Daniel Lenz, Schroder Swiss Small and Mid Cap Fund: «Es gibt sehr viele attraktiv bewertete Qualitätsfirmen im Industriesektor»

Erhöhte Volatilität im 2. Halbjahr und Anfangs 2020 erwartet.

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Das Anlageziel des Schroder (CH) Swiss Small & Mid Cap Fund besteht hauptsächlich darin, einen langfristigen Kapitalzuwachs des investierten Vermögens zu erreichen. Der Anlagefonds orientiert sich an der Performance des Swiss Performance Index Extra Total Return (SPIEX) und strebt an, den SPIEX als Benchmark zu übertreffen. Es wird eine angemessene Diversifikation angestrebt, indem in verschiedene Unternehmen und in verschiedene Sektoren investiert wird. Durch aktives Management, basierend auf fundamentaler und finanzieller Analyse, soll in Vermögenswerte mit den attraktivsten Risiko-Return-Charakteristiken investiert werden.

Daniel Lenz machte seinen Abschluss in Betriebswirtschaft an der HSG. Seit 2000 arbeitet er bei Schroders und verwaltet den Schroder Swiss Small and Mid Cap Fund seit der Lancierung im Jahr 2002. 

Herr Lenz, Ihre Benchmark ist der SPIEX. Während der in 2019 um 20% stieg, war der Anstieg Ihres Fonds mit knapp 15% deutlich unter der Benchmark. Liegt der Grund darin, dass Sie stärker auf Value setzen als auf Wachstumsaktien?

Daniel Lenz: Wir investieren «bottom-up» in die aus unserer Sicht langfristig attraktivsten Firmen unseres Universums. Unsere wichtigsten Kriterien sind die Bewertung einer Aktie und die Qualität der Firma. Es ist richtig: Die Bewertung von Wachstumsaktien, insbesondere aus dem Mid-Cap-Segment, sind seit Jahresbeginn stark gestiegen. Wir halten solche teuren Wachstumswerte in unserem Fonds nicht bzw. sind untergewichtet und haben auf der anderen Seite ein Übergewicht in Value Aktien und dem Small-Cap-Bereich. Dies hat 2018 geholfen, dass sich der Fonds verglichen zum Referenzindex besser gehalten hat. Im ersten Halbjahr 2019 hat sich die Situation nun gedreht.

Ihr Fonds, den Sie im Juni 2017 neu aufgelegt haben, ist noch jung. Umso mehr verhagelte das Börsenjahr 2018 Ihre Performance. Wie holen Sie das Vertrauen der Anleger zurück?

Unser Small&Mid-Cap-Produkt gibt es seit 2002, als wir den Schroder ISF Swiss Equity Fund, einen Fonds nach Luxemburger Recht, lanciert haben. Vor zwei Jahren haben wir dann einen Klon auf unserer Schweizer Plattform lanciert, weil sich für institutionelle Investoren daraus steuerliche Vorteile ergeben, da Verrechnungssteuern aus Dividenden zurückfordert werden können. Die Kunden in diesem Fonds sind grösstenteils schon seit vielen Jahren bei uns investiert. 2018 war aus Kundensicht ein gutes Jahr, konnten wir den Gesamtmarkt in einem schwierigen Marktumfeld schlagen. Das Kundenvertrauen in unseren Ansatz und das Team, das seit mehr als 20 Jahren bei Schroders Schweizer Aktien verwaltet, ist gross.

Performance des Schroder Swiss Small and Mid Cap Fund über 10 Jahre. Die Performance des Fund, der am 30. Juni 2017 lanciert wurde, wird verknüpft mit der Performance des Schroder ISF Swiss Equity Fund, einen Fonds nach Luxemburger Recht, den es seit 2002 gibt. Stand: 30. Juni 2019. Quelle: Schroders.com

Mit über 30% sind Sie in Industrietitel investiert, damit haben diese Werte auch ein höheres Gewicht als sie das in der Benchmark haben. Warum diese starke Konzentration auf Industrietitel?

