Der Lockdown in Frühjahr 2020 wirkte sich auch negativ auf die Anzahl der Firmengründungen in der Schweiz aus. Dies jedenfalls spürte die Nexus AG, die mit ihrem Portal startups.ch sowie digitalen Treuhanddienstleistungen für KMU in diesem Umfeld aktiv ist. Im März verzeichnete startups.ch nur noch 140 Firmengründungen. Doch schon im Juni drehte der Wind wieder. «Mit mehr als 250 Gründungen pro Monat seit Juli sind wir wieder auf Kurs», sagt Michele Blasucci, CEO und Hauptaktionär des in Winterthur ansässigen Legaltech-Unternehmens. Derzeit verzeichne startups.ch eine Rekordanzahl an Gründungen, trotz oder gerade wegen der Pandemie, so Blasucci.
Umsatz geht um 12,2% auf 11.2 Mio. CHF zurück
Die Pandemie hat die Nexus Group allerdings auch zu deutlich spüren bekommen. In dem 15 Monate dauernden Geschäftsjahr 2019/20, das am 30. Juni endete, fiel der Betriebsertrag um 12,2% auf 11.2 Mio. CHF. Insbesondere bei startups.ch haben die vier Pandemiemonate aufgrund geringerer Neugründungen zu einem Umsatzrückgang geführt. Denn startups.ch finanziert seine Aktivtäten über Gebühren und Provisionen von Partnern wie Swisscom und Credit Suisse, die bei der Vermittlung eines Neukunden fällig werden.
Bei der Treuhandfirma Findea führte die Umstellung auf die eigene Buchhaltungssoftware «LEA» zu einer Bereinigung des Kundenstammes. Dank zügig eingeleiteter Sparmassnahmen konnte der Betriebsaufwand in den 15 Monaten ebenfalls um 12,2% auf nur noch 11.0 Mio. CHF gesenkt werden, sodass unter dem Strich ein operatives Ergebnis (EBITDA) von 1,3 Mio. CHF ausgewiesen werden konnte. Da die Nexus-Gruppe ihre Software inhouse durch das Tochterunternehmen Websoft entwickeln lässt, werden die Entwicklungsleistungen regelmässig aktiviert. Dies führte auch 2019/20 wieder zu hohen Abschreibungen von knapp 1.1 Mio. CHF. Unter dem Strich resultierte wieder ein Verlust von 142’000 CHF.
Optimistischer Blick aufs laufende Jahr
Michele Blasucci blickt trotz der Pandemie optimistisch auf das laufende Geschäftsjahr, das nun wieder zwölf Monate und bis Ende Juni 2021 dauern wird. «Viele Projekte wurden aufgrund der Pandemie auf Eis gelegt und kommen nun zur Umsetzung», so der CEO der Nexus Group. Er verweist dabei auf die steigende Zahl der Unternehmensgründungen seit Anfang Juli. Einzig die Westschweiz könne aufgrund des neuerlichen Lockdowns beim Wachstum nicht mithalten.
Zuversichtlich äussert sich Blasucci auch mit Blick auf Findea. Nach der Umstellung der Buchhaltung auf «LEA» habe man rund 350 aktiven Kunden kündigen müssen, die nicht mit einer digitalen Lösung arbeiten wollten. «Wir konnten für diese Kunden eine Lösung bei unseren klassischen Partner-Treuhändern finden», so Blasucci.
Von der Bereinigung des Kundenportfolios erhofft sich das Unternehmen eine höhere Marge. Bei einigen Kunden mussten Belege noch manuell erfasst und verbucht werden. Dank der neuen Lösung «LEA» ist dies nicht mehr notwendig. «Findea ist nun schlank aufgestellt, und wir können mit digitalen Kunden wieder wachsen», so Blasucci.
Reduziert wurden die Kosten auch bei Websoft. Künftig besteht das Team nur noch aus fünf Kernentwicklern sowie externen Entwicklern. So sollen die Kosten für die Software-Entwicklung in den kommenden Jahren konstant bleiben.
Fazit
Die Nexus Group ist bisher gut durch die Coronakrise gekommen. Belastet wird die Umsatzentwicklung vor allem durch die Portfoliobereinigung bei Findea. Dies dürfte ein einmaliger Effekt sein. Künftig sollte Findea dank einer höheren Effizienz von besseren Margen profitieren können. Wichtig ist nun, dass die Aktivitäten im Bereich der Gründungen weiterhin auf einem stabilen Niveau verbleiben und Findea neue Kunden gewinnen kann.
Nach wie vor eher kritisch zu sehen ist die niedrige Eigenkapitalquote von 11,6% sowie die hohe Verschuldung, die wieder auf 3.3 Mio. CHF gestiegen ist. Oberstes Ziel muss es weiterhin sein, die Schulden in den kommenden Jahren zurückzuführen. Dies dürfte bei den verzinsten Aktionärsdarlehen auch zu einer Entlastung des Zinsaufwands führen.
Obwohl die Nexus-Gruppe in den vergangenen Jahren gezeigt hat, dass das Geschäftsmodell aus Unternehmensgründungen und digitalen Treuhanddienstleistungen für Schweizer KMU funktioniert, konnte der Aktienkurs davon noch nicht profitieren. Im Gegenteil: Dieser ist im Laufe des Jahres 2020 nochmals um 4,6% zurückgegangen. Derzeit werden die Aktien auf OTC-X für 5.25 CHF gesucht und zu 5.50 CHF angeboten. Bewegung nach oben dürfte in den Aktienkurs erst wieder kommen, wenn sich ein nachhaltiges Erreichen der Gewinnschwelle und eine Verbesserung der Eigenkapitalsituation abzeichnet.