Sowohl international als auch für die Schweiz ging ein überaus erfolgreiches Jahr an den Primärmärkten zu Ende. Wenn auch die Anzahl der Börsengänge 2018 gegenüber dem Vorjahr um 21% auf 1’359 zurückging, so stiegen laut dem EY Global IPO-Report doch die Emissionsvolumina um 6% auf 204.8 Mrd. USD.
Auf das vierte Quartal 2018 entfielen davon 326 IPOs, die 53.7 Mrd. USD Emissionserträge erzielten. Allerdings konnte sich das Primärmarktgeschehen nicht von der allgemeinen Börsenstimmung frei machen. Vor dem Hintergrund der Kursstürze wurden vielfach Börsenpläne aufgeschoben oder abgesagt. Was die Quartalszahlen so stabil hielt, war das Mega-IPO von Softbank in Tokyo. Der Emissionsertrag belief sich auf 21.1 Mrd. USD. Es war der grösste Börsengang des Jahres und der grösste in der Geschichte der japanischen Börse. Wenig erfreulich war jedoch die Performance am ersten Handelstag, als die Aktie um 15% verlor.
Schweizer Primärmarktaktivität zum Jahresende beruhigt
In der Schweiz blieb das vierte Quartal ereignisarm. Lediglich die Immobilienaktie Fundamenta Real Estate wurde nach der Dekotierung von der Berne Exchange mit einer bescheidenen Kapitalerhöhung um 89 Mio. CHF als sogenanntes „Re-IPO“ an der SIX kotiert. Kurz vor Weihachten kam noch, quasi über Nacht, das Listing von IGEA Pharma aus den Niederlanden dazu. Wie Finanz und Wirtschaft recherchierte, beschäftigt die Gesellschaft nur 2.8 Mitarbeitende, was Fragen zu der Praxis der Listings aufwerfe. Immerhin bestechen weder ASmallWorld noch Blackstone Resources, weitere Listings des Jahres 2018, durch Performance oder Transparenz.
Bester IPO-Jahrgang seit 2007 für SIX
Trotzdem rangiert 2018 für die Schweiz als bester IPO-Jahrgang seit 2007. Insgesamt fanden sieben echte IPOs statt. Davon liegen am Jahresende trotz der deutlichen Korrekturen im vierten Quartal immerhin drei deutlich im positiven Bereich. Ceva Logistics gewann um 9,1% zum Ausgabepreis, Sensirion um 22,2% und Medartis um 27,9%. Negativ entwickelten sich SIG Combibloc mit -9%, Klingelnberg mit -26,8% und insbesondere Polyphor mit -55,3%. Auch die IPOs des Vorjahres zeigen ein gemischtes Bild bei der Performance. Poenina liegt um 3% über dem Ausgabepreis und Galenica um 21,5%. Abwärts ging es dagegen für Landis+Gyr mit -22,6% zum Ausgabepreis und Zur Rose mit -32,9%.
79 IPOs in der Schweiz seit 2000
Anlässlich der 50. Ausgabe des quartalsmässig erscheinenden IPO-Newsletters der ZKB hat diese auch eine IPO-Statistik für die Jahre 2000 bis 2018 erstellt. Demnach fanden in diesem Zeitraum in der Schweiz 79 IPOs statt und weitere 47 Neuzugänge durch Listings sowie Spin-offs. 50% der Neuzugänge (IPOs) weisen eine Marktkapitalisierung von bis zu 500 Mio. CHF auf. Der durchschnittliche Wertzuwachs am Ende des ersten Handelstages belief sich auf 12%, wenngleich die Streuung sehr breit sei. Eine weitere Beobachtung ist, dass die Preisspanne beim Bookbuilding seit 2000 kontinuierlich eine Ausweitung erfahren habe.
IPOs in der Schweiz mit Platzierung seit 2008
IPO-Kandidaten für 2019
Für 2019 sieht die ZKB die Medtech-Unternehmen Medacta und Implantica als IPO-Kandidaten sowie Stadler Rail und den Automatenbetreiber Selecta. Implantica habe jedoch die bereits konkreten Pläne im vierten Quartal wegen der verschlechterten Börsenlage aufgeschoben.
