Plaston: Umsatzprognosen verfehlt, positive Entwicklung beim Reingewinn

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Die Plaston-Koffer für den Kunden Hilti sind weltweit im Einsatz. Quelle: Plaston Holding AG

Die Plaston Holding AG konnte im per 31. März 2019 beendeten Geschäftsjahr 2018/19 die starke Entwicklung des Vorjahres nicht fortsetzen. Als Bremsfaktor erwies sich Boneco, deren Verkäufe um 9,6% auf 22.6 Mio. CHF fielen. Auch bei der Plaston schwächte sich das Geschäft im Verlauf des Berichtsjahres deutlich ab, so dass per Saldo lediglich noch ein Umsatzplus von 2,2% auf 63.3 Mio. CHF resultierte. Nach einem starken Start ins Geschäftsjahr verzeichnete Plaston im europäischen Geschäft ab Herbst 2018 eine Abkühlung, die sich in niedrigeren Bedarfszahlen niederschlug, wie das Unternehmen im neuesten Geschäftsbericht mitteilt. VR-Präsident Jörg Frei schreibt dazu, dass dies sowohl die Kunden von Plaston als auch Plaston selbst erstaunt habe. Dies zeige die weiterhin hohe Volatilität des Marktes auf. Offen räumt Frei auch ein, dass die eigenen Umsatzprognosen nicht erreicht worden wären. Dennoch sei ein insgesamt positiver Trend beim Betriebsgewinn EBIT und beim Reingewinn festzustellen.

Boneco-Umsätze fallen

Die Umsätze bei Boneco gingen im Berichtsjahr mit einem Minus von fast 10% nochmals deutlich zurück. Betroffen von den Rückgängen waren alle Regionen. Am stärksten verlor das Unternehmen in Nordamerika mit einem Minus von 17,1%, gefolgt von China mit minus 9,9% und Europa mit einem Rückgang um 4,5%. Das Minus geht auf das Konto des Handelskriegs zwischen den USA und China auf der einen und der weitergeführten Bereinigung des Produktesortiments auf der anderen Seite. Im Berichtsjahr steuerten die Produkte, die höchstens drei Jahren auf dem Markt sind, 60% der Sparteneinnahmen bei. Diese generieren auch eine deutlich bessere Marge und haben einen positiven Einfluss auf das Betriebsergebnis.

Plaston legt in China zu

Für Plaston entwickelte sich das Geschäft mit China im Berichtsjahr mit einem Umsatzplus von 28,5% stark positiv. Deutlich schwächer fiel hingegen das Europageschäft aus, das nach einem starken Jahresauftakt per Saldo einen Verkaufsrückgang von 4,5% verbuchen musste. Gleichzeitig mit der Abschwächung der Nachfrage verpuffte auch der zum Auftakt des Geschäftsjahres bestehende positive Währungseinfluss. Der Franken hat seit August 2018 wieder zu seiner Stärke zurückgefunden. Dank des natürlichen Hedgings über die Rohmaterialeinkäufe halten sich die Auswirkungen auf das Ergebnis aber in Grenzen und stellen nur noch bei starken Marktverwerfungen eine Belastung für Plaston dar. Mit der erfolgreichen Einführung der neuen Koffergeneration beim Hauptkunden Hilti in Europa und in China konnte die Basis für eine weitere langfristige Zusammenarbeit gelegt werden. Weiterhin auf Wachstumskurs befindet sich das Geschäftsfeld „Technische Teile“.

Margensteigerung kompensiert Umsatzminus

Auf Konzernebene verbuchte Plaston einen Rückgang der Betriebserträge um 3.6% auf 81.3 Mio. CHF. Das Minus fiel wegen der zulasten der Einnahmen verbuchten negativen Bestandsveränderungen an Erzeugnissen im Umfang von 1.5 Mio. CHF nach einem positiven Wert von 0.7 Mio. CHF deutlich stärker aus als die Bruttoverkaufserträge, die nur um 1,2% sanken. Auf der Kostenseite konnten die Materialaufwendungen um 4,2% auf 43.5 Mio. CHF gesenkt werden. Auch die Personalkosten, der zweitwichtigste Kostenblock, ging um 3,9% auf 23 Mio. CHF zurück. Einsparungen gelangen auch bei den weiteren betrieblichen Aufwendungen. Diese reduzierten sich vor allem wegen der geringeren Reparaturen und gesenkten Marketingausgaben um 5,3% auf 8.2 Mio. CHF. Im Ergebnis erlaubte dies ein EBITDA in Vorjahreshöhe von 6.6 Mio. CHF. Dank der um 0.2 Mio. CHF tieferen Sachabschreibungen legte das EBIT sogar um beachtliche 6,1% auf 2.7 Mio. CHF zu. Unter dem Strich resultierte trotz eines höheren Steueraufwands von 1 Mio. CHF nach 0.8 Mio. CHF ein Reingewinn von 1.6 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Anstieg um 32,3% entspricht. Die Aktionäre erhalten eine im Vergleich zum Vorjahr unveränderte Dividende von 100 CHF pro Aktie.

