Die Elektrizitätswerk Uznach AG (EWU) erbringt seit mehr als 110 Jahren Energie-Dienstleistungen im Raum Uznach (Kanton Sankt Gallen). Von einem reinen Verteilnetzbetreiber hat sich „das EWU“ zu einem „Generalunternehmer in Energiefragen“ entwickelt. Die Leistungen erstrecken sich heute von der Energieverteilung über die Planung bis hin zur Installation von elektrischen Hausinstallationen mit elektrischen Geräten und Zubehör. Insofern ist das EWU gleichermassen Energieversorger wie Netzbetreiber. Künftig will das EWU den Betrieb von Solaranlagen in Uznach verstärkt ausbauen und die Anzahl der installierten Photovoltaikanlagen deutlich erhöhen.
Betriebsertrag aufgrund tieferer Dienstleistungserträge und Netznutzungsentgelte rückläufig
Das Geschäftsjahr 2018 entwickelte sich solide, konnte marktseitig jedoch nicht an das erfolgreiche Vorjahr 2017 anknüpfen. Das Umfeld bleibt für einen kleinen Energiedienstleister auch angesichts politischer Unwägbarkeiten sowie regulatorischer Auflagen weiterhin herausfordernd. Bedingt durch die Reduktionen der Netznutzungsgebühren und einen um rund 10% auf 1.7 Mio. CHF rückläufigen Dienstleistungsertrag lag der Betriebsertrag mit 8.3 Mio. CHF um 2,3% unter dem Vorjahr. Das Geschäftsjahr 2017 war noch geprägt von einer sehr positiven Entwicklung bei den Dienstleistungserträgen aus Installationen und Netzdienstleistungen für Dritte, die aufgrund von Sondereffekten des Vorjahres – darunter Installationen für lokale Sakralbauten – 2018 nicht wiederholt werden konnte. Der relative Anteil des Dienstleistungsgeschäfts am Betriebsertrag war mit knapp 22% weitgehend konstant zum Vorjahr. Wie die Gesellschaft im Geschäftsbericht 2018 mitteilt, sei eine Abschwächung in der Bauindustrie – trotz eines erneut erfolgreichen Jahres für den Geschäftsbereich Installationen – „bereits spürbar“ und dürfte zu weiterem Margendruck in diesem Segment führen.
Der überwiegende Teil des Ertrags resultierte wie schon in den Vorjahren aus Entgelten für die Netznutzung. Diese Position in der Erfolgsrechnung war um 4% auf gut 3.6 Mio. CHF rückläufig und machte knapp 44% (Vj. 45%) des gesamten Betriebsertrags aus.
Der Ertrag aus dem Energieverkauf blieb mit rund 1.8 Mio. CHF weitgehend konstant zum Vorjahr. Allerdings war der Energieverbrauch nach Angaben des EWU um rund 1.5 GWh oder 5% rückläufig. Als wesentliche Gründe für diesen tieferen Energieverbrauch werden im Geschäftsbericht 2018 die Einstellung der Mettler-Toledo-Produktion in Uznach, gesetzlich verankerte Energiesparmassnahmen für Industrie und Gewerbe sowie eine lang anhaltende Schönwetterperiode im Sommer und Herbst genannt.
Da die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) sowohl den Betriebsertrag (+0.8 Mio. CHF) als auch – gegenläufig – den Betriebsaufwand (-0.8 Mio. CHF) in etwa gleicher Höhe beeinflusste, hat der ausgewiesene Anstieg der Position „Energie-, Materialaufwand, Drittleistungen“ um 4.2% oder 0.17 Mio. CHF auf 4.1 Mio. CHF eher einen „technischen“ als einen wirtschaftlichen Hintergrund. Verschiedene Kostenpositionen konnten 2018 sogar leicht gesenkt werden: Sowohl der Energieaufwand als grösster Kostenblock (1.4 Mio. CHF, -1,7%) als auch der Materialaufwand (0.5 Mio. CHF, -11%) lagen in isolierter Betrachtung moderat unter den Ausgaben im Vorjahr. Effektiv erhöht haben sich hingegen – von tiefer Basis aus – die Kosten für Drittleistungen: Diese stiegen um gut 37% auf rund 0.25 Mio. CHF.
