Die Hypotherbank Lenzburg AG (Hypi) sah sich 2018 mit einem weiterhin anhaltenden Druck auf die Zinsmarge konfrontiert. Gleichzeitig bremste die Hypi das Wachstum bei den Ausleihungen deutlich. So wurden die Hypothekarkredite im Berichtsjahr noch um 1,7% nach 4,3% im Vorjahr ausgeweitet. Die anhaltend hohen Immobilienpreise und die hohen Leerstände veranlassten die Hypi zu einer wachsamen Vergabe neuer Kredite. Die Vorsicht stehe an erster Stelle, und es würden keine übermässigen Risiken eingegangen, erklärte Bankleiterin Marianne Wildi an der Bilanzmedienkonferenz in Lenzburg. Auch mache ihr Haus nicht beim Preiskampf mit und achte auf die Ertragsmargen, auch wenn dadurch Geschäftsvolumina verloren ginge.
Auflösung von Wertberichtigungen lässt Zinserfolg ansteigen
Während der aus dem operativen Geschäft erwirtschaftete Bruttozinserfolg mit 55 Mio. CHF um rund 1% hinter dem Vorjahreswert zurückblieb, konnte der Nettozinserfolg um beachtliche 4,1% respektive um 2.6 Mio. CHF auf 57.8 Mio. CHF gesteigert werden. Möglich wurde dies durch die Auflösung von Wertberichtigungen auf Kredite im Umfang von 2.8 Mio. CHF, die in den Vorjahren gebildet worden waren. Diese konnten infolge der Übernahme der Kredite durch Konkurrenzinstitute erfolgswirksam aufgelöst werden. Im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft zeigt der Ausbau des Angebots die ersten Auswirkungen mit einem leichten Anstieg des Erfolgs um 0.1 Mio. CHF auf 12.7 Mio. CHF. Federn lassen musste die Hypi indessen beim Handelsgeschäft, das, wie Wildi erklärte, massgeblich durch den Euro beeinflusst werde. Nach einem positiven Vorjahr schlug das Pendel 2018 in die Gegenrichtung aus, was einen deutlichen Rückgang des Handelserfolgs um 1.2 Mio. CHF auf 2.5 Mio. CHF zur Folge hatte. Weiter auf Wachstumskurs befanden sich die Einnahmen aus der Finstar-Software mit einem Plus von 1 Mio. CHF auf 4 Mio. CHF. Diese sorgten denn auch massgeblich für den Anstieg der übrigen ordentlichen Erträge von 1.3 Mio. CHF auf 7.2 Mio. CHF. Gesamthaft stiegen die Einnahmen um 2.9 Mio. CHF auf 80.2 Mio. CHF an.
Jubiläum und Investitionen belasten
Die Geschäftsaufwendungen legten im Vergleich zum Vorjahr um hohe 3.4 Mio. CHF auf 46.5 Mio. CHF zu. Beim Sachaufwand ging der Anstieg ausschliesslich auf das Konto der Kosten des 150-Jahr-Jubiläums im letzten Jahr, das mit 1.8 Mio. CHF zu Buche schlug. Der Personalaufwand stieg wegen des Ausbaus des digitalen Angebots um 1.6 Mio. CHF auf 31.2 Mio. CHF an. Die Abschreibungen legten ebenfalls wegen des Ausbaus der IT-Services um 2.6 Mio. CHF auf 8.9 Mio. CHF zu. Sämtliche Investitionen in neue Softwareprodukte werden jeweils vollumfänglich abgeschrieben, was die hohen Sachabschreibungen erklärt. Nach den leicht höheren Veränderungen von Rückstellungen und übrigen Wertberichtigungen resultierte ein Geschäftserfolg von 24.2 Mio. CHF nach 27.3 Mio. CHF im Vorjahr. Bereinigt um die Jubiläumskosten, die durch die Auflösung von in Vorjahren gebildeten Rückstellungen gedeckt wurden, betrug das Minus noch 1.3 Mio. CHF. Unter dem Strich fiel denn auch der Rückgang des Reingewinns um 1.2 Mio. CHF auf 20.8 Mio. CHF deutlich moderater aus. Die Aktionäre erhalten wie in der Vergangenheit mit Ausnahme des Jubiläumsjahres, wo zusätzlich zur ordentlichen Dividende eine Nennwertrückzahlung von 40 CHF pro Titel erfolgte, eine Dividende von 110 CHF pro Aktie.
