Die Pilatusbahnen AG konnte im Geschäftsjahr 2018 wiederum ein Rekordergebnis erzielen. So war denn auch der Sommer, wie die Gesellschaft im neuesten Geschäftsbericht schreibt, «einer für die Geschichtsbücher». Das warme und niederschlagsarme Wetter vom April bis in den November sei der Haupttreiber für das höhere Gästeaufkommen am Pilatus gewesen.
Die Zahl der Transportfrequenzen zog um 7,2% auf 3,05 Millionen an. Gleichzeitig stieg die Gästezahl um 6,3% auf 828’718 Gäste, wovon knapp 600’000 respektive 72% auf den Gipfel fuhren. Der Gesellschaft gelang es, die Ausgabenbereitschaft der Kunden zu steigern, was zu einem überproportionalen Umsatzanstieg von 13,5% auf 37.9 Mio. CHF führte. Hierzu trugen insbesondere Gruppenreisende aus Übersee bei, deren Anzahl in den schwächeren Wintermonaten markant zulegte, lässt sich CEO Godi Koch im Geschäftsbericht zitieren.
Die Verkaufsanstrengungen in den ausländischen Märkten zeigen ihre Wirkung. Für Koch ist klar, dass ein «permanenter Effort» notwendig ist, um in allen wichtigen Märkten präsent zu sein. Eine Herausforderung sei auch das Bewältigen der Gästeströme an schönen Sommertagen, wo die Gesellschaft mit Kapazitätsgrenzen und dementsprechend langen Wartezeiten für die Gäste kämpft.
Starke Geschäftsentwicklung
Wie bei Bergbahnen üblich, stellt auch bei den Pilatusbahnen der Verkehrsertrag die Haupteinnahmequelle dar. Dieser legte im 2018 um 16,1% auf 24.6 Mio. CHF zu. Nicht ganz zweistellig fiel das Plus mit 9,7% auf 7.8 Mio. CHF in der Gastronomiesparte aus, während es in der Hotellerie um 19,1% auf 1.3 Mio. CHF wuchs. Die Mehreinnahmen liessen auch die Kosten anwachsen. Vor allem die Personalausgaben, der grösste Kostenblock, legte um 5,8% auf 13.6 Mio. CHF zu. Hierin enthalten sind Erfolgsbeteiligungen für die Mitarbeiter, die so zu Höchstleistungen motiviert werden sollen. Die hohe Fixkostenlastigkeit des Bahnbetriebs spiegelt sich im geringen Anstieg der Betriebs- und Verwaltungskosten von 1,8% auf 6.3 Mio. CHF wider, während die Warenausgaben um 4,7% auf 3.3 Mio. CHF anstiegen. In der Summe verzeichneten die Pilatusbahnen einen Betriebsgewinn vor Abschreibungen EBITDA von 14.7 Mio. CHF (+31,3%). Dank der um 100’000 CHF tieferen Sachabschreibungen stieg das EBIT sogar um 42,5% auf 12.1 Mio. CHF.
Die Gesellschaft bildete zulasten des Reingewinns Rückstellungen im Umfang von 9.4 Mio. CHF nach 6.4 Mio. CHF im Vorjahr. Diese dienen der Finanzierung der neuen Triebwagen für die Zahnradbahn. Damit resultiert ein Gewinnplus von 23,2% auf 1.7 Mio. CHF. Die Aktionäre partizipieren am höheren Gewinn mit einer um 10 CHF auf 50 CHF pro Aktie erhöhten Dividende.
Neue Triebwagen für die Zahnradbahn
Aktuell laufen die Vorbereitungsarbeiten der Erneuerung der Triebwagen der Zahnradbahn. Für das Projekt werden Kosten von rund 50 Mio. CHF erwartet. In den letzten Tagen wurden die Unterlagen für die Erteilung der Genehmigung dem Bundesamt für Verkehr übergeben. Es wird mit einer Verfahrensdauer von rund einem Jahr gerechnet. Für den Bau der acht neuen Triebwagen, für die im Sommer 2018 ein Werkvertrag mit Stadler Rail unterzeichnet wurde, und dem notwendigen Umbau der Bahnstationen werden weitere zwei bis drei Jahre veranschlagt. Im laufenden Jahr 2019 steht die Fräkmüntegg an erster Stelle: Die Brandruine soll verschwinden und der Drachenalp Platz machen. In den mit diversen Grillstellen ausgestatteten Unterstand wird zudem ein Kiosk integriert.
Fazit
Die Geschäftszahlen der Pilatus Bahnen für 2018 fallen hervorragend aus. Der gute Abschluss erlaubt es dem Unternehmen, weitere Rückstellungen für die neuen Triebwagen zu bilden. Für die Finanzierung der Erneuerung sollen denn auch ausschliesslich Eigenmittel eingesetzt werden. Die Gesellschaft verfügte bereits zum Bilanzstichtag vom 31. Dezember 2018 über liquide Mittel von über 30 Mio. CHF. Sofern nicht noch unvorsehbare grössere Aufwendungen nötig werden sollten, scheint die Finanzierung der neuen Wagen gesichert. Als nur auf den ersten Blick schwach stellen sich die Bilanzkennzahlen mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von 15,4% dar. Die Pilatusbahnen besitzen Rückstellungen im Umfang von 46.9 Mio. CHF respektive 72,3% der Bilanzsumme mit Eigenmittelcharakter. Die wirtschaftliche Eigenkapitalquote liegt somit bei sehr hohen 87,7%.
Die Aktien werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 3’130 CHF weisen die Papiere eine auch im aktuellen Tiefzinsumfeld niedrige Rendite von 1,6% auf. Als wenig zielführend für die Ermittlung eines fairen Werts der Papiere erscheint der Reingewinn wegen der Bildung von Rückstellungen zulasten der Erfolgsrechnung und den hohen Sachabschreibungen, die das betriebswirtschaftlich notwendige Mass deutlich überschreiten dürften. Somit kommt lediglich das EBITDA in Betracht. Mit einem KGV von knapp 5,6 auf der Basis des EBITDA und einem Enterprice-Value / EBITDA- Verhältnis von 4,1 erscheinen die Titel trotz der aktuellen Kurse nahe des Höchstkurses nicht überteuert. Weitere Kursavancen sind allerdings zumindest kurzfristig nach einem Kursplus der Aktien um gut 12% binnen Jahresfrist nicht zu erwarten.
Attraktiv ist die Naturaldividende, welche die an der Generalversammlung teilnehmenden Aktionäre erhalten: zwei Gutscheine, die je zu einer Gratis-Retourfahrt auf den Pilatus berechtigen. Eine Retourfahrt auf den Pilatus kostet ohne Ermässigung 72 CHF, woraus sich bei zwei Fahrten ein geldwerter Vorteil von 144 CHF ermitteln lässt. Dies entspricht beim Besitz von nur einer Aktie einer stolzen Rendite von 4,6% exklusive der Bardividende und von 6.2% inklusive der Barausschüttung.
Hinweis in eigener Sache: Am 17. September 2019 findet in Andermatt der nächste Branchentalk Tourismus statt. Im Fokus stehen Erfolgsfaktoren für touristische Grossprojekte in der Schweiz. Mit dabei sind neben Samih Sawiris, VR-Präsident der Orascom, unter anderen Urs Kessler von den Jungfraubahnen und Norbert Patt von Titlis Rotair.