Ausserbörsliche Aktien: Bei einer Frauenquote von 6% besteht Nachholbedarf

OTC-X-Bereich liegt gegenüber 100 grössten Schweizer Unternehmen in Rückstand

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Die Sustainable Development Goals (SDGs) und deren Abbildung in ESG-basierten Investment-Produkten zeigen eine klare Vorherrschaft des Umwelt-Kriteriums am Markt. Dass das «E» in ESG auch der Gesellschaft und speziell der jungen Generation ein grosses Anliegen ist, zeigt die Klimabewegung der letzten Jahre. Im Juni letzten Jahres gingen jedoch schweizweit rund eine halbe Million Personen für ein ganz anderes Anliegen aus dem ESG-Kreis auf die Strasse. Für die Gleichberechtigung der Geschlechter. Ein Anliegen, das im Ranking der SDGs erst im hinteren Mittelfeld auf Rang 12 zu finden ist.

Die Frauenquote in den Geschäftsleitungen der ausserbörslich auf OTC-X gehandelten Unternehmen ist mit 6% noch sehr gering. Bild: fotomek/ adbobe Stock
Für kotierte Firmen gilt künftig Quote von 20% für GL-Mitglieder

Ein Aspekt, der dabei in Politik und Medien in den Fokus rückt, ist die Frauenquote in Führungspositionen. Beide Kammern des Schweizer Parlaments haben einer sanften Frauenquote für börsenkotierte Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden zugestimmt. Die Quote besagt, dass künftig mindestens 30% der Verwaltungsratsmandate und 20% der Geschäftsleitungspositionen von Frauen besetzt werden sollen. Anstelle einer Strafe müssen sich nicht erfüllende Firmen jedoch bloss erklären. Nicht börsennotierte Unternehmen sind von der Quote nicht betroffen, obschon grosser Handlungsbedarf bestünde, wie ein Blick auf die OTC-X gelisteten Unternehmen zeigt.

90% der OTC-X gelisteten Unternehmen untersucht

Anhand eines selbstgeführten Datensatzes wurden die Frauenanteile für die Positionen CEO und CFO evaluiert. Der Datensatz beruht auf eigenen Kenntnissen der Unternehmen, persönlichen Kontakten und online verfügbaren Informationen. So konnte die Frauenquote anhand von 231 CEOs und 108 CFOs untersucht werden. Die 231 CEOs entsprechen einem Anteil von rund 90% der auf OTC-X gelisteten Unternehmen. Es kann somit davon ausgegangen werden, dass der Datensatz das OTC-X-Universum genügend repräsentiert. Die grosse Differenz der Anzahl CEOs und CFOs ist dadurch zu erklären, dass viele Unternehmen die Position des CFO nicht definiert haben. Obschon der Datensatz repräsentativ für die OTC-X-Unternehmen ist, ist er doch zu klein für verlässliche statistische Tests und Analysen. Die nachfolgend aufgeführten errechneten Werte sollten deshalb mehr als Grössenordnung und weniger als absolute Werte betrachtet werden.

Nur 5 CEOs sind Frauen – die Quote liegt bei 2%

Unter den untersuchten 231 CEOs befinden sich gerade einmal 5 Frauen, was einer Quote von 2% entspricht. Etwas besser präsentiert sich die Lage bei den CFOs, wo 15 Frauen oder 14% zu finden sind. Zusammengezogen ergibt dies von 339 untersuchten Geschäftsleitungspositionen eine Frauenquote von 6%. Ein Wert, der natürlich keinesfalls den Frauenanteil in der Gesamtbevölkerung widerspiegelt. Bemerkenswert ist, dass die Frauenquote bei den CFOs höher ist als bei den CEOs. Der Finanzbereich gilt generell als Männerdomäne, was sich auch bei einer Betrachtung des Bankensektors zeigt. Von den 47 untersuchten Geschäftsleitungspositionen ist genau eine durch eine Frau besetzt, eine Quote von unterdurchschnittlichen 2%. Die Betrachtung der einzelnen Branchen ist jedoch mit Vorsicht zu geniessen, da die Datensätze naturgemäss nochmals deutlich kleiner sind und somit jede einzelne Stelle zusätzlich Gewicht erhält. Von den umfangreicheren Branchen mit jeweils mindestens 30 untersuchten Unternehmen schneidet die Branche Tourismus/Freizeit/Sonstiges mit einer Quote von 10% noch am besten ab.

Quote der 100 grössten Unternehmen liegt bei 10%

Doch wie stehen die OTC-X-Unternehmen im Vergleich zu anderen Unternehmen da? Eine Möglichkeit zur Beantwortung dieser Frage bietet der jährlich veröffentlichte schillingreport. Dieser untersucht seit 15 Jahren die Zusammensetzung der Führungsgremien der 100 grössten Schweizer Arbeitgeber. Dem aktuellen Report ist zu entnehmen, dass dieses Jahr die Frauenquote in den Geschäftsleitungen erstmals 10% erreicht hat. Noch 2016 hatte sie, wie im OTC-X-Bereich aktuell, 6% betragen. Der Anteil Frauen bei den neu besetzten Positionen liegt deutlich höher bei 21%. Somit dürfte die Frauenquote in den Geschäftsleitungen auch künftig weiter steigen und ist, gemessen am Anteil bei den Neubesetzungen, auf Kurs, den vom Parlament geforderten Wert zu erreichen. Der schillingreport beschreibt eine ausgewogene Gender Diversity in den Geschäftsleitungen aber nach wie vor als Generationenprojekt. Ein Projekt mit drei Phasen:

1. Der Sensibilisierungsphase, in welcher sogenannte „Early Movers“ sinnvolle Massnahmen einführen, eine Pipeline mit weiblichen Talenten aufbauen und deren Wichtigkeit für den Geschäftserfolg erkennen. Die Schweiz befinde sich aktuell am Ende dieser ersten Phase.

2. Der Bewusstseinsphase, in welcher immer mehr Unternehmen die Früchte ihrer Investitionen in die weiblichen Talente zu ernten beginnen und die Gender Diversity auf allen Stufen weiter ausbauen. Die „Late Movers“ geraten mit Blick auf den sich zuspitzenden Fachkräftemangel in Rückstand und werden so gezwungen, ebenfalls in die weiblichen Talente zu investieren.

3. Und zu guter Letzt der Akzeptanzphase, in welcher auf der mittleren Managementstufe der Gender-Diversity-Pipeline so viele Frauen bereit stehen, dass deren Entwicklung in die Geschäftsleitung Standard und selbstverständlich wird.

Verbesserungsbedarf auch bei den zehn «Sustainable Leaders»

Zurück in den OTC-X-Bereich. Mit der Frauenquote von 6% in den Geschäftsleitungen präsentiert sich die Lage leicht schlechter als bei den 100 grössten Schweizer Arbeitgebern. Befinden sich diese am Ende der Sensibilisierungsphase, so dürften sich die ausserbörslichen Unternehmen noch mittendrin befinden. Schliesslich scheint das Thema Gender Equality auch bei den Nachhaltigkeitsleadern auf OTC-X noch nicht gänzlich angekommen zu sein. So besetzt beispielsweise bei keinem der 10 Leader eine Frau den Posten des CEO. Nachhaltigkeit wird zwar gross geschrieben, konzentriert sich in vielen Fällen jedoch auf Umweltthemen. Eine Ausweitung des Fokus auf alle Bereiche der ESG-Thematik wäre wünschenswert.

In der Tourismusbranche arbeiten am meisten Frauen in GL-Funktionen. Abb.: Sustainability Studie OTC-X Research

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