„Engadiner Luxushotel stoppt Abwärtstrend“, titelten wir vor fast genau einem Jahr im Rahmen unseres letzten Blog-Beitrags zu der im ausserbörslichen Segment auf OTC-X gelisteten Engadiner Hotelgesellschaft Cresta Palace Celerina AG.
Unsere damalige Einschätzung, dass die eingeleitete Neuausrichtung und Verjüngung des traditionsreichen Engadiner Hotels erfolgreich verlaufen ist und der Abwärtstrend gestoppt werden konnte, hat sich mit der Vorlage des Zahlenwerks für 2018/2019 bestätigt. Die Gesellschaft ist operativ wieder auf Kurs, und es ist erneut gelungen, die Profitabilität dank verschiedener Effizienzmassnahmen und höherer Einnahmen insbesondere in der Hotellerie bei den Übernachtungen zu steigern. Allerdings zeigt sich auch: Hinsichtlich der Profitabilität (GOI/GOP, EBITDA) besteht weiterhin noch „Luft nach oben“.
Gesamtumsatz steigt um 2,4%, Hotellerie legt sogar um 6,5% zu
Der Gesamtumsatz konnte zum Geschäftsjahresende am 30. April 2019 um 2,4% auf knapp 6.7 Mio. CHF gesteigert werden. Allerdings blieb der erwirtschaftete Umsatz um rund 5% unter dem budgetierten Gesamtumsatz zurück. Angesichts eines unverändert schwierigen Wettbewerbsumfelds für die Engadiner Hotellerie ist dieser Zuwachs beim Ergebnis aus unserer Sicht dennoch erfreulich. Dieser Zuwachs ist umso höher zu gewichten, als der Beherbergungsertrag als wichtigste Ertragsgrösse und eigentliches „Kerngeschäft“ sogar um 6,5% auf fast 4 Mio. CHF gesteigert werden konnte und nunmehr 59% (Vj. 57%) vom Gesamtertrag ausmacht. Das höhere Wachstum beim Beherbergungsertrag zeigt, dass die vielfältigen Angebote des Cresta Palace Celerina nach Neuausrichtung und Verjüngung ihr Publikum gefunden haben und von den Gästen – im Gesamtpaket – angenommen werden.
Dagegen blieben die Erträge in der Gastronomie nach den deutlichen Zuwächsen im Vorjahr (+8%) diesmal praktisch unverändert mit einem nur leichten Wachstum von +0,7% auf 2.02 Mio. CHF. Praktisch unverändert mit 0.3 Mio. CHF waren nach den dynamischen Zuwächsen des Vorjahres diesmal auch die Umsätze des Service-Kompetenzzentrums Staziun da Basa. Insgesamt entfielen 4,7% der Umsätze auf die Staziun da Basa nach 4,8% im Vorjahr. Wie schon im Vorjahr darf aber angenommen werden, dass indirekte Erfolge aus der Staziun in den Zuwächsen bei den Zimmererträgen verbucht werden konnten. Die Angebotswelten der Staziun da Basa haben die Positionierung als „Sporthotel“ im Tourismusmarkt in den letzten beiden Jahren sicherlich massgeblich unterstützt und werden gemäss Unternehmensinformationen im vorliegenden Geschäftsbericht 2018/2019 auch weiter ausgebaut. Erträge aus Mieteinahmen und sonstige Einnahmen waren hingegen um 26% auf rund 0.2 Mio. CHF rückläufig und verhinderten so einen höheren Gesamtumsatz sowie, damit einhergehend, eine prozentual stärkere Steigerung des Umsatzwachstums.
Reduzierter Betriebsaufwand legt Basis für ein deutlich verbessertes Jahresergebnis
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/2019 ist es der Cresta Palace Celerina AG gelungen, den Betriebsaufwand ungeachtet eines um 2,4% höheren Gesamtumsatzes sogar um 2,7% auf rund 3.9 Mio. CHF (Vj. 4.0 Mio. CHF) zu reduzieren. Der Brutto-Betriebserfolg (GOI) verbesserte sich damit um fast 0.3 Mio. CHF oder 10,5% auf gerundet 2.8 Mio. CHF (Vj. 2.5 Mio. CHF). Dies entspricht gut 41% vom Gesamtertrag (Vj. 38%) und zeigt wieder in die Richtung früherer Erfolgsjahre. Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2014/2015 hatte der GOI noch bei etwa 3.1 Mio. CHF (44%) gelegen, ehe diese in der Hotellerie beachtete Kenngrösse im Jahr 2015/2016 – dem ersten vollen Geschäftsjahr nach der Wechselkursfreigabe des Schweizer Frankens zum Euro im Januar 2015 – parallel zu einem scharfen Umsatzeinbruch um 17% auf nur noch 2.1 Mio. CHF (36% vom Gesamtertrag) förmlich abstürzte.
