Der Dentalproduktehersteller Coltene hat im vergangenen Jahr dank Zukäufen den Umsatz deutlich gesteigert und erstmals seit über einem Jahrzehnt wieder die Marke von 200 Mio. CHF geknackt. Der Umsatz kletterte um 21,4% auf 204 Mio. CHF.
Dies ist den Akquisitionen der Firmen Kenda, Scican und Micro-Mega zu verdanken, die 30.4 Mio. CHF Umsatz erzielten und damit 18,1% zum Wachstum beitrugen, wie der Hersteller von zahnmedizinischen Verbrauchsgütern und Kleingeräten für Zahnarztpraxen am Freitag in einem Communiqué bekannt gab.
Das währungsbereinigte Wachstum aus eigener Kraft der angestammten Aktivitäten der Coltene-Gruppe lag mit 2,7% am oberen Ende des geschätzten Marktwachstum von 2 bis 3%. Mit Ausnahme von Lateinamerika wuchs Coltene überall zweistellig. Die stärkste Zunahme gelang in Nordamerika, wo die Umsätze dank den Akquisitionen in Lokalwährungen um 31,3% in die Höhe schossen.
Umsatzsprung in Nordamerika
In der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika kletterten die Umsätze in Lokalwährungen um 18,1%, während sie in Asien um 16,7% stiegen. Dagegen litten die Umsätze in Lateinamerika unter der Talfahrt der brasilianischen Währung Real, die um 13% tauchte. Deshalb hätten die Verkäufe in Lokalwährungen stagniert, hiess es. Die wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten in Schlüsselmärkten dieser Region hemmten die Umsätze.
Scican mit Sitz in Toronto ist ein auf Desinfektionsgeräte und Hygieneprodukte spezialisiertes Unternehmen und Micro-Mega mit Sitz im französischen Besançon ein Anbieter von Endodontie-Instrumenten, also zur Zahnerhaltung etwa durch Wurzelbehandlungen. Über zwei Drittel ihres Umsatzes machen die beiden Unternehmen in Nordamerika. Auf Europa entfällt rund ein Viertel, der kleine Rest auf Asien.
Coltene will das definitive Jahresergebnis am 4. April 2019 veröffentlichen.
Wechsel der Rechnungslegung
Zudem hat das Unternehmen beschlossen, die Rechnungslegung im Geschäftsjahr 2019 vom Standard IFRS auf den Schweizer Standard Swiss GAAP FER umzustellen. Dieser wird erstmals beim Halbjahresergebnis angewandt. Für das Geschäftsjahr 2018 wird Coltene noch nach IFRS Bericht erstatten. Der Schweizer Rechnungslegungsstandard FER sei weniger komplex und koste weniger.
Mit dem Wechsel von IFRS zu Swiss GAAP FER wird Coltene den gesamten bilanzierten Goodwill mit dem Eigenkapital verrechnen. Damit kommt es zu einer Verkürzung der Bilanz und zu einer Reduktion der Eigenkapitalquote. Zudem werde die Bilanz im Wesentlichen um die Vorsorgeverpflichtungen gemäss IAS 19 entlastet, und auch die dafür nötigen aktuarischen Bewertungen werden in Zukunft wegfallen, hiess es. Auf den Reingewinn werde sich dies im Normalfall leicht positiv auswirken.
Hätte Coltene den Jahresbericht 2017 nach den Grundlagen von FER erstellt, wären EBIT und Reingewinn um rund 0.1 Mio. CHF höher ausgefallen. Aufgrund der vollständigen Ausbuchung des Goodwills, der darauf entfallenden latenten Steuern sowie der Pensionsverbindlichkeiten hätten sich das Eigenkapital um rund 27 Mio. CHF und die Bilanzsumme um rund 39 Mio. CHF reduziert. Die Eigenkapitalquote hätte dadurch um 0,7 Prozentpunkte zugenommen und würde unter Swiss GAAP FER 73,4% betragen.
Im ersten Semester 2018 wären wegen einem positiven Effekt im IFRS-Abschluss aus der IAS-19-Berechnung aufgrund der Senkung des Umwandlungssatzes in der Pensionskasse das EBIT unter Swiss GAAP FER um rund 1.4 Mio. und der Reingewinn um rund 1.2 Mio. CHF tiefer ausgefallen. Die Eigenkapitalquote wäre bei einem tieferen Eigenkapital von rund 31 Mio. von 70,9% auf 69,3% gesunken.
Segmentswechsel an der Schweizer Börse
Als Folge des Wechsels des Rechnungslegungsstandards will Coltene an der Schweizer Börse SIX per 1. Juli 2019 vom Segment International Reporting Standard in den Swiss Reporting Standard wechseln. Die Aktien von Coltene würden aber in den Indizes der SPI-Familie sowie in den beiden SXI-Indizes, SXI Life Sciences und SXI Bio+Medtech bleiben, schrieb das Unternehmen.
jb/tt