Brauerei Falken: Mit Swissness den Grossbrauereien getrotzt

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Die Brauerei Falken besitzt modernste Installationen, wie etwa die hier abgebildete Abfüllanlage. Quelle: Brauerei Falken AG

Die Brauerei Falken AG setzte im per 30. September 2018 beendeten Geschäftsjahr 2017/18 auf den Trend Swissness. So konnte das Unternehmen den Angaben des Geschäftsberichts zufolge weiterhin dem schwierigen Marktumfeld trotzen. International wird der Biermarkt von vier Grosskonzernen mit einer enormen Preismacht beherrscht. Neue Discounter sorgen für einen zusätzlichen Preisdruck. Auch die Schweiz kann sich dem internationalen Umfeld nicht entziehen. Falken kann und will sich eigenen Darstellungen zufolge nicht über den Preis gegenüber der Konkurrenz abheben. Auf der Habenseite verbucht das Unternehmen die langjährige Verankerung in der Region und die Qualität der Biere. Ein gutes Verkaufsargument sei auch die Selbständigkeit.

Gastronomie verliert weiter

Die Absätze in der Gastronomie gingen im Berichtsjahr erneut zurück. So fiel der Anteil der Gastronomieumsätze von 48% auf 44%, was vor allem zulasten des Handelsgeschäfts ging. Diese Sparte konnte denn auch den Anteil von 47% auf 50% ausbauen. Falken setzt auf die Stärkung dieses Kanals. So wurden die Aktivitäten im Bereich der Distribution angepasst und ausgebaut. Die Spezialitäten wie etwa „Eidgenoss“ oder auch „Hülse“ werden auch ausserhalb des Stammgebiets vertrieben.

Spiritousen laufen gut

Im Spirituosenhandel konnte Falken dank des konsequenten Sortimentausbaus zulegen. Zwar verlagert sich der Konsum weg von den Restaurants, doch kann Falken dank der breiten Angebotspalette vom steigenden Heimkonsum profitieren. Nicht an die Vorjahreswerte anknüpfen konnte das Weingeschäft. Weiterhin rückläufig entwickelte sich auch der Absatz der Handelsprodukte. Dies geht einerseits auf den bewussten Verzicht der Belieferung unrentabler Absatzkanäle zurück. Die zunehmende Verteilung der alkoholfreien Getränke durch die Detailhändler belastet ebenfalls. So werden die zahlreichen 50%-Aktionen auch von den Kunden der Brauerei Falken genutzt, um sich kostengünstig einzudecken. Dank optimierter Touren und einer Sortimentsanpassung bei einer gesteigerten Effizienz in der Lagerhaltung konnte dennoch eine Margenverbesserung erreicht werden.

Leichtes Umsatzplus

Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte Falken ein Umsatzplus von 2.3% auf 21.3 Mio. CHF verbuchen. Wie in den Vorjahren macht das Unternehmen nur sehr rudimentäre Angaben zu den Ertragsquellen. Wichtigster Absatzträger waren die Erträge aus Leistungen und Lieferungen mit 20.5 Mio. CHF nach 20.2 Mio. CHF im Vorjahr. Nach Abzug der Ertragsminderungen verblieb ein Nettoumsatz von 19.1 Mio. CHF nach 18.6 Mio. CHF im Vorjahr. Leicht höher fielen auch die übrigen Betriebserträge mit 2.3 Mio. CHF nach 2.2 Mio. CHF aus.

