Sunstar Hotels: Rückkehr in die Gewinnzone trotz abruptem Saisonende

Coronakrise verhindert Wiederaufnahme der Ausschüttungen

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Die Betriebe im Berner Oberland (hier im Bild das geschlossene Hotel in Wengen) leiden stark unter der Coronakrise. Quelle: zvg

Die Sunstar Holding AG konnte im Geschäftsjahr 2019/20 in die Gewinnzone zurückkehren. Nach einem Rekordsommer, in dem die Gruppe erstmalig seit langer Zeit im traditionell schwächeren ersten Semester des per 30. April 2020 dauernden Geschäftsjahres einen Gewinn erzielte, setzte sich der positive Trend bis in den März hinein fort. Im Februar standen die Ampeln für ein sehr gutes Geschäftsjahr auf Grün, wie wir in einem Beitrag berichteten. Entgegen unseren Erwartungen waren die Auswirkungen der Coronakrise wegen der frühzeitigen Schliessung der Betriebe im März bereits im Berichtsjahr deutlich. Statt einem weiteren Anstieg der Logiernächte gingen diese um fast 8% auf 270’300 zurück.

Frühzeitige Schliessung belastet

Die Coronakrise traf die Sunstargruppe «mit voller Wucht», wie die Gesellschaft im neuesten Geschäftsbericht schreibt. So musste die Wintersaison in allen Berghotels in der zweiten Märzhälfte vorzeitig beendet werden. Während die Häuser in Graubünden lediglich einen Umsatzausfall von zwei Wochen erlitten, fielen in den beiden Häusern im Wallis «vier zum Teil sehr umsatzstarke Wochen» weg. Am schlimmsten traf es den üblicherweise im Frühjahr durchgehend geöffneten Betrieb in Grindelwald. Bereits im April besuchten in den Vorjahren zahlreiche Gäste aus Asien und dem arabischen Raum das Haus. Auch die beiden Betriebe im Tessin und im Piemont konnten nicht wie geplant im März respektive April in die Sommersaison starten. Per saldo aller Betriebe gingen die Öffnungstage während des Geschäftsjahrs um 27% respektive 347 Tage zurück.

Beim Rückgang der Logiernächte ist der Verkauf des Hotels in Flims per Ende Sommersaison 2019 zu berücksichtigen. Bereinigt um diesen Effekt beträgt das Minus 5,4%. Da Sunstar seit mehreren Jahren keine Zahlen mehr zu den einzelnen Häusern publiziert, kann die Zahl der durch den Wegfall des Wintergeschäfts in Flims weggefallenen Logiernächte nicht bestimmt werden.

Striktes Kostenmanagement erlaubt schwarze Zahlen

Die Umsätze auf Gruppenebene gingen im Berichtsjahr um knapp 7% auf 47.7 Mio. CHF zurück. Der gegenüber dem Minus der Logiernächte geringere Rückgang wird durch den Anstieg des durchschnittlichen Beherbergungsertrags pro Nacht von 93 CHF auf 96 CHF reflektiert. So sank der Beherbergungsertrag denn auch «nur» um 4,1% auf 25.3 Mio. CHF. Erheblich grösser fiel das Minus der Gastronomieerträge mit 11,7% auf 16.7 Mio. CHF aus. Die übrigen Erträge verharrten auf dem Vorjahresniveau von 2.2 Mio. CHF.

Auf der Kostenseite zeigen sich die Auswirkungen des vom Unternehmen konsequent verfolgten Sparkurs. Profitieren konnte Sunstar von Kurzarbeitsentschädigungen in den Monaten März und April. Insgesamt fielen die Personalkosten um 7,6% auf 15.3 Mio. CHF. Noch stärker sanken die Betriebs- und Warenaufwendungen mit minus 10,5% auf 11.3 Mio. CHF. Um 2 Mio. CHF tiefer waren auch die Verwaltungs- und Marketingaufwendungen.

In der Summe erlaubte dies einen Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 1 Mio. CHF auf 8.4 Mio. CHF. Die Sachabschreibungen betrugen 6.4 Mio. CHF nach 6.5 Mio. CHF im Vorjahr. Positiv auf das Nettoergebnis wirkten sich ausserordentliche Erträge von 0.6 Mio. CHF nach 0.1 Mio. CHF im Vorjahr aus. Hierin enthalten sind Versicherungsleistungen aus den coronabedingten Betriebsausfällen und ein Gewinn von 0.1 Mio. CHF aus dem Verkauf des Hotels in Flims. Unter dem Strich resultierte so ein Gewinn von 1 Mio. CHF nach einem Verlust von 0.6 Mio. CHF im Vorjahr. Wegen der ausserordentlichen aktuellen Lage sieht der Verwaltungsrat von der Ausschüttung einer Dividende ab.

