Spar- und Leihkasse Frutigen: Geschäftserfolg legt im 2018 trotz sinkender Bilanzsumme deutlich zu

Konstante Dividende - Ausbau der Vermögensverwaltung angestrebt

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Die Spar- und Leihkasse Frutigen AG (SLF) baute im Geschäftsjahr 2018 die nicht benötigte Liquidität ab, um so die Belastung des Instituts mit Negativzinsen, die von der Schweizerischen Nationalbank SNB belastet werden, zu senken. So wurden ausgelaufene Kassenobligationen und gekündigte Spargelder von «ein paar auswärtigen institutionellen Kunden nicht mehr verlängert», wie die SLF im neuesten Geschäftsbericht, der bis dato online nicht zur Verfügung steht, informiert. Auch wurden die im Berichtsjahr auslaufenden Pfandbriefdarlehen weitgehend zurückbezahlt. Zudem wurde das nicht zur Bilanzsumme zählende Vermögensverwaltungsgeschäft ausgebaut. So gingen die Kundengelder gesamthaft um 1,2% zurück. Deutliche Spuren hinterliess diese Entwicklung auch bei der Bilanz, die in der Summe um 1,5% auf knapp 1.5 Mrd. CHF fiel. Weiter fortgesetzt wurde indessen das Wachstum bei den Ausleihungen, die im vergangenen Jahr nochmals um 3% zulegten. Der Deckungsgrad der Ausleihungen ging denn auch von sehr hohen 93,1% auf nach wie vor sehr gesunde 89,2% zurück.

Zinserfolg legt zu

Die SLF konnte trotz der anhaltenden Tiefzinsen den Bruttozinserfolg im 2018 um hohe 5,3% auf 16.3 Mio. CHF steigern. Damit wurde das Plus der Ausleihungen von 3% klar übertroffen, was zumindest eine leichte Entspannung des Zinsmargendrucks anzeigt. Profitieren konnte dir Regionalbank vor allem von den um 16,2% gesunkenen Refinanzierungskosten, denen ein leichter Rückgang der Zinseinnahmen um 0,9% gegenübersteht. Dank der positiven Veränderungen früherer Wertberichtigungen im Umfang von 0.4 Mio. CHF stieg der Nettozinserfolg sogar um 5,5% an. Hingegen musste beim Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft ein Minus von 4,8% auf 1.3 Mio. CHF verbucht werden. Während die Erträge stabil waren, stiegen die bezahlten Kommissionen an, was dem schwierigen Börsenumfeld zugerechnet werden kann. Höhere Mieteinnahmen liessen den übrigen ordentlichen Erfolg ansteigen, so dass die Gesamteinnahmen um 5% auf 19.1 Mio. CHF avancierten.

Auf der Kostenseite belastete der um 1,7% auf 6.9 Mio. CHF angestiegene Personalaufwand. Dank der um 2,6% tieferen Sachausgaben konnte der Geschäftsaufwand dennoch auf dem Vorjahresniveau von 10.2 Mio. CHF gehalten werden. Wegen geringerer Investitionen in die IT fielen die Sachabschreibungen um 250’000 CHF auf 1.7 Mio. CHF zurück. Gleichzeitig wurden die Rückstellungen zulasten der Erfolgsrechnung deutlich von 0.3 Mio. CHF auf 1 Mio. CHF aufgestockt. Diese dienen, wie die SLF informiert, der Risikovorsorge. Im Ergebnis stieg der Geschäftserfolg um 8,1% auf 6.1 Mio. CHF an. Die Berner Oberländer Bank nutzte das bessere Resultat zu einer Äufnung der Reserven für allgemeine Bankrisiken um 1.3 Mio. CHF nach 1 Mio. CHF im Vorjahr. Zudem stieg die Steuerbelastung um 100’000 CHF an. Dennoch resultierte unter dem Strich ein Gewinnplus von 1,5% auf 3.6 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten eine unveränderte Dividende in Höhe von 40 CHF pro Aktie. Die Ausschüttung erfolgt in der für Schweizer Privatanleger steuerfreien Form der Auszahlung aus Kapitaleinlagereserven.

Weiteres Wachstum erwartet

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet die SLF mit steigenden Volumen bei den Ausleihungen und bei den Kundengeldern. Als unsicher angesehen wird die Entwicklung des Immobilienmarktes, der die Nachfrage nach Hypotheken beeinflusst. Dennoch rechnet die Geschäftsleitung mit einem weiteren Plus beim Zinserfolg. Stabil entwickeln sollten sich die zinsindifferenten Erträge. Bei einem moderaten Plus des Geschäftsaufwands wird ein etwas höher Gewinn erwartet. Weiter ausgebaut werden soll das Wertschriftengeschäft.

