SSE Holding: Walliser Sprengstoffhersteller übertrifft 2018 seine eigenen Ziele

Sonderdividende zum 125järhigen Jubiläum für die Aktionäre

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Vom Schweizer Standort Gamsen werden die Gruppengesellschaften geleitet. Quelle: zvg

Die in der Sprengstoffherstellung und chemischen Synthese tätige SSE Holding AG konnte im 2018 die von den Aktionären erhoffte Trendwende mit einem deutlichen Umsatzplus von 13,3% auf 132.7 Mio. CHF schaffen. Zusammen mit den Veränderungen an halbfertigen Erzeugnissen schwollen die Einnahmen auf 133.4 Mio. CHF an. Dabei trugen alle Sparten zum positiven Resultat bei, wie die Gesellschaft im neuesten Geschäftsbricht schreibt. Im laufenden Jahr soll die positive Geschäftsentwicklung anhalten. Eine weitere Verbesserung der Ertragsmargen wird angestrebt.

Aus dem Geschäft mit Pyrotechnik, das in den letzten Jahren wenig Freude bereitete, ist die Gesellschaft ausgestiegen. So wurden die entsprechenden Aktivitäten, die am Standort in Wimmis zusammengelegt wurden, an die Sugyp SA übertragen. Die Sugyp ist ein idealer Partner für das Feuerwerksgeschäft und wird dieses weiterführen. Anstelle einer Kaufpreiszahlung erhielt die SSE eine Minderheitsbeteiligung an der Sugyp im Umfang von 20%.

Enttäuschendes Balkangeschäft

Lediglich im Balkan musste die SSE einen Rückschlag hinnehmen. Hier lagen die Zahlen deutlich unter den Erwartungen. In Mazedonien lastete die verspätete Betriebsaufnahme von Bergwerken auf dem Geschäft, was zu einem Umsatzminus führte. In Rumänien wurden gar rote Zahlen geschrieben. Allerdings sieht das Unternehmen Licht am Ende des Tunnels: Ein neuer Geschäftsführer konnte im 2018 die Trendwende herbeiführen. Allerdings sind die Herausforderungen in dieser Region sehr hoch, und es sind weitere Anstrengungen zur Ergebnissteigerung notwendig.

Delle in Skandinavien ausgebügelt

Nach einem enttäuschenden Vorjahr war der Geschäftsverlauf in Skandinavien im 2018 sehr erfreulich. Die Aufnahme des Tunnelbaugeschäfts in Schweden und ein deutliches Umsatzplus in Norwegen liessen die Absätze deutlich ansteigen. Mit zum Erfolg beigetragen hat auch der seit August 2018 eingesetzte neue Direktor in Schweden. So konnte trotz des grossen Wettbewerbs nicht nur bei den Umsätzen, sondern auch bei der Marge ein deutliches Plus erzielt werden. Ähnlich positiv entwickelte sich das Geschäft in Mitteleuropa, bestehend aus den Ländern Polen, Tschechien und der Slowakei. Hier konnte die Gesellschaft von der starken Marktposition in allen drei Ländern profitieren. Auch wenn das Geschäft in der Slowakei erst im Aufbau ist, wurde in der Region ein deutliches Umsatz- und Margenplus erzielt. Etwas schwächer als im Vorjahr entwickelte sich das Geschäft in Deutschland, dem für die SSE mit einem Umsatzanteil von 43% wichtigsten Markt. Aber auch hier resultierte ein weiteres Umsatzplus. Trotz der weiterhin fehlenden Infrastrukturprojekte im schweizerischen Heimmarkt entwickelte sich das Geschäft erfreulich. Besonders die Exporte von Gamsen aus konnten deutlich zulegen.

