Die Weiss + Appetito Holding AG (W+A) verbuchte im ersten Semester 2019 ein Umsatzminus von 7% gegenüber dem Vorjahr. Wie das Unternehmen in einem Aktionärsbrief schreibt, wurde mit einem Gruppenumsatz von 52.8 Mio. CHF dennoch das Budget übertroffen. Im ersten Semester wurde die Neuorganisation der Führungscrew abgeschlossen. Auch seien bereits «einige Anpassungen» erfolgt. Diese führten denn auch zu einem Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) von lediglich 1 Mio. CHF nach 1.9 Mio. CHF im Vorjahr. Hierbei zu beachten sei, dass das erste Semester traditionsgemäss schwach ausfällt.
Baugeschäft als eigene Einheit
Im Rahmen der Neuorganisation wurde das Baugeschäft zu einer eigenen Einheit im Konzern umgestaltet. Diese umfasst die Bereiche Bausanierungen, Böden und Beläge. Per Ende August wurden die Umbau- und Umzugsarbeiten beendet. Die hohe Qualität der Dienstleistungen ist oft ein entscheidendes Kriterium für die Auftragsvergabe an W+A. Allerdings ist der Preis nach wie vor das Hauptkriterium. Im Berichtssemester ist es gelungen, beim Umsatz und beim Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) die Vorjahreswerte zu erreichen. Zukünftig soll die neue Organisation Synergieeffekte erlauben.
Einen deutlichen Rücksetzer erlitt die Sparte Rohrleitungs- und Anlagenbau wegen fehlender Aufträge in den Bereichen Guss und Kunststoff. Trotz der Verfehlung der Budgetziele hält das Unternehmen an der Modernisierung der Infrastruktur und Investitionen in neue Maschinen fest. Das Semesterergebnis wurde zusätzlich durch nicht näher dargestellte einmalige Aufwendungen belastet, was zu einem negativen EBITDA führte. Mit neuen Grossaufträgen, die akquiriert werden konnten, blickt das Management dennoch zuversichtlich in die Zukunft. Aktuell verfügt die Sparte über einen «ansehnlichen» Arbeitsvorrat. Zudem bestehen grosse Chancen, weitere Grossprojekte realisieren zu können.
Technik-Center mit starken Zahlen
Im Technik-Center wurden die Vorjahreswerte sowohl beim Umsatz als auch beim EBITDA übertroffen. Die hohe Auslastung des ersten Halbjahres setzt sich auch im zweiten Semester fort. In der Sparte Saugen + Blasen konnte der Umsatz des Vorjahres nicht gehalten werden. Dennoch gelang es, das EBITDA unter anderem dank der ausländischen Gesellschaften zu steigern. Ebenfalls erfreulich entwickelte sich das Telekommunikationsgeschäft. Vor allem Deutschland hat sich erfreulich entwickelt, während die Investitionen in der Schweiz verhalten ausfielen. Die Fokussierung auf neue Kunden im Heimmarkt sei erfolgreich angelaufen, so dass die Geschäftsleitung erwartet, das Minus bis Jahresende egalisieren zu können. Per saldo konnten Umsatz und EBITDA gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden.
Gut aufgestellt für die Zukunft
Die Geschäftsleitung zeigt sich überzeugt, für die zukünftigen Branchenherausforderungen gut gerüstet zu sein. Die Umbauten in der Gesellschaft gepaart mit neuen Produkten erlauben einen optimistischen Blick in die Zukunft. Weiter vorangetrieben wird die aktuelle Phase des Ausbaus in die Firmeninfrastruktur, die bis Jahresende mehrheitlich abgeschlossen werden soll. Dies ist ein Teil der weiteren Prozessoptimierung, um den in allen Sparten vorhandenen knappen Margen zu begegnen. Zusätzlich setzt W+A auf Innovationen wie hochfeste Beläge und Liquidfugen.
Fazit
Die rudimentären Geschäftszahlen des ersten Semesters erlauben keine detaillierte Analyse des Geschäftsgangs der W+A im laufenden Jahr. Zwischen den Zeilen des Aktionärsbriefs kann herausgelesen werden, dass das tiefere EBITDA vor allem auf die sehr schwache Entwicklung im Rohr- und Anlagenbau zurückgeht. Ebenfalls negativ ausgewirkt haben dürften sich die Kosten des Konzernumbaus mit der Neugestaltung der Führungsstruktur.
Die Gesellschaft besitzt zwei Aktienkategorien. Auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) werden lediglich die Namenaktien B gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 310 CHF weisen die Titel einen hohen Abschlag von fast 40% auf den Buchwert per Jahresende 2018 auf. Als zumindest im aktuellen Tiefzinsumfeld attraktiv angesehen werden kann die aktuelle Ausschüttungsrendite von 2,5% unter der Annahme einer gleichbleibenden Dividendenzahlung von 8 CHF pro Aktie. Wegen des aktuell laufenden Konzernumbaus und der nur rudimentären Zahlen zum laufenden Jahr ist derzeit keine verlässliche Schätzung des KGVs möglich. Insgesamt erscheinen die Aktien auf dem aktuellen Niveau jedoch keinesfalls als überteuert. Beachten sollten Anleger die Dominanz der Partner. Diese besitzen alle Aktien der Kategorie A und zudem einen Teil der auch für Privatanleger erwerbbaren B-Aktien. Aufgrund des statutarisch vorgeschriebenen Erwerbs von B-Aktien durch die Kadermitglieder sind diese an einer guten Performance der Aktien interessiert. Hiervon sollten zumindest mittel- bis langfristig auch die freien Aktionäre profitieren können.