Wie hart der Bereich Tourismus in der Schweiz von der Covid-19-Pandemie im ersten Halbjahr 2020 getroffen wurde, zeigt ein Blick auf den OTC-X-Index Freizeit und Tourismus. 14,2% hat der Branchenindex bis Mitte Juli abgegeben.
Der Blick auf den Kurs der Sunstar Holding, die 9 Hotels in der Schweiz und eines im Piemont betreibt, sieht etwas besser aus. Die Aktie wird zu einem Geldkurs von 825 CHF gehandelt, ein Verlust von knappen 6% gegenüber Anfang Jahr.
schweizeraktien.net hat bei Silvio Schoch, CEO der Sunstar Holding, nachgefragt, wie sich aktuell die Lage in seinen Häusern präsentiert.
Herr Schoch, die wegen der Corona-Pandemie ausgerufene Lockdown-Phase ist vorbei. Können Sie schon abschätzen, welche Einflüsse die Schliessung auf Ihre Jahresergebnisse haben wird?
Für die Schliessungszeit im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/2020 (per 30. April 2020) verzeichneten wir Verluste, welche sich auch auf das Jahresergebnis auswirken werden (das Jahresergebnis wird Anfang September bekannt gegeben). Für das laufende Geschäftsjahr wird sich COVID-19 ebenfalls negativ auf das Ergebnis auswirken.
Welche Ihrer Häuser konnten Sie wieder öffnen?
Wir konnten alle Häuser wieder öffnen, mit Ausnahme des Hotels in Wengen. Unser Hotel im Piemont planen wir Ende August wieder zu eröffnen.
Mit welcher Belegungsrate rechnen Sie im Sommer?
In dieser Sommersaison rechnen wir mit einer Belegung von rund 40%. Dies hängt sehr stark von der weiteren Entwicklung der momentanen Situation ab.
Ihre Häuser im Berner Oberland sind auf asiatische Touristen konzentriert. Was bedeutet der Wegfall von Gästen aus Übersee für Sie?
Der Wegfall der internationalen Gäste schmerzt besonders. Wie schon erwähnt, entschieden wir uns, das Hotel in Wengen gar nicht zu öffnen, da die Belegung ohne die internationalen Gäste zu tief war. Das Positive daran ist, dass die Schweizer das Berner Oberland wieder für sich entdecken. Das bietet eine Chance für die Region. Doch leider können die asiatischen Gästeströme damit nicht kompensiert werden.
Kurzarbeit, Notkredite; welche Hilfsmassnahmen haben Sie in Anspruch genommen?
Wir haben nur die Kurzarbeitsentschädigungen in Anspruch genommen. Die Sunstar Gruppe weist eine solide Bilanz aus und kann auf einen finanzstarken, langfristig denkenden Mehrheitsaktionär zählen.
Mussten oder müssen Sie Mitarbeitende entlassen?
Wir hatten Glück im Unglück. Der Lockdown erfolgte gerade gegen Ende unserer Wintersaison. Wir konnten somit die meisten der Saisonangestellten einfach frühzeitig in die Zwischensaison senden. Für die laufende Sommersaison haben wir dann etwas weniger Saisonangestellte als üblich unter Vertrag genommen. Bei den Jahresangestellten mussten wir leider eine Kündigung aussprechen. Dies in einem Hotel, welches im Sommer geschlossen bleibt. Von Vorteil ist, dass wir innerhalb der Gruppe Mitarbeiter an verschiedene Standorte entsenden konnten (z.B. in Hotels im Bündnerland, die eine sehr gute Buchungssituation erleben) und somit weitere Kündigungen vermeiden konnten.
Ist die Unterstützung durch die Covid-19-Hilfsmassnahmen ausreichend oder müsste hier der Bundesrat noch nachbessern? Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit den staatlichen Massnahmen?
Im Grossen und Ganzen waren oder sind die Hilfsmassnahmen ausreichend.
Wie planen Sie den Rest des Jahres? Wann gehen Sie davon aus, dass wieder internationale Gäste Ihre Häuser belegen?
Eine saubere Planung dieses Jahres ist schwierig. In den letzten Jahrzenten gab es doch schon die eine oder andere grössere Krise im Tourismus, die bewältigt wurde. Was wir momentan erleben, gab es meiner Meinung noch nie. Wir planen praktisch von Monat zu Monat und versuchen dabei, möglichst flexibel auf Veränderungen zu reagieren.
Wenn keine zweite Welle über uns rollt, dann könnte es sein, dass die Gäste aus dem europäischen Raum auf die Wintersaison zurückkehren werden. Erste Gäste aus Übersee erwarten wir erst wieder im Sommer 2021.
Herzlichen Dank, Herr Schoch, für dieses kurze Update.