SGV Holding: Tochter Tavolago leidet massiv unter Corona-Krise und spricht Kündigungen aus

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Immer deutlicher hinterlässt die Corona-Krise ihre Spuren in den Zahlen von Schweizer Tourismusunternehmern. Bereits in den vergangenen Wochen beklagten sich die Schifffahrtsgesellschaften über die Maskenpflicht an Bord der Schiffe auf den Schweizer Seen, die zu einem starken Frequenzrückgang geführt haben. Die Fahrpläne der BLS Schifffahrt auf dem Thuner- und Brienzersee wurden ebenso ausgedünnt wie auf dem Vierwaldstättersee. Doch die Folgen der Corona-Pandemie sind noch weitreichender.

Die Frequenzen auf den Schiffen gingen um 50% zurück und damit auch die Einnahmen der Tavolago AG. Bild: lakelucerne.ch

Wie die Tavolago AG, die Catering-Tochter der SGV Holding in Luzern, am Wochenende mitteilte, liegen die Personenfrequenzen seit der Wiederaufnahme der Schifffahrt am 6. Juni um rund 50% unter dem durchschnittlichen Wert. Auch der Umsatzverlust von Tavolago liege bei der Gastronomie auf den Schiffen der SGV-Gruppe in einem ähnlichen Bereich. Gesamthaft rechnet Tavolago für 2020 mit einem Umsatz von 13 bis 14 Mio. CHF und einem «Verlust von mehreren Millionen Franken», wie das Unternehmen in der Medienmitteilung schreibt. 2019 lag der Umsatz von Tavolago noch bei 35.6 Mio. CHF, und der Gewinn auf Stufe EBITDA erreichte 1.3 Mio. CHF. Aufgrund der schwierigen Situation habe Tavolago in den letzten Tagen zwei Dutzend Kündigungen aussprechen müssen, so die Medienmitteilung.

Drastischer Einbruch bei der Hotellerie nach den Sommerferien

Während der Sommerferien hätten die klassischen Gastronomiebetriebe der Tavolago an guten Frequenzlagen von Schweizer Touristen profitieren können, schreibt das Unternehmen weiter. Allerdings sei die Unsicherheit gross, wie es in den nächsten Monaten weitergehen werde. Dies insbesondere, da sich mit den kälteren Temperaturen die Gastronomie wieder in die Innenräume verlagert. In der Hotellerie – hier betreibt Tavolago u.a. das Hotel Stern in Luzern – sei es schon kurz nach den Sommerferien zu einem drastischen Einbruch gekommen. «Internationale Touristen bleiben wohl noch für viele weitere Monate grösstenteils weg», erwartet Tavolago. Daher erwartet das Unternehmen im Geschäftsbereich Gastronomie zu Land per Ende Jahr und je nach Betrieb ein Minus von 25% bis minus 65% im Vergleich zum Vorjahr. Auch bei Grossveranstaltungen rechnet Tavolago erst wieder in der zweiten Jahreshälfte 2021 mit einer wesentlichen Erholung. Im Geschäftsbereich Catering & Event wird daher bis zum Jahresende 2020 ein Einbruch von 75% gegenüber dem Vorjahr erwartet.

Fazit

Die anfänglichen Hoffnungen, dass sich die Folgen der Covid19-Pandemie durch Kurzarbeit und eine Verlagerung der internationalen Tourismusströme hin zu nationalen und zumindest europäischen Gästen abfedern lassen, zerschlagen sich nun zunehmend. Die Tavolago AG und mit ihr die Muttergesellschaft SGV Holding werden von der Corona-Krise heftiger getroffen als erwartet. 2019 steuerte Tavolago mit einem Umsatz von 35.6 Mio. CHF rund 40% zum Gesamtumsatz der Gruppe bei, während das Betriebsergebnis (EBIT) mit 17’000 CHF nur knapp über der Gewinnschwelle lag. Den Mammutanteil am EBIT der Gruppe in Höhe von 3.2 Mio. CHF erzielte die SGV AG, der Schifffahrtsteil. Auch wenn die bisher offensive Abschreibungspolitik – das Gruppen-EBITDA lag 2019 bei 11.2 Mio. CHF – Spielraum zulässt, so ist aufgrund des bei Tavolago zu erwartenden Verlusts von «mehreren Millionen Franken» und der deutlich geringeren Frequenzen in der Schifffahrt ein grösserer Verlust bei der SGV Gruppe in 2019 sehr wahrscheinlich. Dies ist umso bedauerlicher, als dass die vor mehr als zehn Jahres eingeleitete Diversifikationsstrategie damit einen kräftigen Dämpfer erhält. Auch die Zurückhaltung der Gesellschaft für 2021 zeigt, dass die Durststrecke für die SGV Gruppe noch im kommenden Jahr anhalten dürfte. Es bleibt zu hoffen, dass schönes Wetter im Herbst und möglicherweise Lockerungen bei der Maskenpflicht an Bord zu einer Entspannung beitragen.

Noch im Sommer 2018 wurden Höchstkurse von über 400 CHF für eine Aktie der SGV Holding AG gezahlt Chart: www.otc-x.ch

Die Aktien der SGV Holding AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden Preise von 278 CHF für eine Aktie bezahlt.

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