Fazit

Die Geschäftszahlen der SLF fallen erfreulich aus. Der Oberländer Regionalbank ist es im Berichtsjahr offenbar gelungen, sich dem Zinsmargendruck zu entziehen. Die Erklärung, wie dies möglich war, liefert ein detaillierter Blick in die Jahresrechnung. So wurden teure Refinanzierungen und auch die liquiden Mittel gezielt reduziert. Diese Möglichkeit steht indessen nur den Banken mit einer sehr hohen Liquiditätsausstattung offen, da die Anforderungen an die zu haltende Liquidität seitens des Gesetzgebers erhöht wurden. Für die schweizerischen Banken sind die neuen Regelungen allerdings erst per 1. Januar 2019 verbindlich geworden, wie dem entsprechenden Rundschreben der eidgenössichen Finanzaufsichtsbehörde FINMA entnommen werden kann. Weitere Informationen lassen sich für den interessieren Leser etwa bei Wikipedia finden.

Offenbar ist es der SLF auch gelungen, unliebsame institutionelle Kunden aus anderen Regionen loszuwerden. Dies ist zumindest in der aktuellen Tiefzinsphase und den sehr guten Refinanzierungsmöglichkeiten eine willkommene Gelegenheit zur Ergebnisverbesserung. Inwieweit dies im Fall einer möglichen Erschwerung der Refinanzierung, die sich zumindest mittelfristig nicht abzeichnet, zum Bumerang in der Form höherer Kosten wird, ist offen. Dank der soliden Bilanz und der guten Verankerung in der Region, die so nochmals gefördert wird, ist dies allenfalls ein kleiner möglicher Makel.

Die SLF besitzt einen hohen Bestand an eigenen Titeln. Dieser lag zum Ende des Berichtsjahres bei 1’109 Titeln, was einem 2,8-Prozent-Anteil aller Titel entspricht. Damit dürfte die SLF zu den grösseren Aktionären gehören. Gemäss Darstellung des Geschäftsberichts besitzt kein Aktionär mehr als 5% der Papiere, die ihrerseits breit gestreut sind. Bei insgesamt 5’169 Aktionären liegt der Durchschnitt bei knapp acht Titeln pro Anteilseigner. Auffällig ist das hohe Handelsvolumen in den eigenen Papieren: So wurden 833 Aktien verkauft und 900 gekauft. Bei einem Handelsumsatz von lediglich 213 Titeln auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB), auf der die Aktien gelistet sind, drängt sich die Vermutung auf, dass die eigenen Papiere direkt über die SLF gehandelt werden. Die durchschnittlichen Ankaufspreise von 2’255 CHF und die Verkaufspreise von 2’300 CHF bewegen sich im Rahmen der auf OTC-X bezahlten Kurse. Aus dem Handel mit den eigenen Titeln wurde ein kleiner Gewinn von 28’000 CHF erzielt. Die Publikation der durchschnittlichen Preise erlaubt zumindest einen Einblick in die Transaktionen, auch wenn diese nicht so transparent erfolgen wie auf der offiziellen Handelsplattform. Für Investoren muss dies keinesfalls nachteilig sein, da so möglicherweise bei der Umplatzierung grösserer Stückzahlen erratische Kursausschläge vermieden werden können.

Der letztbezahlte Kurs auf OTC-X lag bei 2’260 CHF. Auf dieser Basis lässt sich eine auch im aktuellen Tiefzinsumfeld eher tiefe Ausschüttungsrendite von 1,8% errechnen. Als eher hoch anzusehen ist das KGV von 14.8 auf der Basis des Geschäftserfolgs für 2018. Hierbei nicht übersehen werden darf die hohe Bildung von Wertberichtigungen, die den ausgewiesenen Geschäftserfolg schmälern. Die Darstellung im Geschäftsbericht, wonach die Bildung der Wertberichtigungen der zukünftigen Risikovorsorge dient, untermauert dies. Günstig erscheinen die Aktien auf der Basis des Kurs-Buchwert-Verhältnisses mit einem Discount von gut 40% gegenüber dem offen ausgewiesenen Wert der Eigenmittel. Der Substanzwert dürfte diesen Betrag noch weiter übersteigen. Hierbei handelt es sich allerdings nur um einen theoretischen Wert, der von den freien Aktionären kaum realisiert werden kann. Dennoch bieten die Aktien der SLF zumindest für Anleger mit einem engen Bezug zur Region und der Möglichkeit, die den Aktionären offerierten Veranstaltungen besuchen zu können, eine valable Anlagemöglichkeit.

Hinweis in eigener Sache: Am 4. Juni findet der Branchentalk Banken statt. Im Fokus stehen das Vorsorge- und Vermögensverwaltungsgeschäft. Weitere Informationen, das Programm und die Online-Anmeldung finden Sie hier.

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