Positiver Betriebsgewinn

Dem Anstieg der Umsätze auf 133.4 Mio. CHF steht ein Plus der Warenaufwendungen von 13,4% auf 65.2 Mio. CHF gegenüber. Der Anstieg entwickelte sich proportional zu den Mehreinnahmen, was aufzeigt, dass es der Gesellschaft gelingt, Marktpreisschwankungen an die Kunden weiterzugeben. Das von der SSE eingeleitete Optimierungsprogramm zeigt sich im unterproportionalen Plus der Personalaufwendungen von 11,7% auf 41 Mio. CHF. Dies, obwohl eine aufwendige neue Konzernstruktur eingeführt wurde. Auch die Betriebsaufwendungen legten nur um 0.5 Mio. CHF auf 17.8 Mio. CHF zu. In der Summe führte dies zu einem starken Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um über 62% auf 9.5 Mio. CHF. Dank der um 0.4 Mio. CHF auf 6.7 Mio. CHF gesunkenen Abschreibungen stieg das EBIT sogar um 4 Mio. CHF auf 2.8 Mio. CHF (Vorjahr: Verlust von 1.2 Mio. CHF). Belastend auf das Ergebnis wirkte sich die negative Entwicklung an den Finanzmärkten zum Jahresultimo hin aus. So brachen im Berichtsjahr die Finanzeinkünfte der SSE von 2.5 Mio. CHF im Vorjahr auf noch 1 Mio. CHF ein. Gleichzeitig stiegen die Finanzaufwendungen von 1.1 Mio. CHF auf 2.5 Mio. CHF an.

Ebenfalls negativ ausgewirkt hat sich die Wechselkursentwicklung, die dazu führte, dass im 2018 ein Währungsverlust von 1 Mio. CHF nach einem Gewinn in gleicher Höhe im Vorjahr die Erfolgsrechnung belastete. Unter dem Strich führte dies zu einem deutlichen Minus des Reingewinns um 31,2% auf 1.1 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten dennoch eine um 12.50 CHF auf 82.50 CHF erhöhte Dividendenzahlung pro Aktie. Bei der Erhöhung handelt es sich allerdings um eine Sonderzahlung anlässlich des 125-jährigen Firmenjubiläums, das die SSE im laufenden Jahr feiert.

Fazit

Der SSE ist es im abgelaufenen Jahr gelungen, die Rentabilität wieder zu verbessern. Zwar sind die Margen von den früheren sehr guten Werten noch etwas entfernt, und es bestehen auch nach wie vor Problemfelder, doch ist eine markante Steigerung der für die Bestimmung des operativen Geschäftsverlaufs massgebenden EBITDA-Marge von knapp 5% im Vorjahr auf 7,1% erzielt worden. Unter dem Strich blieb indessen von der Steigerung nichts mehr übrig. Die negative Entwicklung an den Finanzmärkten und die für die SSE ungünstige Entwicklung der Währungen forderten ihren Tribut.

Während die negativen Auswirkungen des Finanzergebnisses bereits in den ersten Monaten des laufenden Jahres durch steigende Kurse wieder kompensiert wurden, reflektiert der Währungsverlust die Abhängigkeit der Unternehmung von den Wechselkursen. Diese können nur zu einem geringen Anteil beeinflusst werden. Insgesamt kann das Resultat zumindest als gut angesehen werden. Der SSE ist es gelungen, die Anleger mit positiven Kennzahlen zu erfreuen. Zu keinerlei Sorge Anlass geben auch die Bilanzkennzahlen, die mit einer Eigenmittelquote von knapp 45% grundsolide ausfallen.

Die Aktien der SSE werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 3’050 CHF weisen die Papiere eine zumindest im aktuellen Tiefzinsumfeld attraktive Rendite von 2.7% auf. Hierbei darf indessen nicht übersehen werden, dass die Ausschüttung im laufenden Jahr höher ausfällt. Auch wenn es nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Höhe der Dividende bei einer weiteren Verbesserung der betrieblichen Kennzahlen weiterhin auf dem höheren Niveau verharrt, erscheint eine Reduktion auf den Wert der Vorjahre von 70 CHF wahrscheinlich. Zu beachten ist, dass die Höhe der Ausschüttung mit einer Summe von über 2 Mio. CHF den Reingewinn des Berichtsjahres von 1.1 Mio. CHF deutlich übersteigt. Der wirtschaftliche Gewinn dürfte jedoch nicht unerheblich über dem ausgewiesenen Wert liegen, da die Höhe der Abschreibungen den betriebswirtschaftlich notwendigen Wert übertreffen dürfte. Die Rechnungslegung nach OR, die von der SSE angewandt wird, bietet zahlreiche Möglichkeiten, den tatsächlichen Sachwert nicht aufzuzeigen. Auch wenn der Substanzwert der Titel über dem aktuellen Kurs liegt, dürfte dieser von den freien Aktionären kaum je realisiert werden können. Für langfristig agierende Investoren mit einem Faible für solide finanzierte Substanzaktien dürfte sich ein Engagement bei der SSE auszahlen.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär des Unternehmens.

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