Auf der Aufwandseite wurde ein Anstieg der Aufwendungen für Material und Vorleistungen Dritter um 0.1 Mio. CHF verbucht. Wie das Unternehmen mitteilt, sind die Rohstoffpreise seit der Mitte des Geschäftsjahres kontinuierlich angestiegen. Leicht tiefer fiel der Personalaufwand mit 4.8 Mio. CHF nach 4.9 Mio. CHF im Vorjahr aus. Gleichzeitig stieg allerdings der übrige Betriebsaufwand markant von 3.7 Mio. CHF im Vorjahr auf 5.2 Mio. CHF an. Im Ergebnis führte dies zu einem deutlichen Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 44,8% auf 1.3 Mio. CHF. Massiv tiefer als im Vorjahr fielen die Abschreibungen mit 0.9 Mio. CHF nach 2.7 Mio. CHF aus. So konnte ein positives EBIT von 0.5 Mio. CHF nach einem Betriebsverlust von 0.3 Mio. CHF im Vorjahr ausgewiesen werden. Erheblich höher fiel der Finanzaufwand mit 0.3 Mio. CHF nach 0.1 Mio. CHF aus. Dank der leicht tieferen Steuern konnte ein Plus des Reingewinns um 3,7% auf 0.3 Mio. CHF erreicht werden. Die Aktionäre erhalten eine unveränderte Dividende von 50 CHF pro Aktie.

Fazit

Die Geschäftszahlen von Falken sind wie in den Vorjahren nur schwer zu analysieren. Eine detaillierte Ermittlung der Gewinnmargen ist angesichts der rudimentären Angaben des Geschäftsberichts nicht möglich. Die wirtschaftlichen Margen dürften indessen die ausgewiesenen Werte nicht unerheblich übersteigen. Als Indiz angesehen werden können etwa die ohne ersichtlichen Grund massiv angestiegenen Betriebskosten. Hierin dürften sich zumindest teilweise Investitionen, die als Betriebsaufwand verbucht wurden, verstecken. Ein Hinweis im Geschäftsbericht, wonach alle Investitionen abgeschrieben wurden, unterstützt diese Vermutung. Dies wird auch durch den Sachanlagenspiegel untermauert. So sind dort nur die Liegenschaften analog des Vorjahres mit 7.2 Mio. CHF bilanziert. Die Maschinen und der Fuhrpark wurden zwar um 0.6 Mio. CHF erhöht. Dieser Zuwachs wurde aber umgehend wieder durch Abschreibungen eliminiert, so dass der Gesamtwert aller Sachanlagen weiterhin sechs Franken beträgt.

Als grundsolide angesehen werden können die Bilanzkennzahlen, auch wenn der ausgewiesene Eigenmittelanteil nur bei tiefen 33,2% der Bilanzsumme liegt. So sind in der Bilanz Rückstellungen im Gesamtwert von 7.7 Mio. CHF enthalten. Während die kurzfristigen Rückstellungen echten Verbindlichkeiten entsprechen dürften, sind die langfristigen Rückstellungen von 7 Mio. CHF respektive 40% der Bilanzsumme als Eigenmittel anzusehen. Somit lässt sich eine wirtschaftliche Eigenmittelquote von 73% ermitteln. Auch dieser Wert dürfte indessen nur einen Teil des Substanzwerts abbilden. In den Immobilien und in den Sachanlagen dürften erhebliche hohe stille Reserven enthalten sein.

Der aktuelle Aktienkurs der auf der Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelten Stammaktien von 15’500 CHF ist ein Spiegelbild des hohen Substanzwerts der Titel. Analog präsentiert sich die Lage bei den ebenfalls auf OTC-X gehandelten Prioritätsaktien, deren letztbezahlter Kurs bei 14’505 CHF lag. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass es den freien Aktionären kaum je möglich sein dürfte, den hohen Substanzwert der Titel zu realisieren. Mögliche Gewinne aus der Verwertung des Immobilienvermögens dürften in den Ausbau des Biergeschäfts fliessen. Somit eignen sich die Papiere nur für diejenigen Anleger, die einen engen Bezug zur Region und zur Brauerei Falken besitzen, zur Anlage. Diese können von der bescheidenen Dividende von 50 CHF pro Aktie, die seit Jahren konstant gehalten wird und sich auch zukünftig kaum verändern dürfte, profitieren. Zudem wird ihnen das traditionelle GV-Essen, bestehend aus Ochsenmaulsalat, kalten Platten, Wienerli und Bier à discretion, gepaart mit einem geselligen Abend, geboten. Wer über ein entsprechendes Finanzpolster verfügt und nicht auf die Erzielung einer ansehnlichen Rendite angewiesen ist, dürfte ein geringes Verlustrisiko mit dem Besitz der Falken-Aktien haben.

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