Jahrelang zählte das Grand Casino in Baden zu den umsatzstärksten Schweizer Casinos. Dann eröffnete 2012 ein neues Casino mit A-Konzession in Zürich, und die Spielerträge in Baden schmolzen wie erwartet dahin. Doch das Team um CEO Detlef Brose liess sich davon nicht beirren.
Konsequent setzen die Badener auf eine Expansionsstrategie im Ausland, um unabhängiger von den Erträgen im Schweizer Markt zu werden. Ein Höhepunkt war die Bewerbung um eine Konzession für den Betrieb eines Casinos in Wien. Doch hier kam es zu einem Rückschlag: Die zugesprochene Konzession wurde wegen angeblicher rechtlicher Mängel im Ausschreibungsverfahren zurückgezogen. Die Investitionen in den Betrieb musste die Stadtcasino-Baden-Gruppe abschreiben.
Besser lief es hingegen in Deutschland: Hier gehören mittlerweile über eine 25%-Beteiligung an der Merkur Spielbanken Sachsen-Anhalt GmbH & Co. KG drei Casinobetriebe in dem ostdeutschen Bundesland zum Portfolio der Stadtcasino Baden-Gruppe.
Und auch die Beteiligung am Casino in Davos könnte sich nun zu einem Erfolg entwickeln. Denn 2018 wurde eine Beteiligung von 44% an die belgische Ardent-Gruppe verkauft, mit der nun gemeinsam eine Online-Konzession für das Davoser Casino beantragt wurde. Gleich für zwei Projekte – in Baden und Davos – reichte die Stadtcasino-Baden-Gruppe ein Konzessionsgesuch ein. Noch vor dem Sommer wird mit einer Entscheidung des Bundesrates gerechnet. Erhalten beide Projekte eine Konzession, steht die Gruppe vor einem Wachstumsschub.
Spieleinnahmen im Grand Casino Baden legen wieder zu
Erfreulich ist, dass die Stadtcasino-Baden-Gruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018 bereits wieder zurück auf den Wachstumskurs gelangt ist. So legte der Bruttospielertrag (BSE) im Grand Casino Baden im Vergleich zum Vorjahr um 4,4% auf 63.1 Mio. CHF zu. Allerdings war die Anzahl der Besucher leicht rückläufig und erreichte 334’000. Auch in Davos lief es etwas besser. Der BSE erreichte mit 1.79 Mio. CHF (+ 12,6%) einen soliden Wert. Dennoch konnte das Bergcasino mit einer B-Konzession noch keine schwarzen Zahlen schreiben.
Der konsolidierte Bruttoumsatz der Stadtcasino-Baden-Gruppe stieg 2018 um auf 73.1 Mio. CHF, wobei in diesen Zahlen der Bruttoumsatz von Davos in Höhe von 2 Mio. CHF nicht mehr enthalten ist. Sonst wäre der Bruttoumsatz um 3,1% gestiegen. Während es im Geschäft mit dem Glücksspiel wieder rund lief, war der Gastronomieumsatz um knapp 5% rückläufig und erreichte nur noch 5.5 Mio. CHF. Unter dem Strich erzielte die Gastronomie ein positives Ergebnis. Auch im Kongressgeschäft – hier besitzt die Stadtcasino Baden AG eine 50%-Beteiligung am Kongresszentrum Trafo in Baden – war die Situation schwierig. Der Ertrag erreichte 6 Mio. CHF (Vorjahr: 6.4 Mio. CHF).
Dividende wird auf 25 CHF je Aktie erhöht
Grosse Fortschritte erzielte die Stadtcasino-Baden-Gruppe nochmals auf der Kostenseite. Der Personalaufwand konnte deutlich um 4,1% reduziert werden, ebenso der Aufwand für Abschreibungen und Wertberichtigungen. Positiv wirkte sich auch die Dekonsolidierung des Casinos Davos aus, das 2017 noch rund 2 Mio. CHF zum Betriebsaufwand beigetragen hatte. Insgesamt lag das Betriebsergebnis (EBIT) mit 7.6 Mio. CHF um 49% über dem Vorjahr.
Der Verkauf der Beteiligung am Casino Davos brachte der Stadtcasino-Baden-Gruppe einen ausserordentlichen Ertrag von 1.4 Mio. CHF. Zudem steuerten die Beteiligungen in Deutschland wiederum einen positiven Ergebnisbeitrag bei, so dass unter dem Strich ein Konzerngewinn in Höhe von 7.5 Mio. CHF resultierte (+ 60,8%). Die gute Geschäftsentwicklung zahlt sich auch für die Aktionäre aus: Sie dürfen sich über die Ausschüttung einer um 5 CHF erhöhten Dividende von 25 CHF je Aktie freuen.
