Ernst Uhler, CEO Energie Zürichsee Linth: «Wir sind erfolgreich ins neue Geschäftsjahr gestartet»

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Der regionale Versorger Energie Zürichsee Linth AG (EZL) gab im Januar seine Zahlen für das Ende September 2018 beendete Geschäftsjahr bekannt. Der Umsatz stieg demnach um 8,3% auf 54 Mio. CHF, obwohl der Absatz von Erdgas/Biogas rückläufig war. Der Gewinn lag gegenüber dem Vorjahr praktisch unverändert bei 4.3 Mio. CHF. Aktionäre dürfen sich auf eine Erhöhung der Dividende freuen.

Im Gespräch mit schweizeraktien.net unterstreicht Ernst Uhler, CEO von EZL, die Bedeutung von Gas im Rahmen der Klimathematik, erläutert die Vorteile von Gas- gegenüber Elektromobilität und freut sich über den Turnaround bei seinen Tochtergesellschaften.

Ernst Uhler ist seit Oktober 2016 CEO des regionalen Energieversorgers EZL.  Zuvor war er 20 Jahre lang Geschäftsführer der Erdgas Obersee AG, dem Vorgängerunternehmen der EZL. Bild: zVg.

Herr Uhler, trotz des überdurchschnittlich warmen Jahres 2018 konnten Sie den Umsatz um über 8% steigern. Worauf ist das zurückzuführen?

Bei allen Sparten konnten mir die Umsätze ausbauen. Wie auch bei den beiden Tochterunternehmen. Selbstverständlich hatten auch die gestiegenen Energiekosten und damit höhere Energieverkaufspreise ihren Einfluss.

Der Energieträger Gas schwächelte etwas im letzten Jahr. Ihre Erd- und Biogas-Umsätze gingen um 3% zurück. Ist das auch auf das warme Wetter zurückzuführen?

Die Wetterverhältnisse über das ganze Geschäftsjahr betrachtet waren deutlich milder wie im Vorjahr. Dies zeigte sich auch bei Heizgradtagen, deren Wert um 10 Prozent unter dem Vorjahr liegt. Umso bemerkenswerter ist, dass der Absatz nicht noch stärker gesunken ist. Die vielen Neukunden haben uns geholfen, den Rückgang in Grenzen zu halten.

Im Bereich Treibstoff, der noch ein Nischenprodukt bei EZL ist, konnten Sie ansehnlich zulegen. Warum sehen Sie Wachstumschancen in diesem Markt?

Wir sind überzeugt, dass der Treibstoff Erdgas/Biogas im Rahmen der Klimathematik verstärkten Zuspruch gewinnen wird. Der Umweltbericht des Bundesrates 2018 zeigt die Qualität der Gasfahrzeuge. Sie können einen massiven Beitrag fürs Klima leisten und dies zu einem günstigen Preis. Zudem bieten die Hersteller wie Audi, Fiat, Opel, Seat, Skoda und VW interessante Volumenfahrzeuge an.

Derzeit wird sehr viel über Elektromobilität gesprochen. Welche Vor- und Nachteile bieten mit Erd/Biogas angetriebene Fahrzeuge gegenüber Elektromobilität? Warum steht die e-Mobilität mehr in Fokus der Öffentlichkeit?

Gasfahrzeuge bieten eine bewährte Technologie mit einem sehr sauberen Treibstoff, insbesondere wenn der Kunde an der Säule Biogas wählt. Die Fahrzeuge sind innerhalb drei Minuten wieder voll betankt. Zudem verfügt der Lenker mit Benzin über eine bewährte Alternative. Gasfahrzeuge bieten ab dem ersten Tag den ökologischen Vorteil.

Stromfahrzeuge kämpfen gegen den grossen Ressourcen-Bedarf bei der Produktion. Zudem verfügen wir wohl in der Schweiz über ein gutes Strom-Tankstellennetz, im Ausland dürfte dies jedoch noch einige Zeit dauern.

Wie ist der Stand bei den Arbeiten zum Energieverbund Jona? Welche Investitionen betreiben Sie? Was erhoffen Sie sich bezüglich Umsatz?

Verlegung der Leitungen des Energieverbunds Langrüti-Feldli in Rapperswil-Jona. Bild: Stadtjournal RJ

Die Leitungen für die Phase 1 sind verbaut. Die Energiezentrale wird im Sommer in Betrieb gehen. Ab Herbst werden die ersten Kunden mit Wärme bedient, weitere kommen nachher sukzessive dazu. Das in der Nähe geplante Jona-Center mit 180 Wohnungen und 9‘000 m² Gewerbefläche wurde vom Stimmbürger gutgeheissen. Mit dessen und weiteren Erschliessungen werden sich die Umsätze sukzessive entwickeln.

Ihre Töchter Lampert Heizungen AG und MZ Sanitär+Heizung AG mussten in 2017 Umsatzeinbussen von 4 Mio. CHF hinnehmen. Nun hat seit Anfang 2018 Andreas Jost die Zügel bei MZ in den Händen. Haben sich Ihre Hoffnungen auf einen Turnaround erfüllt?