Unsere grössten Positionen im Industriesektor sind Schindler, Daetwyler, Flughafen Zürich und Bucher. Daraus kann man bereits erkennen, dass im Industriesektor nicht nur Zykliker im klassischen Sinn anzutreffen sind. Schindler ist dank des wichtigen Servicegeschäftes ein relativ defensiver Wert, Daetwyler entwickelt sich mit dem Ausbau in den USA immer stärker zu einem Zulieferanten in die Pharmaindustrie, und der Flughafen Zürich ist eher eine Mischung aus Infrastruktur, Immobilie und Detailhandel als ein Industriewert. Insgesamt finden wir im Schweizer Small&Mid-Cap-Universum sehr viele attraktiv bewertete Qualitätsfirmen, die im Industriesektor eingeteilt sind.

Kommen wir zu einzelnen Titeln: Nach dem IPO im April hat sich die Aktie von Stadler Rail ansprechend gehalten. Wie stark sind Sie bzw. konnten Sie dort einsteigen, und welche Kursziele verfolgen Sie?

«Ansprechend»? Ich würde die Performance von Stadler Rail nach dem IPO von über 20% bis Ende Juni als ausgezeichnet bezeichnen. Die Firma ist im Bahnmarkt sehr gut positioniert. Sie ist Innovationsführer und dank verschiedener Produktionsstandorte auch auf der Kostenseite konkurrenzfähig. Das starke Wachstum im Auftragsbuch in den letzten Jahren und auch im laufenden Jahr spricht eine klare Sprache. Zudem kann Stadler die nächsten Jahre im Service und im Signalmarkt wachsen, Bereiche, die bis vor kurzem noch nicht im Fokus standen.

Logitech, Partners Group, Schindler – das sind Ihre drei stärksten Engagements. Was machen diese Unternehmen richtig? Werden Sie weiterhin Schwergewichte in Ihrem Portfolio bleiben?

Alle drei Firmen haben gemeinsam, dass sie über eine sehr gute Marktposition in attraktiven Endmärkten verfügen, mit einem erfahrenen Management, einer langfristigen Strategie und einer sehr starken Bilanz. Dies sind Qualitätsattribute, die man nicht oft so vorfindet. Bei Logitech und Partners Group schätzen wir die Aussichten für weiteres Gewinnwachstum als sehr gut ein. Anders als bei anderen Wachstumsfirmen ist die Bewertung trotz starker Performance noch nicht ausgereizt. Schindler verfügt über ein sehr attraktives und stabiles Servicegeschäft. Die klar überdurchschnittliche Performance seit vielen Jahren spricht für Schindler als Teil eines diversifizierten Portfolios.

Sonova haben Sie reduziert, lange auch eines der Top-3-Engagements. Warum sehen Sie da keine Fantasie mehr?

Sonova haben wir aus Bewertungsgründen im Laufe des ersten Halbjahres reduziert. Ähnlich wie bei anderen Firmen aus dem Medtech-Bereich ist mittlerweile viel Positives im Kurs beinhaltet. Mit einer Positionsgrösse von knapp unter 4% ist Sonova aber immer noch eine der grössten 10 Positionen im Fonds.

Wenig Freude dürften Ihnen Ihre Engagements zum Beispiel in Implenia machen. Der Kurs dümpelt bei unter 30 CHF herum. Dennoch halten Sie an diesem Titel fest. Warum?

Der Geschäftsverlauf bei Implenia ist sehr enttäuschend, vor allem ausserhalb der Schweiz. Bei 30 Franken ist Implenia aus unserer Sicht unterbewertet. Das Schweizer Geschäft, die Entwicklungsprojekte und die „Landbank“ in der Schweiz sind attraktiv. Es ist aber Geduld gefordert. Das neue Management braucht Zeit, um die Ertragslage ausserhalb der Schweiz zu verbessern. In unserem Fonds ist Implenia mit einem Gewicht von unter 1% aufgrund des nach wie vor überdurchschnittlichen Risikos eine der kleineren Positionen.

