Christoph Egger, Direktor der Schilthornbahn AG: «Wir hoffen, 2026 das Projekt 20XX abschliessen zu können»

An Dividendenzahlungen soll trotz Investitionen von 90 Mio. CHF festgehalten werden

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Die Schilthornbahn AG steht mit dem Projekt 20XX vor der grössten Investition in ihrer Unternehmensgeschichte. Das Bauvolumen von 90 Mio. CHF soll einerseits aus dem Cashflow, andererseits über erhöhte Kreditlimiten der Hausbanken und schliesslich über eine Kapitalerhöhung finanziert werden. Aktuell und bis zum 19. November läuft der Bezugsrechtehandel für die neuen Aktien auf der OTC-X Plattform der BEKB.

Im Gespräch mit schweizeraktien.net skizziert Schilthornbahn-Direktor Christoph Egger den Zeitplan für das ehrgeizige Projekt, äussert sich zum Erfolg des bisherigen Bezugsrechtehandels und erklärt, warum er trotz der hohen Investitionen an Dividendenzahlungen an die Aktionäre festhalten möchte.

Herr Egger, im Rahmen Ihrer Strategie Schilthornbahn 20XX wollen Sie mit der Funifor-Pendelbahn die Transport-Kapazität verdoppeln, von derzeit 400 auf 800 Gäste pro Stunde. Gibt es die entsprechende Nachfrage?

Der Grindelwaldner Christoph Egger, hier anlässlich der GV 2019, ist seit 2012 Direktor der Schilthornbahn AG. Dazu hält er mehrere Verwaltungsratsmandate bei verschiedenen Tourismusorganisationen inne. Bild: schweizeraktien.net

Die Schilthornbahn hat gemäss Konzession eine Förderleistung von 600 Personen/Stunde; diese Leistung wurde über viele Jahre auch erreicht. Dies ist bereits ein eindrückliches Zeichen, dass die Nachfrage sowohl im Sommer als auch im Winter besteht. Die Kapazitätssteigerung entspricht demzufolge auch lediglich 33%.

Die Jungfraubahn erhöht mit der V-Bahn ab 2021 die Kapazitäten ebenfalls erheblich und verkürzt die Reisezeit. Welche Vorteile bietet die Schilthornbahn 20XX gegenüber dem neuen Angebot der Konkurrenz?

Schilthorn – Piz Gloria ist in 30 Minuten ab Stechelberg erreichbar und ist ein Halbtagesausflug. Der Ausflugsberg bietet den besten 360°-Ausblick auf das Alpenpanorama, auf das Mittelland und den Jura. Bei guter Sicht sind auch der Schwarzwald sowie die Vogesen und selbst der Mont-Blanc sichtbar.

Wie haben sich Ihre Besucherzahlen in den letzten Jahren entwickelt?

Wir haben in den letzten Jahren die Besucherzahlen um rund 50% steigern können. Diese Steigerung ist eine Folge der neuen Attraktionen auf dem Schilthorn (Bond World 007, Piz Gloria View) und Birg (Skyline Walk, Thrill Walk). Aber auch das Wintergeschäft weist in den letzten beiden Jahren wieder einen schönen Aufwärtstrend auf.

Um das Projekt 20XX zu finanzieren, läuft derzeit die Zeichnungsfrist für neue Aktien im Rahmen einer Kapitalerhöhung. Wie gross ist das Interesse der Altaktionäre, bei der Kapitalerhöhung mitzuziehen?

Wir dürfen in den ersten Tagen der Aktienkapitalerhöhung ein grosses Interesse feststellen. Der Bezugsrechtehandel auf der Handelsplattform OTC-X läuft sehr rege; in den ersten 4 Tagen wurden bereits fast 1‘400 Bezugsrechte gehandelt.

Über 6 Mio. CHF sollen Ihrem Unternehmen über die Kapitalerhöhung zufliessen. In welche Projekte und Teilprojekte fliesst diese Summe?

Die Aktienkapitalerhöhung dient der Finanzierung des Projekts Schilthornbahn 20XX. Dieses Projekt enthält den Ersatz der heutigen Luftseilbahn durch neue Seilbahnen von Stechelberg direkt nach Mürren und weiter nach Birg und Schilthorn. Die jeweiligen Stationsgebäude und die Nutzungen werden erneuert und der Nachfrage angepasst.

Können Sie uns sagen, wie die Mittel auf der Zeitachse eingesetzt werden sollen? Wann investieren Sie wo?

Mit dem Neubau der Verbindung Mürren – Birg (2) soll begonnen werden, danach folgen Birg – Schilthorn (3) und Stechelberg – Mürren (1). Grafik: schilthorn.ch

Wir werden mit der Sektion Mürren – Birg beginnen; diese Strecke stellt heute den grössten Engpass, v.a. für den Wintersport, dar. Danach folgt die Sektion Birg – Schilthorn, womit wir den Schilthorngipfel erreichen. Als letzte Etappe wird die Verbindung Stechelberg – Mürren realisiert werden.

