Auto AG Group: Nationale Präsenz im Nutzfahrzeugmarkt bleibt das Ziel

Durchzogenes Geschäftsergebnis in 2019 - Dividende wird gestrichen

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Visualisierung des neuen A2 Gewerbeparks der Auto AG. Noch in diesem Jahr soll mit dem Bau begonnen werden. Bild: zvg

Für die Auto AG Group war das Geschäftsjahr 2019 geprägt von Höhen und Tiefen. Nach einem guten Start im 1. Halbjahr befand sich das Unternehmen noch auf Budgetkurs, wie der neue Verwaltungsratspräsident Walter Huber an einer Medienorientierung erläuterte. Im 2. Halbjahr sei dann eine deutliche Abschwächung erfolgt. Hinzu kam eine Cyberattacke im Sommer, welche das Unternehmen forderte. Auch die Transformation in der Fahrzeugindustrie machte vor der Auto AG nicht halt. «Unsere Branche befindet sich in einer Veränderungsphase, die laufend an Dynamik gewinnt», so Huber. Um diese Transformationsphase aktiv gestalten zu können, investierte die im Nutzfahrzeuggeschäft und im öffentlichen Verkehr tätige Gruppe bereits 2019 in wichtige Zukunftsprojekte.

Unter dem Strich verblieb daher für 2019 bei einem Umsatz von 116.7 Mio. CHF (VJ: 121.2 Mio. CHF) nur ein operativer Gewinn auf Stufe EBITDA von 7.4 Mio. CHF. Der Reingewinn fiel mit 1.9 Mio. CHF um fast eine Million Franken tiefer als im Vorjahr aus. Auf die Ausschüttung einer Dividende soll für 2019 verzichtet werden. Begründet wird dieser Schritt von Huber mit den ungewissen Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Auswirkungen der Krise ungewiss

Wie sich die Corona-Krise für die Auto AG auf die Geschäftszahlen für 2020 auswirkt, konnte CEO Marc Ziegler an der Medienorientierung noch nicht sagen. Er erklärte allerdings, dass das Unternehmen derzeit Investitionen zurückhalte und auch einen punktuellen Einstellungsstopp verfügt habe. Auch dem Debitorenmanagement wird derzeit noch grössere Aufmerksamkeit geschenkt. «Wir haben eine sehr treue und breite Kundschaft», fasste Ziegler zusammen. Vereinzelt seien allerdings Anfragen von Kunden gekommen, die um verlängerte Zahlungsziele gebeten hätten. Auch im Nutzfahrzeugverkauf würden nach Aussagen von Ziegler derzeit Investitionsentscheide aufgeschoben. Der Bereich Fahrzeugbau und auch der Servicebereich sind hingegen weniger von der Krise betroffen. Die Werkstatt ist allerdings nur zu zwei Drittel ausgelastet. Mit einem Umsatz von 100.3 Mio. CHF steuerte der Nutzfahrzeugbereich – also Verkauf und Service – in 2019 den grössten Anteil zu den Umsätzen der Gruppe bei.

Nachfrageeinbruch bei den Buslinien wegen Corona

16.4 Mio. CHF oder rund 15% des Gesamtumsatzes erzielte die Auto AG 2019 hingegen mit den Buslinien in der Region Luzern. Diese fahren zurzeit mit einem Sonderfahrplan. «Die Nachfrage ist eingebrochen, die Busse sind sehr schlecht belegt», berichtete Marc Ziegler. Die Auswirkungen auf die Einnahmen werden nach seinen Worten spürbar sein. Denn laut Kostenzielvereinbarung mit dem Kanton werden 57% der Kosten durch Ticketverkäufe getragen. 43% zahlt der Kanton unabhängig von der Nachfrage. Aufgrund der veränderten Nachfragesituation hat die Auto AG Group für die Tochterunternehmen im Busbereich bereits Kurzarbeit angemeldet.

An Strategie wird festgehalten

Im vergangenen Jahr arbeitete die Unternehmensgruppe zum ersten Mal vollständig unter der neuen Organisationsstruktur. Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, um Zukunftsprojekte umsetzen zu können. «Keiner weiss, wie die richtige Antriebsart in fünf bis zehn Jahren aussehen wird», sagt Ziegler. Daher habe man entschieden, sich auf alle Antriebsarten vorzubereiten. Künftig sollen neben Verbrennungsmotoren auch Elektrofahrzeuge und Fahrzeug mit Brennstoffzellen in den Werkstätten der Auto AG Truck gewartet werden können. Im Zusammenhang mit den Brennstoffzellen ist die Auto AG im Februar eine nationale Partnerschaft für Wasserstoff-Trucks eingegangen. Im ÖV sollen Schülertransporte und Sonderfahrten weiter ausgebaut werden. Alternative Antriebe für eine Buslinie befinden sich ebenfalls in Prüfung. Ein weiteres wichtiges Projekt ist auch die schweizweite Marktpräsenz. «Die nationale Abdeckung ist weiterhin unsere Zielsetzung», so Walter Huber. Weisse Flecken auf der Landkarte sieht er in der Romandie und im Raum Basel. An diesem Ziel soll trotz der Corona-Pandemie nicht gerüttelt werden.