Auch der Flughafen Zürich, eine Ihrer grössten Industriepositionen, überzeugt zurzeit nicht durch seine Performance. Worauf führen Sie das zurück, und wie gehen Sie mit dieser Position weiter um?

Der Flughafen Zürich kam im letzten Herbst nach dem Vorschlag des BAZL für eine neue Gebührenregelung unter Druck. Dieser sah neben neuen Gebühren im Flugbereich auch eine neue Regelung im Parkhausgeschäft vor. Mittlerweile hat der Bundesrat beschlossen, dass das heutige Regime unverändert weitergeführt werden soll. Das bedeutet, dass zwar die Gebühren aus dem Flugbetrieb zurückkommen werden, sich sonst aber nichts verändert. Die Aktie hat sich nach diesem Entscheid erholt. Wir erachten den Flughafen Zürich langfristig als attraktiv: Die Passagierzahlen wachsen und das Immobilienprojekt Circle wird ab 2021 Gewinne beisteuern.

Bei den Finanztiteln ist Partners Group Ihre grösste Position. Haben sich Ihre Nerven nach der Achterbahnfahrt Ende 2018 und Anfang 2019 wieder beruhigt?

Wir verstehen uns als langfristigen Investor. Als solcher bringen uns Kursschwankungen in einzelnen Aktien nicht so schnell aus der Fassung. Im Gegenteil: Für uns war der Kursrückgang von Partners Group im Herbst 2018 eine Opportunität, konnten wir doch unsere Position bei attraktiven Kursen vergrössern.

Sie Sind im Bereich Konsumgüter stärker in Zykliker als in Nicht-Zykliker investiert. Wie sehen Sie die weitere konjunkturelle Entwicklung?

Unsere Positionierung kommt bottom-up zustande und hat nichts mit unserer Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung zu tun. Diese ist in unseren firmenspezifischen Modellen enthalten. Die grösste Position bei den zyklischen Konsumgütern ist Forbo. Zudem halten wir Swatch. Das Untergewicht bei den nicht zyklischen Konsumgütern kommt daher, dass wir aus Bewertungsgründen weder in Lindt & Sprüngli noch Barry Callebaut investiert sind. Unsere grösste Position in diesem Segment ist die wesentlich günstiger bewertete Orior.

Warum haben Sie sich komplett von Zur Rose getrennt? Was stimmt Sie bei diesem Wert skeptisch?

Zur Rose haben wir vor über einem Jahr verkauft. Die zukünftige Wettbewerbssituation ist unklar und stellt ein schwer einschätzbares Risiko dar. Zudem muss Zur Rose noch beweisen, dass sich die akquisitorische Wachstumsstrategie aus Investorensicht auszahlen wird.

Könnten Sie sich als Investor in Small und Mid Caps auch vorstellen, in Werte zu investieren, die auf OTC-X gehandelt werden, wenn die entsprechende Liquidität vorhanden ist?

Als institutioneller Asset Manager mit einer gewissen Grösse sind Firmen, die nicht an der Hauptbörse und nicht im SPI enthalten sind, normalerweise zu klein und zu illiquide. Wäre die Liquidität vorhanden, müssten wir uns dies ansehen.

Von welcher Performance Ihres Fonds gehen Sie in 2019 aus?

Wir gehen davon aus, dass wir ähnlich wie in den letzten Quartalen auch im zweiten Halbjahr 2019 und Anfang 2020 eine erhöhte Volatilität an den Finanzmärkten erleben werden. Nach dem Anstieg der Aktienmärkte seit Jahresbeginn sind die Bewertungen wieder stattlich. Wenn es zwischen den USA und China zu einer Lösung der Handelsstreitigkeiten kommen sollte, werden die Aktienmärkte weiter nach oben laufen. Falls dies nicht geschieht, ist auch wieder mit einer Korrektur zu rechnen. Mittelfristig bleiben aber Aktien attraktiv, zumindest, solange die Zinsen auf extrem tiefen Niveaus verharren. Die Anlagealternativen fehlen.

Herr Lenz, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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