Die Luzerner Raststätten AG (Lurag) hat im 2018 mit Einkünften von knapp 20 Mio. CHF einen neuen Umsatzrekord erreicht, was einem Anstieg um knapp 1% entspricht. Dabei sah sich die Lurag eigenen Darstellungen im neuesten Geschäftsbericht zufolge einem herausfordernden Jahr in den Bereichen Tankstellenshops, Kraftstoffverkauf und Gastronomie konfrontiert. Gleichzeitig startete im Oktober 2018 die letzte Erneuerungsetappe der Raststättenanlagen mit der Sanierung des Hauptgebäudes Ost mit dem kompletten Abbruch des Shops und der Tankstelle. Im Hauptgebäude wurde das Innenleben komplett erneuert. In nur vier Monaten Bauzeit wurden bis zur Wiedereröffnung am 7. März 2019 eine neue BP-Tankstelle und ein neuer Shop erstellt. Im vollständig entkernten Hauptgebäude ist zusätzlich zum bisherigen Coop Pronto Shop und dem Mövenpick Marché Restaurant eine Filiale der Fastfoodkette Burger King und ein Infostand von Luzern Tourismus integriert worden. Das neue Gebäude hinterlässt beim Besucher einen guten Eindruck und wirkt konzeptionell gelungen, wie sich der Autor bei einem Besuch selbst überzeugen konnte.
Shop- und Lebensmittelumsätze legen deutlich zu
Im Berichtsjahr konnte die Lurag auf beiden Seiten der Anlage im Shopgeschäft und bei den Lebensmittelumsätzen weiter deutlich zulegen. Diese Entwicklung reflektiert die starke Frequentierung der Rastanlage durch die Pendler, die dort ihre Einkäufe erledigen. Die Shops sind denn auch kein Ziel von Touristen. Diese Besuchergruppe erlebt aber oft den ersten Kontakt mit dem Kanton Luzern in der Raststätte. Diese wichtige Funktion ist der Lurag bewusst und wird nicht zuletzt mit dem neuen Infopunkt auch wahrgenommen. Bei den Benzinverkäufen konnte die sanierte Anlage der Westseite bis zum September erneut zulegen, während die Einkünfte auf der Ostseite vor der Sanierung zurückgingen.
Auch im Hotelgeschäft standen wichtige Erneuerungen auf der Agenda: So folgte einem Wechsel des Empfangspersonals im Holdiay Inn die Neubesetzung des Direktionspostens. Per 1. Juli 2018 übernahm der 31-jährige Tourismusfachmann Daniel Bacher das Zepter des Hotels. Trotz der relativ unerfahrenen Mannschaft ist es Bacher dank der Unterstützung des Direktors der Lurag, Thomas Lohmann, gelungen, ein Umsatzplus von 9% im Hotel zu erreichen. Der Erfolg geht aber auch auf das Konto der Renovationen im Vorjahr, ist Bacher überzeugt.
Gewinn legt zu
Die Gesamtumsätze legten im vergangenen Jahr um 0,9% auf fast 20 Mio. CHF zu. Auf der Kostenseite reflektiert der im gleichen Umfang auf 13.2 Mio. CHF angestiegene Warenaufwand die höheren Verkäufe. Gleichzeitig konnten die Personalkosten trotz des Umbaus auf dem Vorjahresniveau von gut 2.9 Mio. CHF gehalten werden. Analog blieben auch die Betriebs- und Dienstleistungsaufwendungen auf dem Vorjahreswert von 2 Mio. CHF. Dies erlaubte einen gegenüber den Einnahmen überproportionalen Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 4,9% auf 1.9 Mio. CHF. Die Sachabschreibungen lagen mit knapp 1.1 Mio. CHF etwas tiefer als im Vorjahr, was zu einem Plus des EBIT um 20% auf 0.8 Mio. CHF führte. Bei nahezu unveränderten Steuern von 0.1 Mio. CHF resultierte unter dem Strich ein Gewinnanstieg um 16,5% auf 650’000 CHF. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 40 CHF pro Aktie.
Tiefere Betriebskosten
Der erfolgreiche Abschluss der Sanierung aller Anlagen im Frühjahr 2019 erlaubt es der Lurag, den Gästen eine komplett neue Infrastruktur, die dem neuesten Stand entspricht, anzubieten. Gleichzeitig ermöglicht die Sanierung der Gebäude einen deutlich geringeren Energiebedarf. So konnte eine neue innovative Energielösung auf der Ostseite eingebaut werden, die es ermöglicht, den gesamten Kühlbedarf aller Anlagen gemeinsam zu versorgen. Die entstehende Abwärme deckt den Bedarf an Heiz- und Warmwasser vollumfänglich ab. Eine eigene Fernwärmeleitung versorgt auch das Hotel auf der Westseite mit Wärmeenergie, was zu einer Entlastung der Heizanlage führt.
Fazit
Die Geschäftszahlen der Lurag fallen insbesondere unter der Berücksichtigung der Teilschliessung der Anlage wegen der Sanierung gut bis sehr gut aus. Trotz der aufwendigen Umbauten gelang es, die Betriebskosten auf dem Vorjahresniveau zu halten und so die Umsatzsteigerung in ein Gewinnplus umzuwandeln. Dabei konnten die Ertragsmargen gesteigert werden. Aussagen zur zukünftigen Entwicklung sind schwer prognostizierbar, da die Lurag vom Tagesgeschäft abhängig ist, das nur in sehr geringen Massen vorhersehbar ist. Hingegen gut beeinflussbar sind die Kosten, auf die ein besonderes Augenmerk gerichtet wird. Als grundsolide angesehen werden kann die Bilanz mit einer hohen Eigenmittelquote von 67,6%.
Die Aktien der Lurag werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 1’150 CHF weisen die Papiere eine zumindest im aktuellen Tiefzinsumfeld attraktive Dividendenrendite von 3,5% auf. Als eher hoch einzustufen ist das KGV von knapp 25 für das abgelaufene Geschäftsjahr. Hierbei darf aber nicht übersehen werden, dass die Rechnung wie bereits im Vorjahr durch die Baumassnahmen belastet wurde. Als nicht günstig erscheint auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis mit einem Agio von über 50%, das indessen nur eine beschränkte Aussagekraft aufweist. Der Substanzwert der Papiere dürfte indessen deutlich höher liegen. Als gesichert angesehen werden kann die Ausschüttung von 40 CHF pro Aktie. Mit dem Wegfall der Umbaukosten besteht zugleich eine gewisse Hoffnung auf eine zukünftige Erhöhung der Dividendenzahlungen.