Die beiden Unternehmen haben den Umsatz um 19 Prozent auf 12 Mio. CHF gesteigert. Wir hatten eine sehr starke betriebliche Auslastung. Beide jungen Geschäftsführer konnten die Umsätze ausbauen, dies obwohl der Wettbewerb am Markt weiter zugenommen hat.

Der Anteil von Biogas war in 2017 relativ niedrig bei 3% der gesamten abgesetzten Gasmenge. Wie entwickelt sich der Anteil von Biogas an der Gesamtmenge abgesetzten Gases vor dem Hintergrund, dass Sie bis 2030 einen 30%-Anteil erreichen wollen?

Der Verband der Schweizer Gasindustrie hat die Zielsetzung von 30% Biogas bei den Wärmekunden definiert, diesen Weg unterstützen wir. Unser Anteil liegt im Moment leicht über 5 Prozent. Wir suchen zurzeit nach Möglichkeiten, in unserem Marktgebiet neue Produktionen zu generieren, dies braucht noch Zeit. EZL engagiert sich aber auch International für einen gesicherten Import von erstklassigem Biogas.

Sie haben sich an der luzernischen Biogasanlage Inwil beteiligt. Wie entwickelt sich diese Beteiligung?

Swiss Farmer Power in Inwil konnte ihre Effizienz bei der Biogasproduktion weiter steigern. Das Biogasvolumen litt jedoch unter dem warmen Sommer, der das Wachstum der Pflanzen stark einschränkte. Die Wirtschaftlichkeit konnte trotzdem auf hohem Niveau gehalten werden.

Darüber hinaus war geplant, Biogas über die ARA Obersee in Schmerikon zu produzieren und einzuspeisen. Wie ist hier der Stand der Dinge?

Die Planung für die Erstellung der Biogas-Anlage bei der ARA-Obersee in Schmerikon wurde abgeschlossen. Die Inbetriebnahme war ursprünglich für den Herbst 2018 vorgesehen, musste infolge Verzögerungen bei den Bauarbeiten auf den Frühsommer 2019 verschoben werden.

Die Preise für Erdgas haben nach einer Delle in den Jahren 2016 und 2017 wieder angezogen. Dabei ist auffallend, dass die CO2-Abgabe immer höher wird. Können Sie die Preissteigerungen 1:1 an die Kunden weitergeben?

Das Preisniveau im Gesamten ist gestiegen. Deshalb mussten wir unseren Kunden per 1. Juli 2018 auch eine Preisanpassung signalisieren. Diese Massnahme wurde von den Kunden gut aufgenommen. Wir gehen davon aus, dass die Kunden generell auch gut über die Entwicklungen im Energiemarkt informiert sind.

Entwicklung der Konsumentenpreise für Energieträger. Quelle: Bundesamt für Statistik

Wie sehen Sie die Diskussionen um Nord Stream 2? Wie gross ist Ihre Abhängigkeit von russischem Erdgas?

Der Gasmarkt ist generell sehr liquide. Neben der Nord Stream 2 wird ab 2020 die Trans Adriatic Pipeline zur Verfügung stehen. Diese Leitung wird jährlich 20 Mrd. Kubikmeter zur Verfügung stellen können. Die Diversifikation dürfte damit weiter zunehmen.

Wie ist die EZL in das neue Geschäftsjahr 2018/19 gestartet und welche Ziele verfolgen Sie für das laufende Jahr?

Wir sind erfolgreich ins neue Geschäftsjahr gestartet. Das milde Wetter im 4. Quartal wurde mit einem kalten Januar kompensiert. Bereits hat wieder eine grosse Anzahl Hauseigentümer eine Gasheizung in Betrieb genommen.

Wir verfolgen die Fokussierung auf die duale Strategie: Pflege und Ausbau des Stammmarkts „Erdgas/Biogas“; neue Kundinnen und Kunden gewinnen und gleichzeitig die neuen Geschäftsfelder Contracting, Betriebsführung für Versorgungsanlagen und Mobilität weiter entwickeln, das bietet viel Potential.

Ein moderater Ausbau beim Fachpersonal begleitet das Wachstum in den neuen Geschäftsfeldern. Parallel wird auf der Basis eines unverändert konsequenten Kostenmanagements für das laufende Geschäftsjahr wieder ein gutes Ergebnis angesteuert.

Sie erhöhen die Dividende um 5% auf 52.50 CHF, obwohl der Gewinn auf Vorjahresniveau liegt. Welche Ausschüttungspolitik verfolgen Sie generell und worauf können sich die Aktionäre in Zukunft einstellen?

Die EZL will auch künftig über genügend Mittel für das Wachstum verfügen. Wir streben weiterhin eine Ausschüttungsquote von ca. 50% an.

Herr Uhler, ich danke Ihnen für dieses Gespräch. 

Die Aktien der Energie Zürichsee Linth AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 1’795 CHF für eine Aktie gezahlt. Auf dem aktuellen Kursniveau liegt die Dividendenrendite bei rund 2.9%.

 

 

 

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