Alexander Everke, CEO AMS: «Rückführung der Schulden hat Priorität»

Kurseinbruch nach Bekanntgabe der Zahlen 2018

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Die Aktien des Chipherstellers AMS brechen am Dienstag in einem positiven Gesamtmarkt deutlich ein. Das Unternehmen hat wie erwartet für das vierte Quartal einen schwachen Umsatz ausgewiesen. Enttäuscht zeigen sich die Anleger aber insbesondere von den sehr vorsichtigen Prognosen für das laufende erste Quartal sowie von der Streichung der Dividende.

AMS fällt im Tagesverlauf bis zu 15%, kann aber einen Teil der Verluste wettmachen und geht bei 25.12 CHF aus dem Markt, ein Minus von 6,9%. Im Vorjahr hatte der Titel wegen der Absatzschwäche beim wichtigen Kunden Apple um beinahe drei Viertel an Wert eingebüsst.

Alexander Everke, CEO AMS, zur Abhängigkeit von Apple, zum Verzicht auf eine Dividende für 2018 und zu den Chancen für AMS mit Einführung des neuen Moblifunkstandards 5G.

Im Interview mit schweizeraktien.net äussert sich CEO Alexander Everke zur Abhängigkeit von Apple: „Wir haben die klare Strategie, dass wir diversifizieren, nicht nur im gleichen Segment, also im Mobilfunkbereich, sondern auch im Nonconsumer-Bereich, wo wir sehr gute Wachstumsraten im Industrie-, Medizin- und Automotivesektor sehen.“ Wachstumschancen macht Everke vor allem in Asien aus: „Das ist für uns ein sehr wichtiger Markt. Viele Kunden von uns, Mobilfunkhersteller, aber auch Autoindustrie und Medizinunternehmen, sind in Asien. Wir investieren deshalb sehr stark in Sales, Marketing, Applikationsengineering und System-Know-how lokal vor Ort, um nahe am Kunden zu sein.“

Rückführung der Schulden hat Priorität

Nach hohen Investitionen in das Werk in Singapur habe 2019 eine Rückführung der Schulden bei AMS Priorität. Deshalb werde für 2018 keine Dividende ausbezahlt. „Eine hohe Priorität ist es, die Profitabilität zu steigern, aber trotzdem in Innovationen zu investieren, um zukünftige Technologie unseren Kunden anbieten zu können“, so Alexander Everke.

Analysten enttäuscht über Zielvorgaben für erstes Quartal 2019

Mit 491.4 Mio. USD liegt der Umsatz im vierten Quartal in der unteren Hälfte der firmeneigenen Umsatzvorgaben von 480 bis 520 Mio. USD und leicht über den Konsensschätzungen. Analysten verweisen allerdings darauf, dass das Unternehmen die Vorgaben Mitte November von zuvor 570 bis 610 Mio. USD reduziert hatte. Während die Analystenerwartungen beim bereinigten EBIT knapp übertroffen wurden, blieb der bereinigte Reingewinn weit dahinter zurück. Enttäuscht zeigt man sich in Expertenkreisen vor allem von den Zielvorgaben für das laufende erste Quartal. So schreibt etwa die UBS in einem Kommentar, dass der Start ins neue Jahr offenbar schwach ausgefallen sei. Gleichzeitig sieht die Bank positive Zeichen in der Bilanz, insbesondere in den stärker als erwartet erhöhten Barmitteln.

Cashflow und Reduktion der Schulden als gutes Zeichen

Den guten Cashflow und die Reduktion der Schulden streicht auch die Bank Vontobel hervor. Aber auch die Privatbank zieht aus der defensiven Umsatzprognose für das erste Quartal den Schluss, dass die Nachfrage nach Smartphones wohl weiterhin schwach sei. Insbesondere der Verkauf von iPhones der neuesten Generation verlaufe schleppend.

Die Prognosen von AMS für die Entwicklung von Umsatz und Ergebnis im ersten Quartal liegen unter den Erwartungen der Analysten, so die einhellige Meinung. Als leicht negativ wird auch gewertet, dass AMS wegen der höheren Volatilität der Nachfrage keine längerfristigen Ziele mehr nennt, bzw. die bisherigen gestrichen hat.

Kursverlauf der AMS-Aktie in den letzten drei Monaten. Quelle: six-group.com

Laut der Zürcher Kantonalbank müsste aber bereits sehr viel Negatives in der Aktie eingepreist sein. Sie hält daher an ihrer Einstufung „Übergewichten“ fest, wie es in einem Kommentar heisst. Mit „Buy“ ist die Aktie auch bei Vontobel eingestuft, die UBS ist mit einem „Neutral“ etwas zurückhaltender.

Geplante Zweitkotierung an der Hongkonger Börse wird verschoben

Die Pläne für eine Zweitkotierung an der Hongkonger Börse will AMS verschieben. Diese hätte im zweiten Quartal 2019 über die Bühne gehen sollen. Begründet wird die Verschiebung mit dem volatilen Kapitalmarktumfeld. Das Management geht allerdings davon aus, dass die Pläne zu einem späteren Zeitpunkt weiterverfolgt werden.

cf/rw für awp / Interview schweizeraktien.net

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