Auch im Geschäftsjahr 2018/2019 ist es der Verwaltung dank eines konsequenten Kostenmanagements erneut gelungen, den sonstigen Betriebsaufwand (Verwaltung, IT, Marketing, Unterhalt, Energie, Entsorgung etc.) trotz der höheren Umsätze mit 1.9 Mio. CHF praktisch auf dem Niveau des Vorjahres zu halten. Der Brutto-Betriebsgewinn (GOP) konnte so um fast 44% auf 842’419 CHF gesteigert werden.
Das EBITDA verbesserte sich um knapp 88% auf 548’991 CHF nach 292’602 CHF im Vorjahr. Die Abschreibungen fielen 2018/2019 mit 0.4 Mio. CHF nur geringfügig tiefer aus.
Das EBIT drehte nach den Verlusten der drei Vorjahre im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 104’947 CHF (2017/2018: -157’605 CHF) wieder in den positiven Bereich.
Das ausgewiesene Unternehmensergebnis lag mit 40’248 CHF – erstmals seit dem Geschäftsjahr 2014/2015 – wieder in der Gewinnzone und illustriert damit auch von der „Bilanzoptik“ den erfolgreichen Turnaround-Kurs der letzten Jahre. Allerdings ist der ausgewiesene Reingewinn bei einer vertieften Betrachtung aufgrund des hohen Einflusses der Abschreibungen auf den Ergebnisausweis – wie schon in den Vorjahren – nur bedingt aussagekräftig. Anzumerken ist allerdings auch, dass das Unternehmensergebnis – wie schon im Vorjahr – erneut von einem ausserordentlichen Ertrag in der Grössenordnung von rund 0.3 Mio. CHF aus der Auflösung von Arbeitgeberbeitragsreserven positiv beeinflusst war.
Aussagekräftiger als das ausgewiesene Unternehmensergebnis erscheint ein Blick in die Geldflussrechnung, die den „operativen Turnaround“ ebenfalls mit Zahlen untermauert: Der Cashflow aus der operativen Geschäftstätigkeit verbesserte sich von rund 0.02 Mio. CHF im Jahr 2017/2018 auf 0.8 Mio. CHF im abgelaufenen Geschäftsjahr.
In der Bilanz fällt auf, dass die Cresta Palace Celerina AG das solide Ergebnis des Geschäftsjahres 2018/2019 dazu genutzt hat, ihr (optisch hohes) Fremdkapital per Saldo um rund 1 Mio. CHF abzubauen. Nach 19.3 Mio. CHF im Vorjahr wird das gesamte Fremdkapital im Abschluss 2018/2019 noch mit 18.3 Mio. CHF ausgewiesen, ein Rückgang um 5%. Allerdings ist die ausgewiesene Eigenkapitalquote von nur etwa 6% oder 1.2 Mio. CHF in absoluten Zahlen – wie schon im Vorjahr skizziert – aufgrund der Abschreibungspraxis der Vergangenheit und vermuteten hohen stillen Reserven im Betrieb letztlich ohne Aussagekraft. Die „echte Eigenkapitalquote“ dürfte bedeutend höher liegen, ist aber mit den vorliegenden Informationen schwer zu quantifizieren. Auf der anderen Seite denkt die Gesellschaft mit Blickrichtung 2021 und anstehender Investitionen in die Infrastruktur daran, ihr Eigenkapital durch eine Kapitalerhöhung zu stärken. Wir kommen darauf noch zurück.
Ausbau der Positionierung als Sporthotel
Wie die Cresta Palace Celerina AG im Ausblick zum Geschäftsbericht 2018/2019 mitteilt, ist das Sommergeschäft 2019 „erfolgreich gestartet“. Der Umsatz konnte ungeachtet eines im direkten Vergleich zum Vorjahr „nicht mehr so optimalen“ Wetters gehalten werden. Verbessert haben sich dagegen die Umsätze in den Restaurants dank verschiedener kulinarischer Initiativen und Events über die Sommermonate.
Neu wurden etwa ein Thai-Wochenende, Grillanlässe im Monat Juli im Hotelpark sowie zwei Anlässe mit Wein und Käse durchgeführt. Auch wurde neu in der Hotelhalle eine Wein-Lounge eingerichtet, in der 16 Weine aus der Bündner Herrschaft im Offenausschank angeboten werden. Im Restaurant-Bereich wurde das Angebot an Bündner Weinen ausgeweitet, und es sollen auch künftig Anlässe mit lokalen Weinproduzenten aus der Bündner Herrschaft durchgeführt werden.
