Die Bernerland Bank mit ihren elf Standorten ist im Emmental regional stark verankert. Mit einer Bilanzsumme von 1.6 Mrd. CHF gehört sie schweizweit zu den mittelgrossen Regionalbanken. Rund 80% der Erträge erzielte das Institut auch 2018 wieder im klassischen Zinsengeschäft. «Es war eigentlich ein langweiliges Geschäftsjahr», kommentierte Geschäftsführer Peter Ritter daher auch den Jahresabschluss 2018. Mit «langweilig» meint er vor allen Dingen, dass es gegenüber dem Vorjahr nur wenig Veränderungen gab.
Neue Mitbewerber am Markt spürbar
Bei einer genaueren Analyse des Jahresabschlusses zeigen sich bei der Bernerland Bank ganz klar die Herausforderungen, vor denen Retailbanken im Tiefzinsumfeld stehen. Denn die Ausleihungen für Hypotheken stagnierten im Geschäftsjahr 2018 bei 1.269 Mrd. CHF. Zwar konnte die Bernerland Bank neue Hypotheken mit einem Volumen von rund 100 Mio. CHF abschliessen, wie Ritter erläutert. Allerdings habe die Bank auch Hypothekarforderungen im Wert von 80 Mio. CHF durch Amortisationen und Liegenschaftsverkäufe verloren. Dass die Bank im Kerngeschäft nur marginal gewachsen ist, stellt für Peter Ritter aber kein Problem dar. «Wir gehen nicht jedes Geschäft ein», sagt er. Insbesondere bei langen Laufzeiten mit 15 Jahren, welche von neuen Mitbewerbern wie Pensionskassen und Versicherungen im Hypothekargeschäft angeboten werden, möchte die Bernerland Bank nicht mitmachen. Insgesamt zeigt aber auch die Entwicklung der Regionalbank, dass der Wettbewerb in ihrem «Brot-und-Butter-Geschäft» spürbar härter geworden ist. Auf der einen Seite hat die Nachfrage nach Wohneigentum in der Region abgenommen. Auf der anderen Seite kämpfen zahlreiche Wettbewerber um die weniger werdenden Kunden.
Zinsmargendruck hält an
Dies zeigt sich auch in den Zahlen der Erfolgsrechnung. Die Brutto-Zinsmarge ist in den letzten elf Jahren von 1,55% auf nur noch knapp 1,15% gefallen (siehe Grafik). Noch deutlicher wird dies beim Brutto-Erfolg aus dem Zinsengeschäft: Dieser ging 2018 um 3,7% auf 18.4 Mio. CHF zurück. Die Erträge aus dem Anlage- und Vorsorgegeschäft verharrten mit 2.6 Mio. CHF auf dem Vorjahresniveau. Obwohl die Bank beim Geschäftsaufwand wegen geringerer Informatikkosten kräftig sparen konnte und dieser um 12,5% auf 14.7 Mio. CHF zurückging, kam es beim Geschäftserfolg zu einem markanten Rückgang auf nur noch 2.9 Mio. CHF (Vorjahr: 6.0 Mio. CHF). Grund für diesen Rückgang ist allerdings ein einmaliger Abschreibungsaufwand in Höhe von 3.7 Mio. CHF, der im Zusammenhang mit einem Informatikprojekt steht. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn in Höhe von 4.1 Mio. CHF, der leicht unter dem Vorjahreswert liegt. Weiterhin soll den Aktionären eine unveränderte Dividende von 10.50 CHF je Aktie ausgeschüttet werden.
Investitionen in die Zukunft der Bank
Der Zufluss an Kundengeldern war in 2018 eher gering. Auch hier macht sich die Tiefzinssituation bemerkbar. Peter Ritter erklärt, dass seine Bank bewusst keine neuen Kundengelder angeworben habe, da sonst Negativzinsen auf diese angefallen wären. Mit einem Deckungsgrad von über 90% finanziert sich das Institut zum grössten Teil aus Kundengeldern. Positiv hat sich nach Informationen des Geschäftsführers die Zusammenarbeit mit der Zähringer Privatbank entwickelt. Zwar waren die Kundenvermögen per Ende 2018 mit 194 Mio. CHF gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig. Dies erklärt sich allerdings mit dem Kursrutsch an den Aktienmärkten zu Jahresende 2018.