Zudem wird ein Interview mit dem CEO von Crowdhouse zitiert, der Optionen zur Kapitalaufnahme prüfe, darunter auch den Börsengang, um die Expansion nach Österreich und Deutschland zu finanzieren. Er nennt 30 Mio. CHF bis 50 Mio. CHF als benötigte Grössenordnung. Crowdhouse vermittelt erfolgreich Immobilien.
Swiss Re hatte bereits letzten Sommer angekündigt, die Tochter ReAssure an die Börse zu bringen, am 4. Januar berichtete jedoch Sky News, dass der Spezialversicherer Rothesay Life an einer Übernahme interessiert sei und nennt einen Preis von umgerechnet 4.3 Mrd. CHF.
Einhörner als Hoffnungsträger
Auch EY ist beim Ausblick trotz belastender Faktoren positiv für 2019 gestimmt und sieht eine Fortsetzung der Trends aus dem Vorjahr. Für das erste Halbjahr überwiege noch Zurückhaltung wegen der anstehenden Brexit-Entscheidungen und der Konjunkturabschwächung sowie der schwelenden Handelskonflikte, doch im zweiten Halbjahr sehen die Experten eine neuerliche Belebung. 2018 sind laut EY 40 Einhörner an die Börse gegangen und haben 32.2 Mrd. USD Einnahmen generiert. Einhörner und weitere grosse Börsengänge wie zuletzt Knorr Bremse in Frankfurt mit 4.4 Mrd. USD Emissionsvolumen würden für hohe Erträge sorgen, wenngleich die Anzahl der IPOs bei rund 1’150 rückläufig erwartet wird.
Trendpersistenz erwartet
Ein weiterer Faktor seien die Zinserhöhungen der US-Notenbank, die auch die EZB in Zugzwang bringen können. 2018 seien 41% der Emissionserträge und 48% der IPOs auf die drei Sektoren Technologie, Industrie und Healthcare entfallen. Dieser Trend, so EY weiter, werde sich 2019 fortsetzen. In Shanghai werde 2019 mit dem „Science and Technology Innovation Board“ ein neues Segment mit geringeren Anforderungen gestartet, was den Primärmarkt beleben werde. In der Pipeline der Börse Shanghai seien 270 Anträge auf Börsenzulassung, in Hongkong warten 227 Unternehmen auf die Zulassung.
Asien-Pazifik dominiert
Trotz einer zuletzt gedämpften Primärmarktaktivität entfielen 2018 volle 49% der weltweiten IPOs auf die Region Asien-Pazifik und 48% des Emissionsvolumens. Auf Amerika entfielen 29% der Erträge, davon 88% auf die USA allein. Die verbleibenden 23% des Volumens verteilen sich auf Europa, Nah-Ost, Indien und Afrika. Nach der Anzahl der IPOs sind es 32%.
Deutscher Primärmarkt mit Rekordvolumen
Deutschland erlebte ein grosses Comeback mit Emissionserträgen von 13.6 Mrd. USD und 18 Börsengängen, darunter zwei der weltweit fünf grössten Emissionen – Siemens Healthineers und Knorr Bremse. Es war das beste Jahr für die Primärmärkte seit 2000 und brachte die Deutsche Börse 2018 auf Rang fünf nach Volumen. Für 2019 rechnet EY mit einer Fortsetzung der Entwicklung auf hohem Niveau.
Brexit belastet Börse London
Die Börse London litt zwar unter den Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Brexit, dennoch fanden 2018 insgesamt 51 Börsengänge mit einem Emissionsvolumen von 8.5 Mrd. USD statt. Das ist weltweit Rang sieben nach Volumen.
Bombay mit Knick
In Japan gingen 97 Unternehmen an die Börse, dank Softbank nahm das Emissionsvolumen um 333% zu. Für 2019 ist laut EY mit 90 bis 100 Börsengängen zu rechnen. In Indien brachte das vierte Quartal nach dem jahrelangen Boom eine Liquiditätskrise. Vor allem internationale Anleger verkauften massiv Aktien und beschleunigten somit den Fall der Rupie. Dennoch fanden 2018 insgesamt 161 IPOs statt, die 5.6 Mrd. USD einbrachten – Rang neun im Global Ranking nach Einnahmen.