Zu den Spezialitäten im ausserbörslichen Aktienhandel gehören auch die Aktien einzelner Raststättengesellschaften: Dazu zählen beispielsweise die Luzerner Raststätten AG LURAG an der A2 in Neuenkirch, die Gotthard Raststätte in Erstfeld und Stalvedro sowie die Gesellschaften der Ostschweizer Thurau-Gruppe. In der 2. Jahreshälfte 2018 waren die Titel der Thurau-Gruppe, zu denen u.a. die Raststätte Thurau AG, die Raststätte Rheintal AG sowie die Raststätte Walensee AG gehören, vorübergehend vom ausserbörslichen Handel ausgesetzt. Grund für diese wochenlange Abstinenz waren jedoch keine operativen Schwierigkeiten, sondern vielmehr wertpapiertechnische Änderungen. Die Gesellschaft hatte sich entschlossen, die physischen Aktientitel abzuschaffen und Bucheffekten einzuführen. «Wir haben auf Bucheffekten umgestellt, um den Handel mit den Aktien und auch die Dividendenzahlungen zu vereinfachen», erklärt Verwaltungsratspräsident Dr. Erwin Scherrer den Schritt auf Nachfrage von schweizeraktien.net. Die Umstellung habe einige Zeit gedauert und vielleicht bei dem einen oder anderen Aktionär zu Fragen geführt, so Scherrer weiter. Nun sei diese Massnahme allerdings erfolgreich umgesetzt und die Titel wieder auf OTC-X und auf anderen Handelsplattformen gelistet.
Erfreuliches 2018 erwartet
In Bezug auf die Geschäftsentwicklung im letzten Jahr äussert sich der VR-Präsident positiv. «Wir erwarten ein gutes Jahresergebnis». Konkret beschäftigte sich die Gesellschaft im vergangenen Jahr mit der Einführung einer Frische-Theke an allen Standorten, nachdem das Konzept am Standort Rheintal Ost in 2017 gut angenommen wurde. Insgesamt investierte die Gruppe 2017 rund 7.5 Mio. CHF in den Neubau der Ostseite der Raststätte Rheintal. In diesem Jahr wird die Raststätte Thurau Nord umgebaut. Die Thurau-Gruppe spürt insgesamt, dass sie auf die veränderten Kundenbedürfnisse mit Anpassungen an die Räumlichkeiten und das Sortiment reagieren muss. Positiv haben sich in 2018 nach Auskunft von Erwin Scherrer die Verkäufe von Treibstoffen entwickelt. Er weist darauf hin, dass die Raststätten der Thurau-Gruppe sogenannte «Umgebungspreise» anbieten. Die Kunden haben das offenbar gemerkt und tanken so nun an der Autobahnraststätte zu den gleichen Preisen wie an Tankstellen in der jeweiligen Region.
Neuer Standort in Hörbranz für 17 Mio. Euro
Ein Höhepunkt in 2018 war auch die Eröffnung der Raststätte Bodensee in Hörbranz in Österreich. Auf dem Gelände der ehemaligen Zollstation wurde innerhalb von 18 Monaten eine neue Raststätte errichtet, die zu 51% zur Raststätte Thurau AG gehört. Weitere Gesellschafter der Raststation Bodensee Hörbranz GmbH sind das Bauunternehmen Rhomberg und die Mineralöl-Handelsfirma Schindele. Insgesamt verfügt die Raststation über 250 Sitzplätze im Restaurant und dem Take Away-Bereich mit angrenzender Terrasse. Die Baukosten werden mit rund 17 Mio. Euro angegeben.
Zahlen zum Geschäftsjahr 2018 sind noch keine bekannt. In 2017 erzielte die Raststätte Thurau-Gruppe einen Umsatz von 27.6 Mio. CHF. Der Betriebsgewinn (EBITDA) erreichte knapp 2 Mio. CHF, der konsolidierte Jahresgewinn 1 Mio. CHF. Aus dem Raststättengeschäft in Thurau resultierte bei einem Umsatz von 3.9 Mio. CHF allerdings nur eine knappe «schwarze Null». Wesentlich besser lief es hingegen bei der Raststätte Rheintal und der Raststätte Walensee, die beide einen ansehnlichen Reingewinn erzielten und auch Dividenden an die freien Aktionäre und die Muttergesellschaft Raststätte Thurau ausschütten konnten.
Fazit
Das Handelsvolumen in den Aktien der Raststätte Thurau AG, Raststätte Rheintal AG und Raststätte Walensee ist auch nach der Wiederaufnahme des Listings sehr gering. Insgesamt ist der Sektor sehr stark abhängig von Pendler- und Touristenströmen in der Region. Die Aussagen von VR-Präsident Erwin Scherrer lassen darauf schliessen, dass 2018 ein erfolgreiches Geschäftsjahr werden dürfte. Allerdings sind die hohen Investitionen, welche die Gesellschaften derzeit in die Erneuerung der Gebäude und Anpassung der Sortimente investieren müssen, nicht zu vernachlässigen. Für die Aktien der Raststätte Thurau AG wurden auf OTC-X zuletzt 6’000 CHF gezahlt. Gemessen an den 2017er-Zahlen entspricht dies einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 12 sowie einem Aufschlag von 38% auf den ausgewiesenen Buchwert. Es dürften allerdings aufgrund der regelmässigen hohen Abschreibungen stille Reserven in den Büchern schlummern. Bei einer Ausschüttung von 150 CHF je Aktie, wie dies für 2017 der Fall war, rentiert der Titel mit 2,5%. Aktuellere Kennzahlen liegen derzeit noch keine vor.