Die Elektrizitätswerk Jona-Rapperswil AG (EWJR) konnte im Jahr 2018 die Einnahmen vor allem dank des Installationsgeschäfts um 1,9% auf 32.2 Mio. CHF steigern. Etwas tiefer war der Energieabsatz mit 181 Gigawattstunden (GWh) nach 184 GWh im Vorjahr. Der Energieverbrauch korreliert mit den Temperaturen, weswegen beispielsweise im Januar 2018 der Vorjahresverbrauch um 11,6% unterboten wurde. Als schwierig bezeichnet das Unternehmen die Situation bei den Marktkunden, die ihren Anbieter frei wählen können. Zwar konnten fast alle im Berichtsjahr auslaufenden Verträge verlängert werden, informiert die EWJR im neuesten Geschäftsbericht. Indessen haben viele Kunden bis zum letzten Moment gewartet in der Hoffnung, dass die im Jahresverlauf kontinuierlich gestiegenen Preise wieder sinken würden. Dies bestätigte sich denn auch per Jahresende mit einem leichten Preisminus. Bei den Kunden, die ihren Anbieter nicht frei wählen können, den sogenannten grundversorgten Kunden, wurde nahezu ausschliesslich das Standardprodukt EWJR Oekopower verkauft.
Starkes Installationsgeschäft lässt Einnahmen wachsen
Die EWJR konnte im letzten Jahr vor allem dank des starken Installationsgeschäfts wachsen. Dessen Umsätze legten um 7,9% auf 6.1 Mio. CHF zu. Auch im Energiegeschäft konnte die EWJR dank der höheren Strompreise trotz der um 1,2% tieferen Verkaufsmenge ein leichtes Umsatzplus von 0,6% auf 26.1 Mio. CHF verbuchen. Auf der Kostenseite schlugen sich die höheren Preise mit einem Ansteig des Energie- und Netznutzungsaufwands von ebenfalls 0,6% auf 16.4 Mio. CHF nieder. Hingegen konnten sowohl beim Personal- als auch beim Betriebsaufwand Kostenreduktionen von 2,2% respektive 7,1% realisiert werden. Die Materialkosten legten wegen der Mehrumsätze im Installationsgeschäft um 5% zu. Gesamthaft konnte der Betriebsaufwand um 0,7% auf 25.1 Mio. CHF gesenkt werden. Dies führte im Ergebnis zu einem Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen EBITDA um 12,4% auf 7.1 Mio. CHF.
Vollständige Abschreibung der Investitionen
Die Abschreibungen fielen mit 3 Mio. CHF nach 3.2 Mio. CHF im Vorjahr tiefer aus. Im Berichtsjahr wurden sämtliche Investitionen sowie die Beteiligung an der Sustech GmbH vollumfänglich abgeschrieben. Die per 1.1.2018 übernommene Sustech bietet Beratungen in den Bereichen Energie, Bauphysik, Lüftungen, Solaranlagen und Heizungen an. Mit der Akquisition wurde das Installationsgeschäft verstärkt. Trotz der kompletten Abschreibung stieg das EBIT um 32,6% auf 4.1 Mio. CHF. Wegen des Wegfalls von Kursgewinnen auf das Wertschriftenportfolio fiel der Finanzertrag von 1 Mio. CHF im Vorjahr auf 250’000 CHF zurück. Zudem wurden im vergangenen Jahr Kursverluste von 400’000 CHF zulasten des Finanzaufwands verbucht. Wegen der Auflösung einer in den Vorjahren gebildeten Wertschwankungsreserve im Umfang von 260’000 CHF stieg der Finanzaufwand dennoch nur um 150’000 CHF auf 210’000 CHF an. Positiv auf die Erfolgsrechnung wirkten sich die um netto 150’000 CHF auf 800’000 CHF angestiegenen Erfolge der nicht betrieblichen Liegenschaften aus. Unter dem Strich resultierte ein Gewinn von 3.9 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 6,1% entspricht. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 200 CHF pro Aktie.
Neuer Webauftritt
Am 22. Februar 2019 ging die neue Homepage der EWJR mit detaillierten Informationen über die Gesellschaft online. Noch bis weit ins laufende Jahr hinein dauern wird der bisher grösste Einzelauftrag im Installationsgeschäft. Der Grossmarkt CC-Aligro in Rapperswil wird umgebaut und mit modernen Strom- und Lichtanlagen, welche die EWJR installiert, versorgt. Mit dem im 2018 neu geschaffenen Bereich Innovation will die EWJR im laufenden Jahr weitere Fortschritte erzielen und neue Geschäftsfelder erschliessen. Verzögerungen sind beim Bau des neuen Wasserkraftwerks in Schwanden, an dem die EWJR mit 10% beteiligt ist, zu verzeichnen. Wegen geologischer Probleme konnte der Triebwasserstollen nicht termingerecht fertiggestellt werden. Mit der Inbetriebnahme des Kraftwerks wird auf das Jahresende 2019 gerechnet.
Fazit
Die Geschäftszahlen der EWJR für 2018 fallen erfreulich aus. Ein genauerer Blick auf die Zahlen des Stromgeschäfts offenbaren eine sehr erfolgreiche Geschäftstätigkeit. So konnte die EWJR überproportional von den höheren Strompreisen auf der Verkaufsseite profitieren, ohne von zu hohen Einkaufspreisen belastet zu werden. Das Tüpfelchen auf dem „i“ ist mit einer hohen Marge das Installationsgeschäft, das im letzten Jahr weiter gestärkt wurde. Die klare Aussage, wonach alle Investitionen und die Beteiligungsnahme an der Sustech komplett abgeschrieben wurden, indiziert, dass die wirtschaftlichen Kennzahlen der EWJR noch besser ausfallen, als dies die ausgewiesenen Werte signalisieren.
Auf den ersten Blick unterdurchschnittlich präsentieren sich die Bilanzkennzahlen mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von nur 35% der Bilanzsumme. Allerdings verfügt die EWJR in den Fremdmitteln über Erneuerungsfonds für die Verteilung und Energieeffizienz weitere Mittel im Umfang von 37% der Bilanzsumme, die Eigenmittelcharakter aufweisen dürften. Die ebenfalls vorhandenen Rückstellungen von knapp 15% der Bilanzsumme dürften hingegen echte Verpflichtungen aus Kundenvorauszahlungen und Garantieleistungen darstellen. Der wirtschaftliche Eigenkapitalanteil des EWJR liegt dennoch bei über 70% der Bilanzsumme und kann als komfortabel angesehen werden. Zudem dürfte die EWJR noch einen nicht definierbaren Anteil stiller Reserven besitzen.
Die Aktien der EWJR werden auf der ausserbörslichen Handelsplatttform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 5’650 CHF weisen die Titel eine nicht nur im Branchenvergleich attraktive Ausschüttungsrendite von 3,5% auf. Als teuer angesehen werden muss indessen das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei einem ausgewiesenen Buchwert von knapp 800 CHF pro Aktie. Im aktuellen Kurs dürfte der hohe Substanzwert der Titel daher zumindest zu einem grossen Teil enthalten sein. Dies signalisiert auch das keinesfalls günstige KGV von 22 für das abgelaufene Jahr. Die Papiere eignen sich dennoch als Ersatz für Obligationen zur Anlage bei verhältnismässig tiefen Kursrisiken.