Der Personalaufwand blieb stabil bei knapp 1.5 Mio. CHF. Der sonstige Betriebsaufwand mit dem Verwaltungs- und Informatikaufwand als bedeutendstem Kostenblock erhöhte sich dagegen um fast 25% auf 0.76 Mio. CHF.
EBITDA fällt um knapp 20 % – Dividende konstant bei 165 CHF
Aufgrund des diesmal tieferen Betriebsertrags sowie höherer sonstiger Betriebskosten ist das EBITDA (betriebliches Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen) im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018 deutlich um 0.5 Mio. CHF oder 20% auf knapp unter 2 Mio. CHF rückläufig. Im „Ausnahmejahr“ 2017 hatte das EBITDA noch fast 2.5 Mio CHF betragen, ein Anstieg von 34% gegenüber 2016. Obwohl das Ergebnis des Jahres 2017 diesmal nicht erreicht werde konnte, liegt das EBITDA gleichwohl immer noch moderat über dem Jahr 2016.
Nach den (sehr) hohen Abschreibungen des Vorjahres von knapp 1 Mio. CHF fallen die Abschreibungen für das Geschäftsjahr 2018 mit 0.7 Mio. CHF tiefer aus.
Die Vergleichbarkeit des Vorsteuer- bzw. des Nachsteuergewinns der beiden zurückliegenden Geschäftsjahre ist aufgrund verschiedener Einmaleffekte allerdings erschwert. Im Vorjahr fiel noch ein ausserordentlicher Aufwand von etwas mehr als 0.1 Mio. CHF an, der sich 2018 nicht wiederholte. Ein leicht höherer Erfolg aus den betrieblichen Liegenschaften, das Fehlen einer ausserordentlichen Aufwandposition und auch eine aufgelöste Steuerrückstellung über 70’000 CHF hatten im direkten Vergleich der Geschäftsjahre einen positiven, glättenden Effekt mit Blick auf den Jahresgewinn. Nach Steuern weist das EWU für 2018 einen den Aktionären zurechenbaren Jahresgewinn von rund 1.1 Mio. CHF aus. Trotz des um 0.5 Mio. CHF (-20%) tieferen EBITDA liegt der Rückgang beim Jahresgewinn damit nur bei etwa 0.1 Mio. CHF oder -10% im direkten Vorjahresvergleich.
Aus dem verfügbaren Bilanzgewinn von knapp 1.4 Mio. CHF soll eine gleichbleibende Dividende von 165 CHF an die Aktionäre ausgeschüttet werden. 730’000 CHF aus dem Bilanzgewinn werden den zum 31. Dezember 2018 bereits mit 6.4 Mio. CHF sehr üppig dotierten „freien Gewinnreserven“ zur weiteren Stärkung der Substanz zugewiesen, lediglich knapp 260’000 CHF auf neue Rechnung vorgetragen.
Aufstockung der eigenen Aktien
Aus dem Geschäftsbericht 2018 ergibt sich, dass das EWU den Bestand an eigenen Aktien durch Rückkäufe im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018 von 66 auf 96 Aktien aufgestockt hat. Bei nur 2’400 ausgegebenen Aktien entspricht dies einem Eigenbestand von 4% des Aktienkapitals.
Auf der anderen Seite haben Mitglieder der Verwaltung (Verwaltungsrat / Geschäftsleitung) ihren EWU-Aktienbestand in Summe von 143 per Ende 2017 auf 83 zum Jahresende 2018 reduziert (-60). Es erscheint nicht unplausibel, dass das EWU zumindest einen Teil der von Mitgliedern von VR und/oder Geschäftsleitung verkauften Aktien in den nunmehr erhöhten Eigenbestand übernommen hat.
Ein Ziel des Verwaltungsrats war und ist es, die nur sehr selten angebotenen Aktien in der lokalen Bevölkerung möglichst „breit“ unter Einheimischen zu streuen. Entsprechende Aussagen auch im aktuellen Geschäftsbericht 2018 untermauern diese Aussage.
Mit einer ausgewiesenen Eigenkapitalquote von über 85% präsentiert sich die EWU-Bilanz bei einem bilanziellen Eigenkapital von knapp 7.8 Mio. CHF weiterhin in einem äusserst soliden Zustand. Aufgrund der Abschreibungspraxis der Vergangenheit ist zudem davon auszugehen, dass die EWU-Bilanz beträchtliche stille Reserven in unbekannter Höhe enthält.