Auch das Immobilienprojekt in Rothenburg, der A2 Gewerbepark, befindet sich auf der Zielgeraden. Die Baubewilligung wurde erteilt. Mit dem Baubeginn rechnet Marc Ziegler noch in diesem Jahr. Allerdings wird dieser weiterhin vom Stand der Vermietungen abhängig gemacht. Durch die Corona-Krise könnte es auch hier zu Verzögerungen kommen.

Fazit

Die Geschäftszahlen der Auto AG Holding für 2019 fallen durchwachsen aus. Zwar war auf der Umsatzseite nicht mit grossen Sprüngen zu rechnen. Ebenso war bekannt, dass die Cyberattacke die Erfolgsrechnung belasten würde. Dass allerdings die EBITDA-Marge mit nur noch 6.4% unter das Niveau von 2015 gerutscht ist, lässt aufhorchen. Denn zwischenzeitlich erfolgte die Akquisition und Konsolidierung der Nater-Gruppe. Dies löste einen Umsatzschub auf knapp 120 Mio. CHF aus. Margenverbesserungen, die aufgrund von Synergien möglich sein sollten, sind allerdings bisher ausgeblieben.

Für 2019 müssen nun die Investitionen in Zukunftsprojekte als Begründung für den schwachen Gewinnausweis herhalten. 2020 dürfte aufgrund der Corona-Krise zusätzlich negative Spuren in der Erfolgsrechnung hinterlassen. Genauere Aussagen dazu sind allerdings noch nicht möglich, da die Dauer des Lockdowns und die Phase der Normalisierung noch nicht bekannt ist. Erfreulich ist lediglich die starke Bilanz der Auto AG Holding. Die flüssigen Mittel lagen per Ende 2019 bei 8.6 Mio. CHF. Bei den verzinslichen Finanzverbindlichkeiten handelt es sich vor allem um Hypothekarkredite. Auch die Eigenkapitalquote konnte weiter gestärkt werden und lag zum Ende des Geschäftsjahres bei 49.3%. Mit der Realisierung des A2 Gewerbeparks dürfte diese allerdings wieder sinken.

Eine Bewertung der Aktien anhand von Ertragskennzahlen ist angesichts der ausserordentlichen Ereignisse im letzten Jahr und der Corona-Pandemie nicht möglich. Der Ausfall der Dividende ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht zwar nachvollziehbar, schmälert allerdings die Attraktivität der Aktie. Denn bisher konnte der Aktionär stets mit einer Dividendenrendite von 2 bis 2.5% pro Jahr rechnen. Bei Kursen von 455 CHF, die zuletzt auf OTC-X für eine Aktie bezahlt wurden, wird der Titel mit einem mehr als 30%igen Abschlag auf den ausgewiesenen Buchwert von 680 CHF je Aktie gehandelt. Für geduldige Anleger mit einem längerfristigen Zeithorizont könnte dies, ebenso wie die Aussicht auf eine Wiederaufnahme der Dividendenzahlung in ein bis zwei Jahren, ein Argument für den Kauf der Aktie sein. Kurzfristig sind allerdings keine Avancen zu erwarten.

Auto AG Holding (Kennzahlen 2015-2019) in Mio. CHF  
  2019 2018 2017 2016 2015
Umsatz            116.7            121.2            114.4              80.6              89.3
EBITDA                7.4                8.5                8.4                6.3                6.2
EBIT                2.8                4.1                4.3                3.6                3.0
Reingewinn                1.9                2.8                3.1                2.7                2.0
           
Dividende 0.0 11 12 10                 10
Dividendenrendite 0% 2.4% 2.6% 2.2% 2%
         
EBITDA Marge 6.4% 7.0% 7.4% 7.9% 6.9%
EBIT Marge 2.4% 3.4% 3.8% 4.5% 3.4%
EK-Quote 49.3% 48.3% 46.7% 54.8% 57.2%

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