Zinsen bleiben unter Druck
Die Zinsmarge wird nach Ansicht von Wildi auch im laufenden Jahr unter Druck bleiben. So wird denn auch beim Zinserfolg ein leichtes Minus erwartet. Kompensiert werden soll diese Schwäche durch Mehreinnahmen aus der Finstar-Software und durch den Ausbau des Anlagegeschäfts. Mit der Stärkung des Asset Managements und der digitalen Angebote setzt die Hypi nicht nur auf eine Diversifizierung der Einnahmen, sondern auch auf Wachstum. Da die Investitionen in die Software jeweils komplett abgeschrieben werden, können die Einnahmen aus Lizenzen und sonstigen Dienstleistungen der digitalen Angebote als Gewinn angesehen werden.
Fazit
Die Hypi konnte sich im 2018 dem Zinsmargendruck nicht entziehen und wird dies eigenen Angaben zufolge auch im laufenden Jahr nicht schaffen. Wie sich die Situation bei anderen Regionalbanken für das Gesamtjahr 2018 und auch für das laufende Jahr entwickelt, kann derzeit mangels vorliegender detaillierter Abschlusszahlen nicht beurteilt werden. Insgesamt kann der Zahlenausweis der Hypi als solide angesehen werden. Der deutliche Kostenanstieg geht massgeblich auf das Konto des Ausbaus der digitalen Angebote auf der einen und der Jubiläumsfeierlichkeiten auf der anderen Seite zurück.
Die neuen Angebote sollten zu Mehrerträgen führen und damit die Kosten zumindest mittelfristig kompensieren. Der bewusste Verzicht auf Wachstum im Ausleihungsgeschäft wirkt sich zwar kurzfristig nachteilig auf der Ertragsseite aus. Im Gegenzug führt dies aber auch dazu, dass die Solidität der Hypi langfristig gesichert wird und auch im Fall einer Abschwächung des Immobilienmarktes keine Probleme zu erwarten sind. Einen Einblick liefert etwa die Auflösung von Wertberichtigungen als Folge der Abgabe von Krediten an Konkurrenten.
Die Aktien der Hypi sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Auf Basis des letztbezahlten Kurses von 4’360 CHF weisen die Aktien eine zumindest im aktuellen Tiefzinsumfeld attraktive Dividendenrendite von 2,5% für 2018 auf. Zudem notieren die Wertpapiere mit einem Abschlag von 30% gegenüber dem ausgewiesenen Eigenkapital per 31. Dezember 2018.
Aktuell werden die Titel auf der Basis des Geschäftserfolgs mit einem KGV von knapp 13 für 2018 bewertet. Dies ist nicht nur angesichts der hohen Kosten für die neuen digitalen Angebote und deren vollständige Abschreibung zulasten des Geschäftserfolgs keinesfalls als überteuert anzusehen. Allerdings dürfte sich die Aktie analog der letzten Jahre zumindest kurzfristig kaum stark bewegen. Der Titel sollte sich indessen auch weiterhin als sehr wertstabil erweisen.
Sollte es der Hypi allerdings gelingen, den Anstieg des zinsindifferenten Geschäfts fortzusetzen und mehr Angebote im digitalen Bereich für Dritte zu lancieren, könnte ein markant höherer Kurs der Papiere möglich sein. Ob es gelingt, aus den digitalen Services und dem zinsindifferenten Geschäft erhebliche Einnahmen zu generieren, wird die Entwicklung der nächsten Jahre zeigen. Für die Aktionäre bleibt indessen die Gewissheit, dass die Kosten für die Ausweitung dieser Angebote tief ausfallen und keinesfalls zu einer markanten Belastung des Geschäftserfolgs führen werden. Somit eignet sich die Aktie auch weiterhin für substanzorientierte Anleger, die ihre Besitzer mit einer ansehnlichen Barrendite beglücken wird.