Veränderungen im Verwaltungsrat
Anlässlich der kommenden Generalversammlung vom 17. Mai 2019 haben mit VRP Paul Hager und VR Max M. Vögele gleich zwei langjährige Verwaltungsräte ihren Rücktritt erklärt.
Paul Hager wirkte 18 Jahre als Verwaltungsrat, davon 15 Jahre als Präsident. Paul Hager, von Haus aus Unternehmer im Bereich Ingenieur- und Baudienstleistungen (Kuster+Hager-Unternehmensgruppe), hat das EWU in seiner Amtszeit sehr geprägt. Er führte das EWU als VRP erfolgreich durch ein – insbesondere in den zurückliegenden Jahren – herausforderndes, zunehmend stark reguliertes und auch von den Launen der Politik abhängiges Marktumfeld. Hager übergibt seinem Nachfolger ein gut bestelltes Haus, das nicht zuletzt auch auf einem finanziell sehr solide abgestützten Fundament ruht.
Max M. Vögele tritt nach 12 Jahren im Verwaltungsrat zurück.
Als neue Verwaltungsräte werden der kommenden Generalversammlung Rolf Domenig und Pascal Kesseli vorgeschlagen.
Rolf Domenig war nach weiterführenden Angaben des Geschäftsberichts 10 Jahre lang CEO der St.Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke AG (SAK) und ist seit 2008 Inhaber eines KMU in der Produktion. Seit dem 1. Januar 2016 ist Rolf Domenig Geschäftsleiter des EW Heiden (Delegierter des Verwaltungsrats), dessen Verwaltungsrat er seit 2006 angehört. Pascal Kesseli ist mit seiner eigenen Firma Newplace selbst unternehmerisch tätig und in der Region Uznach verwurzelt.
Fazit
Das Aktienkapital der nur sehr selten auf OTC-X gehandelten Elektrizitätswerk Uznach AG beträgt 240’000 CHF und ist eingeteilt in lediglich 2’400 Namenaktien à 100 CHF nominal. 96 Aktien wurden zum Jahresende 2018 im Eigenbestand gehalten, so dass lediglich 2’306 Aktien ausstehend sind. Im gesamten Jahr 2018 wurden EWU-Aktien im Gegenwert von lediglich etwas mehr als 100’000 CHF auf OTC-X gehandelt, 2019 14 Aktien im Gegenwert von 84’000 CHF.
Auf Basis des ausgewiesenen Jahresgewinns von rund 1.1 Mio. CHF ergibt sich – unter Abzug der eigenen Aktien – ein anteiliger Gewinn von etwa 480 CHF/Aktie, entsprechend einem sehr günstigen KGV von etwas mehr als 12x bei einem zuletzt bezahlten Kurs von 6’000 CHF. Bezogen auf das gesamte Aktienkapital (2’400 Aktien) liegt der anteilige Gewinn bei rund 460 CHF (KGV 13x). Die Dividendenrendite auf Basis der letzten OTC-X-Preise beträgt damit solide 2.7%. Die EWU-Aktie wird aktuell zu 4’900 CHF gesucht ohne ein entsprechendes Angebot. Die Aktien sind im überwiegend lokalen Publikum sehr breit gestreut und meist über Generationen in festen Händen.
Nach Kenntnis des Verfassers ist die Eintragungspraxis für Neueintragungen ins Aktienregister der Gesellschaft unverändert sehr restriktiv (siehe schweizeraktien.net vom 17. Mai 2018). Ob diese Praxis bei einer veränderten Zusammensetzung des Verwaltungsrats in der Zukunft möglicherweise gelockert wird, lässt sich aus heutiger Sicht nicht prognostizieren.
Der amtierende Verwaltungsrat zielt darauf, die Aktien in der Region breit zu streuen und „einheimischen Interessenten“ den Aktienkauf zu ermöglichen. Entsprechende Hinweise finden sich seit einigen Jahren regelmässig im Geschäftsbericht.
Wir wiederholen deshalb an dieser Stelle unsere Worte aus dem Vorjahr: Allfällige Interessenten in der EWU-Aktie sind aufgrund der restriktiven Eintragungsbestimmungen gut beraten, sich bereits vor etwaigen Dispositionen über die aktuellen Eintragungsvoraussetzungen, Beschränkungen beim Aktienerwerb und die Dividendenregelung bei der Gesellschaft zu informieren.
Die Generalversammlung findet am 17. Mai 2019 in Uznach statt.
Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.