Die Gesamtinvestitionen in das Projekt 20XX betragen 90 Mio. CHF. Wie werden Sie diese Summe finanzieren? Oder kommen noch weitere Kapitalerhöhungen auf die Aktionäre zu?

Die Finanzierung ist sichergestellt; es werden keine weiteren Aktienkapitalerhöhungen benötigt. Die Aktienkapitalerhöhung bringt einen Mittelzufluss von rund CHF 6.0 Mio. Daneben haben wir eine Kreditlimite mit unseren Hausbanken abschliessen können. Und drittens werden wir natürlich auch einen wesentlichen Teil des laufenden Cashflows in das Projekt einfliessen lassen.

Es gibt noch Einsprachen gegen das Projekt 20XX, auch muss die Gemeindeversammlung noch ihr Plazet geben. Wann rechnen Sie mit definitiv grünem Licht für Ihr Projekt?

Der genaue Zeitplan ist natürlich v.a. von der Bereinigung der Einsprachen sowie dem Verlauf des Bewilligungsverfahrens auf Verwaltungsebene abhängig. Die Zustimmung können wir auf jeden Fall frühestens Ende 2020 erwarten.

Wie sieht danach der weitere Fahrplan aus?

Wir planen rund 18 Monate Bauzeit für die Bahnen Mürren – Birg und Birg – Schilthorn. Danach wird es eine Pause geben, bevor wir die Verbindung von Stechelberg nach Mürren realisieren werden.

Wann rechnen Sie mit dem Abschluss des Projekts 20XX?

Wir hoffen natürlich, 2026 das Projekt abschliessen zu können. Allerdings haben wir den Projekttitel Schilthornbahn 20XX bewusst gewählt. Wir wollen ein gutes Projekt, nicht eine schnell realisierte Bahn. Wir nehmen bewusst zeitliche Verzögerungen und Umwege in Kauf, um unsere Projektvorstellungen umsetzen und einen wirklichen Mehrwert für die Unternehmen und die Region schaffen zu können.

Neben dem Projekt Schilthornbahn 20XX gilt Ihr besonderes Augenmerk dem Ausbau der Wertschöpfungskette. Wie sieht es mit Ihren Aktivitäten bezüglich Hotellerie aus, insbesondere nach dem Kauf des Hotel Blumental?

Wir haben nicht die Absicht, im grossen Stil in die Hotellerie einzusteigen und weitere Betriebe zu übernehmen. Wir folgen dem Grundsatz „Schuster, bleib bei deinen Leisten“; wir sind in den ersten 50 Jahren der Unternehmensgeschichte gut damit gefahren.
Allerdings ergeben sich auch mal Opportunitäten, welche für uns aus verschiedenen Gründen interessant sein können. So erwerben wir von der Einwohnergemeinde Lauterbrunnen auch ein Schulhaus, welches unmittelbar an unser Park-Gelände bei der Station Stechelberg angrenzt. Wir werden dieses Schulhaus in eine Lodge umwandeln und jugendlichen, budgetbewussten Gästen ein Angebot bieten.

Wie kommt Ihr Hotel-Grossprojekt „The Myrrhen“ voran?

Das Projekt wird im ersten Quartal 2020 erneut eingereicht werden. Die Generalunternehmung Steiner AG als Bauherrin hat das Projekt überarbeitet und die Kritikpunkte der Einsprecher und Behörden entsprechend berücksichtigt.

Neben Hotellerie und Gastronomie – wo sehen Sie weiteres Ausbaupotenzial?

Das Projekt Schilthornbahn 20XX bringt Ergänzungen und Erweiterungen in den Bereichen Gastronomie und Merchandising. Wachstum per se kann aber nicht im Vordergrund stehen. Qualitatives Wachstum und die Sicherung der Rentabilität stehen im Vordergrund. Wir müssen zudem v.a. sicherstellen, dass wir das bisherige Wachstum und die durch das Projekt anstehenden Entwicklungen organisatorisch bewältigen und unseren Gästen ein einmaliges Erlebnis und eine hohe Qualität bieten können.

Sie haben angekündigt, trotz der hohen Investitionen weiterhin eine Dividende zu zahlen. Wäre es angesichts dieser Investitionen nicht sinnvoller, einige Jahre auf die Dividende zu verzichten?

Die Schilthornbahn AG schüttet seit 1975 ununterbrochen jährlich eine Dividende aus. Jene Aktionäre, welche jetzt an der Aktienkapitalerhöhung teilnehmen und die Finanzierung der Unternehmensentwicklung unterstützen, dürfen ebenfalls eine Verzinsung erwarten. Wir vertreten daher die Ansicht, dass eine kontinuierliche Dividendenausschüttung nicht zuletzt eine Frage der Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit darstellt.

Herr Egger, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Die Aktie der Schilthornbahn wird auf OTC-X der BEKB zum Preis von 1’830 CHF gehandelt.

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