 6.80% |
WWZ | 13800 | 14750 | 1 | 14750 | 6.90% |
SSE Holding | 3100 | 2975 | 3 | 8925 | -4.00% |
Weleda | 2950 | 3800 | 4 | 15200 | 28.80% |
Holdigaz | 204.26 | 202 | 135 | 27270 | -1,10% |
Espace Real Estate | 148.9 | 139 | 110 | 15290 | -6.60% |
Rapid Holding | 437 | 660 | 35 | 23100 | 51.00% |
Cendres+Métaux | 7166.7 | 8300 | 2 | 16600 | 15.80% |
Stadtcasino Baden | 503.5 | 540 | 30 | 16200 | 6.90% |
169385 | |||||
Cash | 38845.5 | ||||
Performance gesamt | 208230.5 | 104.80% | |||
BEKB Liquidity Index | 965.6 | 1221.22 | 26.50% | ||
Start: 6.1.15, Start fiktiv mit 101’673 CHF; Stand: 5.10.18 |
Christian Plomb, CEO und VR-Präsident von Bondpartners wies uns auf Fehler in unserem Beitrag hin: Gründer der Gesellschaft ist Henri Plomb und nicht wie von uns fälschlicherweise dargestellt Christian Plomb. Henri Plomb ist auch Mehrheitsaktionär mit einem Stimmrechtsanteil von 69,7% und einem Kapitalanteil von 44,9%. Ebenfalls unzutreffend ist die Darstellung, dass Christian Plomb seine Beteiligung an Bondpartners aufgestockt hat. Schliesslich informierte uns Christian Plomb darüber, dass ein Going Private nicht zur Debatte steht. Wir bitten diese Fehler zu entschuldigen.