2019 steht im Zeichen des Online-Gaming
Insgesamt scheint nun die Talsohle bei der Entwicklung der Spielerträge in Baden erreicht. Zum zweiten Mal in Folge entwickelte sich der BSE positiv, so Finanzchef Marcel Tobler. Auch die Gesamtbranche konnte 2018 wieder einen Zuwachs erzielen. Der Start ins laufende Jahr sei etwas schwächer als 2018 gewesen, jedoch besser als 2017. «Wir sind zuversichtlich, den BSE des letzten Jahres erreichen zu können», ergänzt Tobler auf Nachfrage von schweizeraktien.net.
In Fokus steht in diesem Jahr nun das Online-Gaming. Einerseits soll das bestehende Social-Casino Jackpots in den Echtgeld-Betrieb überführt werden. Andererseits will die Gruppe mit Davos ein eigenes Online Casino unter dem Brand „casino777“ lancieren. Obwohl in 2018 bereits Aufwendungen für den Start des Social-Casinos Jackpots angefallen sind, werden die Marketingaktivitäten in der Initialphase das Konzernergebnis 2019 noch belasten. «Wir betrachten dies als sinnvolle Investition für eine erfolgreiche Zukunft unserer Gruppe», so Marcel Tobler. Die Erträge würden sich erst zeitverzögert entwickeln. Je nach Betriebskonzept und Anzahl der Marktteilnehmer rechnet Tobler ab einem BSE von rund 8 bis 10 Mio. CHF mit dem Break-even eines Online-Casinos.
Beteiligung an Spielentwickler Gamanza
Für seinen Einstieg in den Online-Gaming-Markt setzt die Stadtcasino-Baden-Gruppe auf eine eigene Plattform. Daher hat sie sich zu Beginn dieses Jahres am internationalen Plattform- und Spieleentwickler Gamanza beteiligt. Der Gründer von Gamanza ist Magnus Lindberg, welcher eine langjährige Erfahrung im iGaming-Markt aufweist und bereits erfolgreich mehrere Plattformen für diese Branche entwickelt hat. Gamanza entwickelt neben der Online-Casino-Plattform auch eine Wett- sowie eine Gamification-Plattform. Die Gamification-Plattform ist bereits bei Online-äCasinos im Ausland im Einsatz. Zudem werden eigene Online-Casino-Spiele entwickelt.
Wie die Gruppe weiter mitteilt, will sie mittelfristig 50% an der Gamanza-Gruppe übernehmen, die ihren Sitz nach Baden verlegt. «Unsere Investitionen erfolgen nach erreichten Milestones, und die Beteiligung wird, sofern diese erreicht werden, in rund einem Jahr 50% betragen», erläutert der Finanzchef. Mittelfristig soll die Beteiligung an Gamanza auch Ergebnisbeiträge an die Stadtcasino-Baden-Gruppe leisten.
Fazit
Die Stadtcasino Baden AG konnte im letzten Jahr wieder von höheren BSE profitieren und dank der weiter anhaltenden Kostendisziplin ein Glanzergebnis erzielen. Auch die Investitionen in die drei deutschen Casinos beginnen sich auszuzahlen. Ob das Casino nun weiterwachsen kann, hängt vor allem vom Erfolg der zwei Online-Casinos ab. Sofern der Bundesrat für beide Betriebe eine Konzession erteilt, dürften die Badener eines der ersten Schweizer Online-Casinos eröffnen. Mit jackpots.ch wurde bereits die Basis dafür geschaffen. Auch wenn mit ein bis zwei Jahren zu rechnen ist, bis sich diese Investitionen positiv in der Erfolgsrechnung niederschlagen, so sollte in dieser Zeit das klassische Casinogeschäft weiterhin einen stabilen Ergebnisbeitrag liefern.
Zuletzt wurden die Aktien der Stadtcasino Baden AG auf OTC-X für 590 CHF gehandelt. Auf Basis dieses Kurses beträgt das Kurs-/Gewinn-Verhältnis für 2018 niedrige 8. Bereinigt um den ausserordentlichen Ertrag von 1.4 Mio. CHF, der aus dem Verkauf der 44%-Beteiligung an Davos stammt, würde das KGV bei 9.8 liegen. Auch die Dividendenrendite ist mit 4.2% insbesondere im aktuellen Tiefzinsumfeld attraktiv. Der Buchwert der Aktie lag per Ende 2018 bei 554 CHF und damit leicht unter den aktuellen Kursen.
Mit einem Eigenkapitalanteil von 69% ist das Unternehmen zudem solide finanziert, Bankverbindlichkeiten bestehen aktuell keine. Die Nettoliquidität erreicht hohe 39 Mio. CHF. Insgesamt erscheint die Bewertung der Stadtcasino-Baden-Aktie auf dem aktuellen Niveau – trotz des jüngsten Kursanstieges – recht günstig. Als grösstes Risiko bleibt die Frage, ob sich das Geschäft mit dem Glücksspiel im Grand Casino Baden weiterhin stabil entwickeln kann. Zudem dürfte auch das Online-Gaming, trotz der Sperren für ausländische Anbieter, sehr wettbewerbsintensiv sein. Interessant ist zudem, dass sich der Automatenersteller Novomatic mit 4.95% an der Stadtcasino Baden AG beteiligt hat.