Für die Zukunft verspricht sich das Hotel – wie schon im Vorjahr – noch weitere Entwicklungsmöglichkeiten aus einer intensivierten Zusammenarbeit mit weiteren Leistungsträgern in der Region sowie der Schaffung neuer, innovativer und „spannender“ Angebotswelten, gerade auch im Zusammenspiel mit der Staziun da Basa. Angekündigt ist, dass auf die Wintersaison u.a. ein neues Angebot für ambitionierte Langläufer lanciert wird. Curdin Kasper, Ex-Nationaltrainer Langlauf Herren und mehrfacher Schweizermeister im Staffellauf, sowie Mirko Colombo, Bewegungswissenschaftler und Ernährungsberater, unterstützen interessierte Cresta-Palace-Gäste in insgesamt vier buchbaren Packages zwischen Dezember 2019 und Januar 2020 dabei, ihre persönlichen Ziele zu erreichen.
Damit soll die Hotelauslastung in den Wintermonaten Dezember und Januar verbessert und andererseits auch die Positionierung als „Sporthotel“ im touristischen Wettbewerb nicht nur gefestigt, sondern mit gezielten neuen und qualitativ hochstehenden Angeboten weiter ausgebaut werden.
Intensivierte Marktbearbeitung China und Nordamerika geplant
Im Geschäftsbericht 2018/2019 informiert die Gesellschaft darüber, dass zukünftig eine intensivierte Marktbearbeitung im chinesischen und amerikanischen Markt angestrebt wird. Hierzu wurde eine Kooperation mit Graubünden Ferien geschlossen. Ziel dieser Kooperation ist, in diesen beiden neuen strategischen Zielmärkten eine stärkere Präsenz zu erhalten und eine entsprechende „Wahrnehmung“ im Tourismusmarkt dieser Regionen zu erfahren. Geprüft werden auch verschiedene Möglichkeiten einer intensivierten Zusammenarbeit mit der Rhätischen Bahn, ebenfalls ein Kooperationspartner der Cresta Palace Celerina AG.
Ankündigung einer Kapitalerhöhung
Die Cresta Palace Celerina AG informiert die Aktionäre mit Vorlage des Geschäftsberichts 2018/2019 auch darüber, dass „die Planung für die Renovation der Zimmer und den Umbau des Eingangsbereichs“ in Auftrag gegeben wurde. Weiter werde die Möglichkeit geprüft, das bestehende Restaurant Giacomo’s mit einer Terrasse und einem Wintergarten zu erweitern. Damit verbunden wäre eine bauliche Aufwertung des Gastronomiebereichs im Interesse der Gäste. Geplant sind diese baulichen Massnahmen „in der Zwischensaison Winter-Sommer 2021“.
Im Zusammenhang mit diesen geplanten Investitionen in die Modernisierung und Erweiterung der Räumlichkeiten in Hotellerie und Gastronomie soll „vorgängig“ eine Kapitalerhöhung durchgeführt werden. Über weitere Details einer möglichen Kapitalerhöhung in der Zukunft finden sich zum jetzigen, frühen Zeitpunkt keine weiteren Informationen im Geschäftsbericht.
Fazit
Die Geschäftszahlen für das Jahr 2018/2019 fallen insgesamt, obwohl unter dem Budget liegend, erfreulich aus und signalisieren, dass der „Turnaround“ geglückt ist. Weitere Kooperationen mit anderen Leistungserbringern der Region und neue Angebote könnten der Cresta Palace Celerina AG mittel- bis längerfristig ergänzende Entwicklungsmöglichkeiten und zusätzliche Ertragsperspektiven eröffnen. Die Positionierung als Sporthotel mit qualitativ hochstehenden und innovativen Angeboten erscheint erfolgversprechend.
Die geplanten Investitionen in die Hotel- und Gastronomieinfrastruktur bzw. die baulichen Modernisierungs- und Erweiterungsmassnahmen in diesen Bereichen dürften noch vor dem Jahr 2021 zu einer Kapitalerhöhung bei der Cresta Palace Celerina AG führen. Über die genauen Konditionen sind nach Kenntnis des Verfassers zum heutigen Zeitpunkt noch keine Details bekannt. Den Aktionären ist bei einer ordentlichen Kapitalerhöhung in jedem Fall ein Bezugsrecht auf neue Aktien einzuräumen.
Das Aktienkapital von 900‘000 CHF ist eingeteilt in 9‘000 Namenaktien zu 100 CHF nominal. Der letzte Umsatz der sehr illiquiden Aktie fand vor wenigen Tagen mit nur einer (1) gehandelten Aktie zu 1‘700 CHF statt, was einer „Marktkapitalisierung“ von rund 15 Mio. CHF entspricht. Die Aktien werden aktuell zu 1‘301 CHF gesucht und zu 2‘000 CHF angeboten (Kurse vom 14.10.2019). Auf Basis des Geld-Kurses liegt die rechnerische „Marktkapitalisierung“ im Bereich von 11.7 Mio. CHF.
Die Aktien der Cresta Palace Celerina AG eignen sich weiterhin primär für Anleger mit einem Bezug zur Region sowie einem gewachsenen Faible für „Spezialitäten-Aktien“.
Transparenzhinweis: Dem Autoren nahestehende Personen sind Aktionäre der Cresta Palace Celerina AG.