Envion-Zukauf führt zu Umsatzplus

Im laufenden Geschäftsjahr wird sich der Zukauf von Envion, über den wir im Mai berichteten, deutlich positiv auf die Umsätze der Boneco auswirken. Bei Plaston sind die Aussichten in China weiterhin erfreulich, während in Europa Zurückhaltung vorherrscht, informiert die Gesellschaft. Die Kunden zeigen sich überzeugt, dass Wachstum möglich ist. Zweistellige Wachstumsraten sind indessen nicht mehr umsetzbar. Bei der Zielsetzung, das EBIT und den Reingewinn weiter steigern zu können, befindet sich Plaston eigenen Einschätzungen zufolge auf gutem Kurs.

Fazit

Die Geschäftszahlen von Plaston fallen zumindest unter dem Strich besser aus als im Vorjahr. So konnte die Gesellschaft die erhoffte Margensteigerung erreichen und damit zumindest einen Teil der Ziele erreichen. Nicht gelungen ist ein weiteres Umsatzwachstum, was besonders bei Boneco enttäuscht. Mit dem Zukauf der Envion könnte sich dies ändern. Inwieweit sich der Zukauf auch positiv auf die Margen niederschlägt, kann bis zum heutigen Zeitpunkt nicht ermittelt werden. Erschwert wird dies durch die wenig transparente Berichterstattung.

So werden bei den einzelnen Sparten lediglich die Umsätze präsentiert und nur quantitative Aussagen zu den Margen gemacht. Mit einer Eigenmittelquote von rund zwei Dritteln der Bilanzsumme ist die Gesellschaft grundsolide finanziert. Allerdings kann es zumindest nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass der Kauf der Envion einen negativen Einfluss auf die Bilanzkennzahlen hat. Detaillierte Aussagen sind erst in einem Jahr mit der Vorlage des Geschäftsberichts für 2019/20 möglich.

Die Aktien von Plaston werden auf der ausserbörslichen Handelsplatform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Seit Jahresbeginn avancierte der Kurs der Papiere um mehr als 11% auf bis zu 4’500 CHF. Der letztbezahlte Kurs lag mit 4’400 CHF leicht unter dem Jahreshöchstkurs. Damit weisen die Papiere ein hohes KGV von 27,7 auf der Basis des Reingewinns für das Geschäftsjahr 2018/19 auf. Dieser Wert liefert indessen nur eine wenig valable Indikation, da insbesondere die Sachabschreibungen höher als betriebswirtschaftlich notwendig ausfallen dürften. So sollte eher das EBITDA oder das Verhältnis des EBITDA zum Unternehmenswert EV/EBITDA herangezogen werden. Das EV/EBITDA von knapp 9 für das abgelaufene Geschäftsjahr ist allerdings auch nicht gerade tief.

Dieser Wert kann, ebenso wie die Dividendenrendite von 2,3%, im aktuellen Marktumfeld als akzeptabel angesehen werden. Günstig erscheinen die Titel auf der Basis des Substanzwerts: So werden die Aktien mit einem Abschlag von 15% zum ausgewiesenen Buchwert, der seinerseits nicht unwesentlich tiefer als der Substanzwert ausfallen sollte, bewertet. Auch hierbei nicht berücksichtigt sind Auswirkungen des Kaufs der Envion. Auf dem aktuellen Niveau sind die Chancen für Kursavancen nicht zuletzt dank des weiter anhaltenden Handelskriegs zwischen der USA und China auf der einen und der sich abzeichnenden Abschwächung der Konjunktur auf der anderen Seite begrenzt.

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