Die Betriebsgesellschaft Kongresshaus Zürich AG (Kongresshaus) muss die Wiederaufnahme des Betriebs nach dem Umbau verschieben. Wie die Kongresshaus-Stiftung in einer Medienmitteilung informiert, wird die Eröffnung des neuen Gebäudes im März 2021 erfolgen und nicht mehr im Sommer 2020. Bei den laufenden Umbauarbeiten zeigte sich eine deutlich schlechtere Substanz, die erhebliche Mehrarbeiten erfordert. Auch die für allfällige Unsicherheiten eingeplanten Finanzreserven von gut 20 Mio. CHF reichen nicht aus. Zur Finanzierung des Baus werden weitere 9.4 Mio. CHF benötigt. Das Kongresshaus ist „nur“ Betreiber und von diesen Kosten nicht betroffen. Allerdings wird die Gesellschaft durch die Verschiebung mit Mindereinnahmen auf der einen und Mehrkosten auf der anderen Seite belastet. Weitaus schwerwiegender als die finanziellen Folgen sei der Reputationsschaden, der aus den notwendigen Absagen entstehe, lässt sich Reto Gugg, Präsident der Kongresshaus-Stiftung, zitieren. Auch entstehe ein Nachteil gegenüber den Mitbewerbern.
Ereignisreiches 2018
Das Geschäftsjahr 2018 stand ganz im Zeichen der Entwicklung von Konzepten, die es erlauben sollen, die Vision des neuen Kongresshauses umzusetzen, informiert die Gesellschaft im neuesten Geschäftsbericht. Gefordert ist das Management auch bei den Bauarbeiten. Die zukünftige Nutzung und der Gebäudeunterhalt müssen vorbereitet werden. Dies führt dazu, dass der Verwaltungsrat im letzten Jahr so viele Sitzungen wie noch nie hatte. Die Besonderheit hierbei ist, dass den grossen Aufwendungen keine Einnahmen gegenüberstehen.
Neuer Direktor
Der langjährige Direktor Titus Meier hat sich entschieden, eine neue Herausforderung ausserhalb des Kongresshauses anzunehmen. Er ist allerdings weiterhin noch für das Kongresshaus im Einsatz, um einen reibungslosen Übergang an seinen Nachfolger Roger Büchsel sicherzustellen. Büchsel verfügt über ein umfassendes Know-how im Veranstaltungsbereich. Von seiner Kompetenz wird die Gesellschaft ab der Wiedereröffnung profitieren. Bereits jetzt liegen Buchungsanfragen für die Jahre 2021 und 2022 vor.
Fehlende Einnahmen führen zu Verlust
Das Kongresshaus konnte im 2018 nur noch übrige Erträge im Umfang von 2’000 CHF verbuchen. Im Vorjahr konnten bis zur Schliessung des Hauses noch respektable Einkünfte von 8.2 Mio. CHF erzielt werden. Die Schliessung des Hauses führte zu deutlich tieferen Kosten. So fielen keine Warenaufwendungen mehr an. Die Personalausgaben betrugen noch 0.4 Mio. CHF nach 4.2 Mio. CHF im Vorjahr. Auch die Betriebsaufwendungen lagen mit 0.3 Mio. CHF deutlich unter dem Vorjahreswert von 5.9 Mio. CHF. Trotz der massiv tieferen Steueraufwendungen von 16’500 CHF nach 86’000 CHF im Vorjahr resultierte unter dem Strich ein Verlust von 0.7 Mio. CHF nach einem Vorjahresgewinn von 0.2 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten weiterhin keine Dividende.
Fazit
Die umbaubedingte Schliessung des Kongresshauses führte wie erwartet zu einem Verlustausweis. Dieser wiederum führte zu einem Rückgang des Eigenkapitals um 0.6 Mio. CHF auf 9 Mio. CHF. Die Eigenmittel pro Aktie betrugen per Jahresende 2018 knapp 1’800 CHF. Noch etwas höher fielen die flüssigen Mittel mit 9.8 Mio. CHF respektive 1’950 CHF pro Aktie aus. Die Differenz besteht aus Rückstellungen für Baurisiken im Umfang von 850’000 CHF, welche das Kongresshaus in der Bilanz verbucht hat.
Mit der angekündigten Verschiebung der Eröffnung wird die Gesellschaft für das laufende und das nächste Jahr nochmals auf Einnahmen verzichten müssen. Dementsprechend sind zwei weitere Verlustjahre zu erwarten. Der Verlust dürfte sich auf dem Niveau des Jahres 2018 bewegen. Inklusive einer Reserve von jährlich 0.1 Mio. CHF lässt sich so ein Rückgang der Eigenmittel auf 7.4 Mio. CHF bis Jahresende 2020 ermitteln, was knapp 1’500 CHF pro Aktie entspricht.
Dieser Betrag entspricht dem letztbezahlten Kurs von 1’500 CHF der Aktien auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB). Eine Ausschüttung dürfen die Anteilseigner zumindest bis ins Jahr 2021 nicht erwarten. Allenfalls die Wiederaufnahme der Aktionärsgutscheine von 100 CHF pro Aktionär und die GV mit einem mehrgängigen Menu könnte im 2021 erfolgen. Dies setzt allerdings voraus, dass die Eröffnung im März 2021 erfolgt. Da die Gesellschaft ausser den liquiden Mitteln keinerlei Sachanlagen besitzt, lässt sich der Wert auf der Basis der liquiden Mittel ermitteln. Auf dem aktuellen Kursniveau erscheinen die Risiken deutlicher Kursrückgänge eher begrenzt. Keinesfalls ausgeschlossen werden können Verleiderverkäufe von Anlegern, die auf eine frühere Wiedereröffnung gehofft haben. Das Kurssteigerungspotenzial erscheint bis zur Wiedereröffnung sehr begrenzt.