Clientis: Bankengruppe ist nach dem ZRB-Austritt homogener aufgestellt

Weiteres Rekordergebnis in Folge erzielt

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Christian Heydecker, VRP der Clientis AG, sagt, dass die Gruppe nach dem Austritt der ZRB homogener geworden ist. Bild: zvg

Ende 2019 war es soweit. Die Clientis Zürcher Regionalbank vollzog ihren Austritt aus der Clientis-Gruppe. Seit Januar 2020 ist die ehemalige Clientis ZRB nun unter dem Namen Bank Avera im Markt unterwegs. Für die verbleibenden 14 regional tätigen Institute der Regionalbankengruppe scheint das kein Beinbruch zu sein. Zwar fehlt mit der ZRB seit Jahresbeginn ein Schwergewicht – immerhin war sie mit einer Bilanzsumme von knapp 4.3 Mrd. CHF das grösste Institut und auch grösster Aktionär. Doch Christian Heydecker, Verwaltungsratspräsident der Clientis AG, sieht den Abgang auch positiv. Die Gruppe sei nun homogener geworden, meint er an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich.

Ein Blick in die Abschlüsse der 14 Banken zeigt, dass sich die Bilanzsummen nun zwischen 0.4 und 1.5 Mrd. CHF bewegen. Das kleinste Institut ist die Clientis Bank im Thal mit knapp 344 Mio. CHF und 9.4 Vollzeitstellen. Die Rangliste führt nun die Clientis Bank Oberaargau mit einer Bilanzsumme von 1’533 Mio. CHF und 51.1 Vollzeitstellen an. An der Jahresmedienkonferenz erklärte Heydecker auch, dass der Dialog mit den Banken ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Clientis-Gruppe sei.

Dienstleistungen für Drittbanken im Fokus

Clientis-CEO Andreas Buri nutzte die Medienkonferenz, um die Clientis AG als Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum zu präsentieren. Mittlerweile erbringe das Unternehmen nicht nur für die 14 Mitgliedsbanken, sondern auch für neun Drittbanken verschiedene Dienstleistungen in den Bereichen IT und Finance. «Eine Regionalbank kann praktisch alle Aufgaben auslagern, die sich nicht auf die direkte Kundenbetreuung beziehen», so Buri. In Zukunft soll dieses Geschäftsmodell weiter ausgebaut werden.

Dies ist allerdings nach dem Weggang der Clientis ZRB auch nötig, denn die geringeren Einnahmen aus den Beiträgen der Clientis Banken zu den zentralen Betriebskosten – 2019 waren dies noch 5.3 Mio. CHF – müssen durch neue Dienstleistungsverträge kompensiert werden. «Clientis finanziert sich durch die Management Fee der Mitgliedsbanken, die Erträge aus den Dienstleistungsverträgen und Erträge aus dem Treasury», beschreibt VRP Christian Heydecker die Ertragsquellen. Und Andreas Buri fügt hinzu, dass sämtliche Aufwandspositionen stets ganz genau angeschaut würden. «Wir bieten nur Dienstleistungen an, die auch von unseren Kunden gewünscht werden». Effizienz und Innovation sind daher die Schlagworte, die auch für Clientis wichtig sind. Im Zusammenhang mit der voranschreitenden Digitalisierung im Banking will die Gruppe auch in diesem Jahr wieder 10 Mio. CHF für Innovationsprojekte investieren. Dazu gehören die Neupositionierung des Anlagegeschäfts mit einem neuen Finanzberatungstool sowie die Digitalisierung des Kreditprozesses.

3,8% mehr Hypotheken und höchster Gewinn seit Gründung

Dass sich gerade für die kleinen und mittelgrossen Regionalbanken die Zugehörigkeit zum Clientis-Verbund ausgezahlt hat, zeigen die konsolidierten Geschäftszahlen der 15 Institute für das Jahr 2019. Finanzchef Roger Auderset konnte sehr erfreuliche Zahlen präsentieren. So wuchs die Bilanzsumme letztes Jahr um 6,3% auf 16.2 Mrd. CHF. Dabei legte das Hypothekargeschäft um 3,8 % zu; Ende 2019 hatten die Clientis Banken Hypotheken für 12.8 Mrd. CHF vergeben.

Zum 2. Mal in Folge erzielten die Clientis-Banken einen konsolidierten Geschäftserfolg von 77 Mio. CHF. Abb.: Clientis AG

Trotz des nach wie vor tiefen Zinsumfelds und des starken Wettbewerbs auf dem Markt gelang es den Clientis-Banken, den Brutto-Zinserfolg um 1,3 % zu steigern. Das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft wuchs hingegen kräftiger mit 5,8 % auf 26.8 Mio. CHF. Gesamthaft nahm der Betriebserfolg um 1,9 % auf 223.2 Mio. CHF zu. Auf der Kostenseite schlugen insbesondere die höheren Ausgaben für den Relaunch der Dachmarke zu Buche, so dass der Gesamtaufwand um 4,2% auf 129 Mio. CHF anstieg. Mit 77.0 Mio. CHF blieb der Geschäftserfolg gegenüber dem Vorjahr unverändert, während der Konzerngewinn das Vorjahresergebnis um 9,5% und 69.5 Mio. CHF erreichte. Dies sei der höchste Gewinn seit dem Bestehen der Clientis-Gruppe, betonte Roger Auderset.

Fazit

Auch wenn Geschäftsleitung und Verwaltungsrat an der Medienkonferenz aufgrund der aktuell unsicheren Lage keine Angaben zum laufenden Geschäftsjahr machen wollten, so wurde dennoch klar, dass der Wachstumskurs fortgesetzt wird. Positiven Einfluss auf die konsolidierten Geschäftszahlen der Clientis Banken dürfte hier auch der Austritt der Clientis ZRB haben. Denn ohne die heutige Bank Avera wären sämtliche Kennzahlen für 2019 noch einmal etwas besser ausgefallen.

Mit einer Cost/Income-Ratio von 56,3%, einer Eigenkapitalquote (Tier 1) von 20.6% und einer Bruttozinsspanne von 1.09% können sich die Zahlen im Vergleich mit anderen regional tätigen Banken durchaus sehen lassen. Die Aktien und Genossenschaftsanteile von neun Clientis-Banken werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt.

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