Das Jahr 2019, es scheint in diesen Zeiten sehr weit in der Vergangenheit zu liegen. Das gilt auch für die Stadtcasino Baden AG: „Nach dem für uns alle von der Pandemie geprägten ersten halben Jahr 2020 fällt es nicht leicht, ins Jahr 2019 zurückzublicken“, schreibt deren VR-Präsidenten Jürg Altorfer im Vorwort zum Geschäftsbericht.
Dennoch lohnt sich zunächst der Blick zurück auf ein ereignisreiches Geschäftsjahr 2019. Denn im Juli des vergangenen Jahres hatte Baden als erstes Schweizer Casino ein Online-Gaming-Angebot lanciert. Mit dem Geschäftsbericht legt das Unternehmen erstmals offen, welche Anstrengungen und Ergebnisse dieses Start-up gebracht hat.
Der Bruttospielertrag (BSE) Online betrug im letzten Jahr 7 Mio. CHF. In diesem Geschäftsbereich resultiert beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern ein Minus von über 2.5 Mio. CHF. Das sei zum einen auf die erhöhten Personalkosten, zum anderen auf den gestiegenen Marketingaufwand sowie Lizenzgebühren für die Online-Casinoplattformen und -spiele und die Gebühren für die Zahlungsabwicklung zurückzuführen, so CFO Marcel Tobler im Geschäftsbericht.
Bruttoumsatz steigt deutlich
Insgesamt erwirtschaftete die Stadtcasino-Baden-Gruppe 2019 einen konsolidierten Bruttoumsatz von 84 Mio. CHF (Vorjahr 74 Mio.). Die Anzahl der Eintritte im landbasierten Casino in Baden stieg um 3,7% auf 346‘500 Besucher. Damit erreichte Baden den höchsten Wert seit der Eröffnung des Casinos in Zürich im Jahr 2012. Der BSE betrug im Grand Casino in Baden 65.6 Mio. CHF, insgesamt erwirtschaftete die Gruppe einen BSE von 73.5 Mio. CHF (Vorjahr 63.9 Mio.).
Wegen der Zunahme der Personalkosten um 1.7 Mio. CHF sowie der Marketingaufwendungen um 3.7 Mio. CHF ergibt sich ein um 2 Mio. tieferes EBITDA von 8.4 Mio. CHF. Da auch die Abschreibungen auf Restaurant- und Kücheneinrichtungen wegen des Umbaus des Restaurant-Casinos um 0.8 Mio. CHF anstiegen, bleibt unter dem Strich ein Gewinn von 3.6 Mio. CHF (Vorjahr 7.3 Mio. CHF).
Eigene Online Plattform
Im Gegensatz zu anderen Online Casinos hat man sich in Baden dafür entschieden, auf eine eigene Plattform für „jackpots.ch“ zu setzen. Ende 2019 wurden 50% des Gaming-Technologie-Unternehmens Gamanza erworben. Innerhalb nur eines Jahres nach dem Start von „jackpots.ch“ hätten sich bereits vier weitere Casinos in der Schweiz für die Gamanza Group AG entschieden, schreibt CEO Detlef Brose im Geschäftsbericht. Die Plattform habe sich so in Rekordzeit zum Schweizer Marktführer entwickelt. Welche Casinos die Gamanza-Plattform übernommen haben, dazu will Brose sich allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt äussern.
Einen anderen Weg ging die Stadtcasino Baden Gruppe mit ihrem Davoser Online Casino „casino777.ch“, das seit September 2019 operativ tätig ist. Die belgische Ardent-Gruppe erwarb bereits 2018 einen 44%-Anteil am Casino Davos. Die Partnerschaft mit einem internationalen Poker-Spielanbieter und das dazu passende Konzept mit externer Kundenakquisition hätten ein wesentlich tieferes Marketingbudget verlangt als z.B. in Baden, so Brose. Wegen der Komplexität des Genehmigungsverfahrens sei allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Start von Live-Poker zu rechnen. Der Online-BSE in Davos habe deshalb 2019 lediglich 1.3 Mio. CHF betragen.
Auswirkungen der Corona Krise
Zwischen Mitte März und Mitte Juni waren die Casinos in Baden und Davos geschlossen. Spielerträge erwirtschafteten ausschliesslich die beiden Online Casinos. So habe man den fehlenden BSE im klassischen Geschäft immerhin teilweise kompensieren können, sagt Brose. „Wir hatten zwei hervorragende Monate zum Jahresbeginn und wollen jetzt darauf aufbauen und uns im Online-Gaming weiter positiv entwickeln.“
Man sei nach der Wiedereröffnung der landbasierten Casinos mit dem Gästeaufkommen zufrieden. „Die Umsätze entwickeln sich seit dem Restart sogar leicht über Budget“, sagt Brose gegenüber schweizeraktien.net. Konkrete Zahlen will er aber aus Konkurrenzgründen nicht mitteilen. Auch bezüglich der Umsätze im Online-Bereich hält sich der CEO bedeckt. Man sei aber an beiden Standorten über Budget, zeigt er sich erfreut. „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit guten Herbst- bzw. Wintermonaten das budgetierte Gesamt-Geschäftsergebnis erreichen können und somit auch 2020 trotz der Corona-Krise noch erfolgreich abschliessen können.“
Fazit
Die Umsatz-Ausfälle wegen der Schliessung der landbasierten Casinos in der erweiterten Hauptsaison März bis Juni dürften ihre Spuren im Geschäftsjahr 2020 hinterlassen. Denn die Online-Angebote können nur einen Teil der ausgefallenen Einnahmen kompensieren.
Andererseits betont VRP Jürg Altorfer die sehr positive Geschäftsentwicklung im vergangenen Jahr, die generell gute finanzielle Situation des Unternehmens und die positive Zukunftsperspektive. Deshalb wird auch eine Dividende in unveränderter Höhe von 25 CHF ausbezahlt. „In kritischen Zeiten der Corona-Krise wollen wir damit auch ein Zeichen für die sehr gute Gesamtsituation der Stadtcasino-Baden-Gruppe setzen“, begründet Altorfer die Dividendenzahlung.
Im Niedrigzinsumfeld kann sich die Dividendenrendite von 3,6% durchaus sehen lassen. Auch dass es in Baden im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen, die aufgrund der Corona-Krise zurückhaltend waren, überhaupt zu einer Ausschüttung kommt, ist ganz im Sinne der Anleger.
Die Stadtcasino Baden AG geht davon aus, dass ihre beiden Online-Gaming-Plattformen bereits in diesem Jahr schwarze Zahlen schreiben werden. Gespannt darf man sein, welche Casinos sich für die Gamanza Online-Plattform entschieden haben und welche Lizenzgebühren das einbringt.
Die Anleger haben jedenfalls ihr Vertrauen in die Aktie wiedergefunden. Nach einem kräftigen Taucher unmittelbar nach dem Lockdown hat sich das Papier praktisch wieder auf das Kursniveau von Vor-Corona-Zeiten erholt.
Die Generalversammlung wurde ursprünglich auf den 11. September verschoben, um sie regulär durchführen zu können. Jetzt hat sich die Stadtcasino Baden AG aber kurzfristig dafür entschieden, die GV nur im schriftlichen Rahmen abzuhalten.