Bernexpo Holding: Projekt neue Eventhalle ist gut auf Kurs

Neue Messen sorgen ab 2020 für Impulse.

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Der Bereich Bildung&Karriere, zu dem auch die Berufsausbildungsmesse BAM gehört, ist einer der Kernbereiche der Bernexpo Groupe. Bild: bernexpo.ch

Im Frühjahr kündigte der Berner Messebetreiber Bernexpo Groupe an, gemeinsam mit dem Immobilienentwickler HRS die Planung für die neue Eventhalle durchzuführen. Auch sprach das Unternehmen von den Herausforderungen, welche die Digitalisierung der Messebranche mit sich bringt. Nach der Akquisition von zwei Karriereplattformen im 1. Semester ist es ruhig um das Messeunternehmen geworden. Angesichts des schwierigen Umfelds, in dem sich die gesamte Branche befindet, könnte dies als negatives Zeichen gedeutet werden. Denn blickt man nach Basel zur börsenkotierten MCH Group, so bleibt dort derzeit kein Stein auf dem anderen. Im September gab die Messe Schweiz sogar bekannt, dass sie den Geschäftsbereich Live Marketing Solutions, also das Eventgeschäft, verkaufen will.

Klassisches Messegeschäft wird schwieriger

Bernexpo-CEO Jennifer Somm reagiert proaktiv auf die Veränderungen der Messebranche. Bild: bernexpo.ch

Doch für Verunsicherung gibt es bei der Bernexpo Groupe derzeit keinen Grund, auch wenn CEO Jennifer Somm im Gespräch mit schweizeraktien.net einräumt, dass das Messegeschäft weniger gut planbar als zu früheren Zeiten und gerade der Verkauf von klassischen Standflächen daher nicht mehr so einfach sei. «Wir müssen für unsere Kunden mehr in Lösungen denken», erklärt Somm. Dazu gehört Live-Kommunikation, also Messen und Events, ebenso wie digitale Kommunikationsmöglichkeiten oder auch Printprodukte.

Anfang Januar 2019 hat die Bernexpo Groupe daher die zwei Firmen Talendo und Togehter übernommen, um das Angebot im Bereich «Bildung&Karriere» zu stärken. Die Together AG ist Veranstalterin von jährlich rund 30 Messen, Konferenzen und Events schweizweit, Herausgeberin von Karriere-Publikationen und Spezialistin für Marketing-Kampagnen. «Wir sind sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Integration», berichtet Jennifer Somm. Gemeinsam mit Talendo habe die Bernexpo die Lehrstellenplattform baam.ch lancieren können, welche die besten Arbeitgeber der Schweiz mit künftigen Lernenden verbindet. Insgesamt rechnet die CEO nicht damit, dass die Integration die Jahresrechnung der Bernexpo belasten wird.

Mit der neuen Eventhalle sei die Bernexpo «gut auf Kurs». Die Technische Prüfung für das Vorhaben sei abgeschlossen. Aktuell werde das Dossier für die Investoren aufbereitet, so Jennifer Somm. Auch habe sich an der Absicht, die Mehrheit an der Messepark AG abzutreten, nichts geändert. Wann die Transaktion allerdings abgeschlossen wird, dazu wollte sie sich nicht äussern.

Zuversichtlich für Gesamtjahr

In Bezug auf den Verlauf des aktuellen Geschäftsjahres gibt sich Jennifer Somm zuversichtlich. «Trotz des anspruchsvollen Umfelds sowie der Herausforderungen infolge zyklusbedingtem Messemix und -portfolio können wir uns unseren Erwartungen entsprechend behaupten», sagt sie. Damit weist sie auch darauf hin, dass die Erträge aufgrund zwei- oder dreijähriger Zyklen von bestimmten Messen in manchen Jahren geringer ausfallen. 2018 war mit einem Nettoumsatz von 62.6 Mio. CHF ein Ausnahmejahr. Im Jahr 2019 wirkt sich zudem negativ aus, dass die Fachmesse für den öffentlichen Sektor «Suisse Public» von einem zweijährigen auf einen Dreijahre-Turnus gewechselt hat und daher nicht mehr stattfindet.

2020 wird wieder deutlich besser

Im kommenden Jahr wird die Suisse Public allerdings wieder stattfinden. «Für 2020 rechnen wir mit einem erfolgreichen Jahr», sagt Jennifer Somm daher schon heute. Sie begründet dies auch mit der erfreulichen Entwicklung in den Bereichen Bildung&Karriere und Industrie&Technik. Ab 2021 soll dann eine neue Leitmesse der Fertigungsindustrie im Zweijahresturnus stattfinden. «Auch in den weiteren Themenfeldern schreitet die Implementierung der Strategie voran, die Bernexpo als führende Veranstalterin in ihren strategischen Themenfelder weiterzuentwickeln», so Somm.

Fazit

Einen Abwärtstrend in der Messebranche spürt die Bernexpo Groupe derzeit weniger stark als ihre Mitbewerber. Dies mag einerseits an der starken regionalen Verankerung für die Publikumsmesse BEA liegen. Andererseits hat die Unternehmensleitung früh auf die Veränderungen im Messegeschäft reagiert und neue Formate, wie beispielsweise das eSports-Festival «Herofest», lanciert.

2019 kann trotz den zyklisch bedingten Ertragsausfällen mit einem Umsatz von gut 60 Mio. CHF gerechnet werden. Die EBITDA-Marge dürfte 2019 hingegen nochmals sinken, so dass ein EBITDA von etwa 7 bis 9 Mio. CHF erwartet werden kann. Der Reingewinn sollte daher ebenfalls zyklisch bedingt tiefer ausfallen, jedoch weiterhin positiv sein. Für 2020 ist wiederum mit einer klaren Verbesserung sowohl beim Umsatz als auch bei der EBITDA- und EBIT-Marge zu rechnen.

Bei Kursen von 470 CHF, welche zuletzt auf OTC-X für eine Aktie der Bernexpo Holding AG gezahlt wurden, und einem tieferen Gewinn würde das KGV für 2019 deutlich steigen. Das 2018er KGV lag bei niedrigen 11. Auf den ersten Blick erscheinen die Bernexpo-Aktie damit nicht mehr günstig. Angesichts der zu erwartenden Verbesserungen der Zahlen im Jahr 2020 sind diese dennoch nicht zu teuer. Gemessen am Buchwert der Aktie, der bei 765 CHF liegt, ist der Titel sogar sehr günstig bewertet. Die Chancen für die Aktionäre, dass dieser Wert bei einem Verkauf der Mehrheit der Messepark AG teilweise realisiert werden kann, scheinen nach wie vor intakt.

Bei einer gleichbleibenden Dividende von 15 CHF pro Aktie rentiert der Titel weiterhin mit attraktiven 3,2%. Grösste Risiken bei einem Investment in die Bernexpo-Aktie bleiben ein unvorhersehbarer, abrupter Einbruch im Kerngeschäft und/oder unerwartete Verzögerungen beim Projekt Eventhalle. Ansonsten bleiben die Titel für Value-Investoren weiterhin attraktiv.

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