Immobilien Schweiz: Mit Home-Office steigt der Raumbedarf von Mietern und Besitzern

Corona verstärkt Tendenz der bereits seit Jahren zu beobachtenden Stadtflucht

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Mit der Corona-Krise verändern sich die Wohnpräferenzen hierzulande. Es wird mehr Fläche in den eigenen vier Wänden benötigt. Die Etablierung des Home-Office verlangt ein zusätzliches Zimmer, der durchschnittliche Wohnraumbedarf pro Person wird von 46 m² auf 56 m² steigen, davon geht das Beratungsunternehmen IAZI aus, das seine neuesten Studien in einer virtuellen Pressekonferenz vorstellte. Denn selbst wenn die Krise überstanden ist, könnten sich 85% der Erwerbstätigen vorstellen, weiterhin von zu Hause aus zu arbeiten.

Abwanderung aus den Städten

Schon länger beobachtet das IAZI eine tendenzielle Abwanderung aus den Städten in Agglomerationen und ländliche Gebiete. Die Binnenwanderung (also ohne Migrationseffekte) von der Stadt hinaus aufs Land werde durch Corona noch verstärkt, so Donato Scognamiglio vom IAZI.

Quelle: IAZI

Weniger Siedlungsdichte, Grüne Lungen für die Erholung, das sind gute Gründe, sich für entdichtetes Wohnen zu entscheiden. Und natürlich der Preis für Wohneigentum. Denn der ist in vielen Ballungszentren und Agglomerationen kaum mehr vom Durchschnittsverdiener zu berappen.

Quelle: IAZI

Und die Preise für privates Wohneigentum steigen weiter. Im vergangen Jahr betrug das Preiswachstum bei Einfamilienhäusern 2,4%, bei Eigentumswohnungen gar 3,2%. Denn die Nachfrage sei gerade aufgrund des historisch tiefen Hypothekarzinsniveaus nach wie vor stark, so das IAZI.

Schärfere Regelung für Finanzierung von Mehrfamilienhäusern zeigt Wirkung

Ein anderes Bild bieten die Renditeliegenschaften. Die Preise für Mehrfamilienhäuser sind Year-to-Date im November dieses Jahres seitwärts mit einem leichten Rückgang des Preiswachstums von -0,8% verlaufen. Dies deute darauf hin, dass die seit Anfang Jahr in Kraft getretenen schärferen Regeln für die Finanzierung von Mehrfamilienhäusern die gewünschte Wirkung zeigten, sagt Scognamiglio. Hinter den Extremfällen von Erwerb von Liegenschaften zu einer sehr tiefen Rendite stünden meistens Akteure, die auf keine Fremdfinanzierung durch Banken angewiesen seien.

Bei kommerziellen Liegenschaften erwartet das IAZI aufgrund des Lockdowns im Frühjahr und weiterer unklarer Aussichten eine Verringerung des Liegenschaftswerts. Besonders Betriebe im Gastrobereich, in der Hotellerie und im Tourismus seien durch Corona sehr stark betroffen, in diesem Umfeld sei mit Betriebsschliessungen zu rechnen, da nun auch die einnahmeträchtige Wintersaison gefährdet ist.

Leerwohnungsziffer steigt auf 20-Jahres-Hoch

Nochmals angestiegen ist die Leerwohnungsziffer, wenn auch regional sehr unterschiedlich. Sie beträgt 1,72%, was einer absoluten Zahl von 78‘832 leeren Wohneinheiten entspricht. Besonders hoch ist das Leerstandsrisiko in Gemeinden, die auf einer Achse zwischen dem Mittelland und einzelnen Regionen in der Westschweiz liegen.

Leerstandsrisiko nach MS-Regionen. Quelle: IAZI
Stabile bis leicht sinkende Mieten – ausser in Zürich

Die inserierten Mieten in Schweiz sind momentan ausser in Zürich stabil bis leicht sinkend. Diese Stabilität sei auf die Ursache zurückzuführen, dass sich der positive Wanderungssaldo (Zuwanderung abzüglich Abwanderung) in den Gemeinden generell nicht stark verändert habe im Vergleich zum Vorjahr, so das IAZI.

Angebotsmieten in der Schweiz nach Grossregionen. Quelle: IAZI / Immoscout24
New normal

Unter dem Schlagwort «New normal» wirft das IAZI einen Blick in die Zukunft. Aufgrund verschiedener Kategorien und Indikatoren wie Preisentwicklung, Versorgung, Reisezeiten, Erholungsräume u.a. ermittelt es beispielsweise, welche Gemeinden in Zukunft prädestiniert für Wohnraum mit Home-Office sind. Und hat gleich auch eine Rangliste der geeignetsten Gemeinden erstellt.

Quelle: IAZI

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