Für das laufende Geschäftsjahr geht die Bernerland Bank von einer stabilen Entwicklung für das gesamte Geschäft und einem unveränderten, sogar leicht besseren Reingewinn aus. Allerdings macht Peter Ritter auch klar, dass sich das Bankgeschäft künftig weiter verändern wird. Gemäss Marktanalysen der Bernerland Bank hat das Bedürfnis der Kunden nach einem persönlichen Kontakt in den letzten acht Jahren, gemessen an der Anzahl Kundengespräche, um 55% zugenommen. Gleichzeitig nahmen aber auch die automatisierten Transaktionen zu, während die Schaltertransaktionen rückläufig waren. Für Peter Ritter bedeutet dies, dass die Bank den Kunden künftig weiterhin persönlich beraten, gleichzeitig aber auch optimale digitale Lösungen anbieten muss. Mit dem Umbau der Filiale in Hasle-Rüegsau zur Filiale der Zukunft wurde ein weiterer Schritt in Richtung Beraterbank gemacht. Für Peter Ritter stehen angesichts dieser Veränderungen künftig Investitionen in die Informatik, Infrastruktur und vor allem die Mitarbeitenden im Vordergrund. Bereits in den vergangenen Jahren hat die Bank stark in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden investiert.
Fazit
Im Gegensatz zu anderen mittelgrossen und grossen Regionalbanken ist die Bernerland Bank im vergangenen Jahr nur marginal gewachsen. Es ist allerdings auch konsequent, dass angesichts der ohnehin rückläufigen Margen nicht Wachstum um jeden Preis angestrebt wird. Denn das Wachstum ginge nochmals zulasten der ohnehin geringeren Marge und möglicherweise auch zulasten der Qualität der Ausleihungen und eines künftigen Zinsänderungsrisikos. Das Beispiel der Bernerland Bank zeigt allerdings auch, dass es schwierig ist, fehlendes Wachstum im Kerngeschäft Hypotheken zu kompensieren. Eine persönliche Anlage- und Vorsorgeberatung, kombiniert mit professionellen digitalen Tools, könnte hier ein Ausweg aus der Wachstumsfalle sein.
Die Bilanzkennzahlen der Bernerland Bank sind solide. Mit einer Kernkapitalquote von 17,8% liegt die Bank deutlich über den von der FINMA geforderten 11,2%. Auch die Refinanzierung mit mehr als 90% durch Kundengelder verleiht der Bank Unabhängigkeit. Mit einer Cost/Income-Ratio von 65.9% liegt das regionale Bankhaus allerdings klar über den Werten von ähnlichen Instituten. Um den Wert verbessern zu können, müssen die Kosten künftig weiter reduziert werden, sofern der Ertrag nicht mehr ausgeweitet werden kann.
Bei Kursen um die 440 CHF, die zuletzt auf OTC-X für eine Aktie gezahlt wurden, liegt das KGV bei 18. 2018 erfolgten keine Zuweisungen zu den Reserven für allgemeine Bankrisiken. Im Vergleich zu anderen Regionalbank-Aktien befindet sich das KGV daher auf vergleichbarem Niveau. Gemessen am Buchwert sind die Titel allerdings sehr tief bewertet. Das ausgewiesene Eigenkapital pro Aktie liegt bei 698 CHF. Mit einer Dividendenrendite von fast 2,4% ist der Titel allerdings aus Renditeaspekten im aktuellen Niedrigzinsumfeld attraktiv. Als Obligationenersatz bleibt die Aktie der Bernerland Bank daher insbesondere für Aktionäre mit einem regionalen Bezug eine interessante Portfoliobeimischung.
Hinweis in eigener Sache: Am 4. Juni findet der Branchentalk Banken statt. Im Fokus stehen das Vorsorge- und Vermögensverwaltungsgeschäft. Weitere Informationen, das Programm und die Online-Anmeldung finden Sie hier.