Was bezeichnet man als „Büchel“? Was bedeutet die Abkürzung „WLTP“? Die Aktionäre und Gäste der 3. Generalversammlung der Energie Zürichsee Linth (EZL) sind seit der gut besuchten Veranstaltung in der Starlite Eventhall in Jona um ein Stück Kulturgeschichte und Begrifflichkeiten der Mobilitätstechnologie reicher. Aber dazu später mehr.
EZL baut die Energiezukunft
VR-Präsident Hansruedi Müller eröffnete die GV unter dem Motto „Wir bauen die Energiezukunft“. Und das ist wörtlich zu nehmen. Denn im Installationsgeschäft, dem Schweissen und Verlegen von PE-Leitungen, konnten Projekte wie die Wasserversorgung Rapperswil-Jona, Wasserversorgung Uznach, Gemeindewerke Richterswil und EW Lachen fertiggestellt werden oder stehen vor dem baldigen Abschluss der Arbeiten.
Töchter sind aus dem Gröbsten raus
Die Performance der beiden Töchter Lampert Heizungen AG und MZ Sanitär + Heizung AG, die 2017 Umsatzeinbussen von 4 Mio. CHF hinnehmen mussten, ist 2018 wieder deutlich besser. Insgesamt trugen sie mit 12 Mio. CHF zum Umsatz bei; die Auftragsbücher sind gut gefüllt und reichen bis weit ins Jahr 2020.
Erfreuliche und strategiekonforme Entwicklung im Gasgeschäft
Auch deshalb konnte Müller den 282 Aktionären, die einen Stimmanteil von 82,6% der Aktien repräsentierten, zum wiederholten Mal Rekordergebnisse präsentieren. Das Wachstum im Kerngeschäft Erdgas/Biogas betrug 6% auf 42 Mio. CHF Umsatz in 2018.
Beigetragen zum Wachstum haben auch die 99 Neuanschlüsse, die ans Netz gebracht werden konnten. 2017 waren es noch 63. Müller nannte das eine „erfreuliche und strategiekonforme Entwicklung“.
Des einen Freud, des anderen Leid
Das schöne Jahr 2018 ist den Aktionären noch in bester Erinnerung; wie alle genossen sie Sommertemperaturen im Frühling und bis in den späten Herbst hinein. Für die EZL aber hat das sehr warme Jahr zum Rückgang der Gaslieferungen um 3% geführt. Dies zeigte sich auch bei Heizgradtagen, deren Wert um 10% unter dem Vorjahr lag. Der Rückgang im Gasabsatz konnte aber laut CEO Ernst Uhler durch Neukunden fast kompensiert werden.
Leicht unter dem Vorjahr sei man auch ins 2019 gestartet, sagte Uhler weiter. Verantwortlich dafür sei der Februar mit seinen frühlingshaften Temperaturen. Zum Glück aber seien die Nächte richtig kalt gewesen (Gelächter im Saal), weshalb sich der Rückgang in Grenzen halte.
Mit Leuchtturmprojekt voll im Plan
Mit dem „Leuchtturmprojekt“ Energieverbund Jona ist die EZL voll im Plan. So wurde die erste Etappe des Fernwärmenetzes gebaut und die Energiezentrale in der ARA fertiggestellt. Die Inbetriebnahme ist wie vorgesehen auf Mitte 2019 terminiert.
Die Erschliessung des Areals Langrüti-Feldli mit Wärme und Kälte aus dem Energieverbund Jona ARA ist im nördlichen Teil bereits vollzogen. Die Netzerweiterung in den südlichen Teil entlang der Porthofstrasse ist, wie auch der Anschluss des Neubaus der Stiftung Alterswohnungen, beschlossen und soll bis 2020 abgeschlossen sein. Mit dem neuen Energieverbund wird sich der CO2-Ausstoss in diesem Gebiet um 4‘000 Tonnen pro Jahr verringern, wie Müller sagte.
Aktive Rolle im Energietransformationsprozess …
VR und Geschäftsleitung sehen das Gelingen des Unternehmens im Einklang mit Umwelt und Nachhaltigkeit. Die EZL übernimmt eine aktive Rolle im Energietransformationsprozess. So hält sie weiter am Ziel fest, den Anteil von Biogas bis 2030 von heute 5% auf 30% auszubauen. Erneuerbare Gase seien der Schlüssel zur Energiezukunft, führte Uhler aus. Deshalb sei man eine Partnerschaft mit der AXPO eingegangen, um die Produktion von Biogas weiter auszubauen. Heute bereits ist die EZL mit ihrem Anteil an der Anlage im luzernerischen Inwil an der Verwertung z.B. von Grüngut engagiert.
… und im Ausbau der Gasmobilität
Noch ist es, verglichen mit dem Gasabsatz im Stammgeschäft, mit gut 2,6 Gigawattstunden eine relativ kleine Menge, die an Treibstoff über die eigenen 8 Tankstellen abgegeben wird. Aber der Absatz steigt stetig mit Wachstumsraten von bis zu 10% pro Jahr. Ginge es nach Uhler, müsste es schneller gehen. Und hier kommt „WLTP“ ins Spiel. Das Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure (zu deutsch etwa: weltweit einheitliches Leichtfahrzeuge-Testverfahren) ist in der EU seit 2017 in Kraft. Wegen dem neuen Messverfahren zur Bestimmung der Abgasemissionen (Schadstoff- und CO2–Emissionen) bestellten Händler aber zuerst volumenträchtige Fahrzeugreihen, weil das Prüfungsprozedere aufwendig ist. Gas-Hybrid-Fahrzeuge mit ihrem kleinen Marktanteil würden deshalb von den Händlern noch zu wenig bestellt.
Deshalb ist die Sichtbarkeit von Gasmobilität wichtig: Mit ihrer eigenen Flotte von 40 Gas-PKW und -Nutzfahrzeugen macht die EZL in und um Rapperswil-Jona herum deutlich Werbung für ihren Treibstoff. An der GV war ein Gas-Audi denn auch das viel bestaunte Herzstück des Interieurs der Eventhalle.
Aktionäre freuen sich über Dividendenerhöhung – und die Klänge des Büchel
Es war eine harmonische GV, keine Wortmeldungen, alle Anträge des VR wurden mit um die 99% der Stimmen angenommen. Eine Dividendenerhöhung von 5% auf 52.50 CHF war die abschliessend gute Nachricht für die Aktionäre, die dann zusätzlich mit einem dreigängigen, exklusiven Abendessen von edelweisscatering.ch verwöhnt wurden.
Als gegen Ende der fünfstündigen GV „Alphorn mit Stilbruch“ serviert wurde, kam so mancher Aktionär noch mal richtig aus sich raus. Der Musiker Markus Sahli aus dem benachbarten Lachen brachte den Saal zum Beben, als er den Alphorn-Klassiker „Sie ist meine Swiss Lady“ der Pepe-Lienhard-Band wiedergab.
Der Act passte treffend, denn Sahli mischt Konvention wie Volksmusik mit modernen Jazz-Elementen. Die EZL wiederum verbindet das konventionelle Versorgergeschäft mit zukunftsträchtigen Umweltthemen.
Und Sahli spielte den Büchel. Ein Instrument aus der Familie des Alphorns aus dem Muotathal, aber viel kürzer, das letztlich wie eine zu gross geratene Holz-Trompete daherkommt. Als Zugabe lieferte die EZL ihren Aktionären zum Schluss also auch noch ein Stück kulturelle Weiterbildung.