Geeks, Cosplayer und E-Sports-Champions: Auf dem Berner Messegelände fand vom 12. bis 14. Oktober das erste Herofest statt. Über 12’000 Besucher aus der Schweiz und dem nahen Ausland pilgerten an dem Wochenende zum E-Sports-Anlass. Das Fest ist eigentlich eine Messe der Game-Branche und hat sich aus der klassischen Spielwarenmesse Suisse Toy heraus entwickelt.
Bis anhin waren digitale Spiele ein Teil der jährlich stattfindenden Suisse Toy. Erstmals wurde nun für sie ein eigener Anlass geschaffen. Die klassische Spielwarenmesse finde nächstes Jahr wieder statt.
Digitales Märchenland
Einst in einer anderen Dimension fernab unserer Realität… So beginnt eine Geschichte, die die zumeist jungen Besucherinnen und Besucher der Messe gleich zu Akteuren in einem sogenannten Quest macht. Einem Spiel also, bei dem die Akteure auf dem Messerundgang verschiedene Aufgaben lösen müssen.
Zunächst geht es ins Fantasy-Reich: Cosplayer stellen ihre Lieblingsfiguren aus dem Fantasy-Genre dar, eine Jury prämiert die Aufmachungen. Figuren aus der japanischen Manga-Szene sind ebenso zu sehen wie solche aus dem Steampunk oder dem Mittelalter-Genre.
Seit geraumer Zeit gibt es in der Schweiz eine aktive Cosplay-Szene. In eine bestimmte Rolle zu schlüpfen und sich so zu geben wie die Originalfigur, erweitert die Dimension des blossen Verkleidens.
Auffallend karg und wenig märchenhaft ist es im Fantasy Reich auf dem Berner Expoareal. Aufwendige Kulissen gibt es kaum – warum auch, denn das Reich fernab unserer Dimension findet sich in den unzähligen Computern an den meisten Ständen. Mit speziellen Brillen können Besucher zum Beispiel in virtuelle Welten eintauchen und sich darin bewegen.
Ungeheuer zu vermieten
Etwas haptischer geht es am Stand von Barbara Brosowski zu und her. Zwei überlebensgrosse Drachen hat die Zeichnungs- und Gestaltungslehrerin zusammen mit ihrem Mann kreiert. Die Ungeheuer fauchen ordentlich und lassen Rauch aus ihren Nüstern ab.
Über 300 Stunden Handarbeit steckt in den Ungeheuern, wie Brosowski der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erzählt. Die Monster können gemietet werden, verkauft hat sie Brosowski bisher noch nicht.
Sport im Sitzen
Aus dem Reich fernab unserer Realität geht es über profane Rolltrepen hinunter in den E-Sports-Bereich des Herofestes.
Mit über 140 km/h zischen Drohnen durch einen gesicherten Rennparcours. Gesteuert werden sie von Piloten aus Fleisch und Blut. Diese haben dicke Videobrillen auf der Nase und können ihr Fluggerät aus der sogenannten „First-person view“ steuern, dem Blick aus der Perspektive der Drohne.
Längst gibt es in der weltweit vernetzten Gamer-Szene Wettkampftouren und Ligen, auch in der Schweiz. So veranstaltet Swiss Drone League am Herofest ein Rennen.
E-Sports sei der am raschesten wachsende Sportbereich, erklärt Thorsten Haux von der E-Sportsfirma ESL gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Grosse Veranstaltungen seien längst ein Multimillionengeschäft.
Die Wettkämpfe mit Tastatur und Maus füllen ganze Stadien. Auf Grossbildschirmen werden die Spiele übertragen, und die Fans heizen ihre Mannschaft an, ganz wie im realen Sport. Gespielt werden nicht etwa nur klassische Sportarten, sondern Spiele wie „League of Legends“. Die Weltmeisterschaft dieses Strategie- und Rollenspiels verfolgten 2017 über 40 Millionen Fans weltweit per Live-Stream.
Digitale Spiele sind auch in der Schweiz in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Über drei Millionen Menschen spielen in der Schweiz regelmässig am PC, auf der Konsole oder auf mobilen Geräten. Der Schweizer Telekom-Konzern Swisscom setzt auf die Gamerszene und schafft zusammen mit ESL eine grosse Schweizer Liga, die Hero League.
Und E-Sport könnte zu einer Frauendomäne werden. 8 von 100 Teilnehmenden einer LAN-Party sind weiblich. Weltweit liegt der Frauenanteil bei rund 29 Prozent. Der Profisport ist aber noch in Männerhand.
Die grösste LAN-Party im deutschsprachigen Raum fand ebenfalls am Herofest in Bern statt. Über 2’000 Gamer trafen sich zur SwitzerLAN-Party.
Am Herofest gab es ausserdem eine Beratungs- und Informationsstelle für Eltern und Lehrpersonen zum Umgang mit digitalen Spielen. „Ein Elternhort“, wie Adrian Erni-Sprecher der Bernexpo es formulierte.
Die Aktien der Bernexpo-Gruppe werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 420 CHF für eine Aktie gezahlt.
(AWP/mk/bz)