Verlustjahr erwartet

Für das laufende Geschäftsjahr wird wegen des Wegfalls der ausländischen Gäste mit einem Verlust gerechnet, wie CEO Silvio Schoch gegenüber schweizeraktien.net bestätigte. Die Sunstargruppe will dennoch die Krise als Chance nutzen und den Gästen ein einmaliges Ferienerlebnis in der Schweiz zu ermöglichen. Sunstar kann sich der negativen Entwicklung, die vom Branchenverband Hotelleriesuisse als dramatischer als zu Zeiten der Finanzkrise bezeichnet wird, nicht entziehen. So sind im Sommer 2020 die Zahlen deutlich schlechter als im Vorjahr. Bei der Auslastung der Betriebe verzeichnet die Gruppe ein Minus von 17%. Noch deutlich grösser fällt das Minus beim Umsatz mit 37% aus. Die Logiernächte sind bis dato sogar um 44% eingebrochen. Wiederum stark betroffen vom Wegfall der ausländischen Gäste ist der für Sunstar im Sommer wichtige Betrieb in Grindelwald. Für die noch schwieriger zu prognostizierende Wintersaison 2020/21 liegt aktuell der Buchungsstand um 9% tiefer als vor Jahresfrist.

Fazit

Die Geschäftszahlen für das Geschäftsjahr 2019/20 können als sehr gut angesehen werden. Trotz der coronabedingten frühzeitigen Betriebsschliessung konnte Sunstar einen ansehnlichen Jahresgewinn von 1 Mio. CHF erzielen. Ein etwas detaillierterer Blick in die Zahlen zeigt auf, dass es der Gruppe gelungen ist, im von starken Unsicherheiten geprägten Winterhalbjahr eine schwarze Null zu erzielen. Kurzfristige Absagen von Buchungen und das Wegbleiben internationaler Gäste setzte bereits zu Jahresbeginn ein, was zu einem erhöhten Aufwand für die einzelnen Häuser führte, der sich nicht in den Zahlen erkennen lässt. Ohne die Versicherungsleistung wäre der Reingewinn um 0.5 Mio. CHF tiefer ausgefallen, was dem im ersten Semester erzielten Wert entspricht.

Dank der grundsoliden Bilanz mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von 55,5% ist die Gruppe problemlos in der Lage, auch mehrere Verlustjahre zu überstehen, ohne in der Existenz gefährdet zu sein. Ein entsprechender Hinweis findet sich auch im Geschäftsbericht.

Die Aktien der Hotelgruppe werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 816 CHF notieren die Titel mit einem Discount von 17% auf den Buchwert per Ende des Geschäftsjahres 2019/20. Noch weitaus höher liegen dürfte indessen der Substanzwert der Papiere. Dieser ist für den aussenstehenden Aktionär indessen nur von theoretischer Natur und kaum je zu realisieren. Die Wiederaufnahme von Dividendenzahlungen, die beim Ausbleiben der negativen Effekte aus der Coronakrise vermutlich erfolgt wäre, ist nun zumindest für das nächste Jahr nicht zu erwarten. Für die Folgejahre wird die aktuell nicht prognostizierbare Weiterentwicklung des Tourismus matchentscheidend sein.

Festgehalten wird an der Naturaldividende in der Form von Aktionärsbons. Deren Höhe wird auch weiterhin auf 50 CHF belassen. Die Bons können zur Bezahlung von Übernachtungen bis zu 50% respektive für Aktionäre, die eine Treuekarte besitzen, bis zu 60% auf den Listenpreis von Übernachtungen mit Frühstück ausserhalb der Hauptsaison im Winter und des Jahreswechsels eingesetzt werden. Für diejenigen Anleger, welche die Vergünstigungen nutzen können, bieten die Titel eine attraktive Rendite, die alleine auf der Basis der Bons bei stattlichen 6,1% liegt. Oftmals bietet Sunstar den Aktionären noch weitere Sonderkonditionen an buchungsschwachen Tagen an.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär des Unternehmens.

3 Kommentare

  1. Schade, bei PostFinance kann ich diese Aktie nicht kaufen, zumindest nicht online. Und auch bei Sunrise direkt nicht. Ansonsten hätte ich Interesse an dieser Aktien.

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