Weleda N-PS: Favoriten auf dem Prüfstand

Wachstumskurs des Nachhaltigkeitsführers bleibt intakt

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Blick in den neugestalteten Erweiterungsbau der Weleda AG in Arlesheim. Bild: hesshaus.ch

Die Bewertung eines Wertpapiers ist ein wesentliches Kriterium im Investment-Prozess. Selten kommen attraktive Bewertung und Marktführerschaft zusammen. Doch bei Weleda findet sich diese vielversprechende Kombination auch am Ende dieses für Anleger stressigen Jahres. Wie ist der weitere Ausblick?

Bestimmt wird das Covid-Jahr 2020 auch bei dem Hersteller von zertifizierter Naturkosmetik sowie anthroposophischer Naturheilmittel eine Wachstumsdelle hinterlassen, doch die Perspektiven für eine langfristige Fortsetzung des Wachstumskurses scheinen intakt. 2019 war der Umsatz um 4,1% auf 429.3 Mio. Euro angestiegen. Ein Trendwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich ist für die kommenden Jahre durchaus realistisch.

Konsumentenorientierung

Unter allen Naturkosmetikmarken findet Weleda bei den Konsumenten die höchste Glaubwürdigkeit. Das kommt von der relativ kompromisslosen Unternehmensphilosophie, die sowohl ganzheitlich als auch nachhaltig geprägt ist. Die Konsumenten schätzen die Verwendung von zertifizierten natürlichen Rohstoffen, ebenso die Bemühungen, die Verpackungen insgesamt zu reduzieren und Plastik durch andere Materialien zu ersetzen.

Satzungsänderung

An der GV im vergangenen Juni wurde sogar eine Änderung der Statuten beschlossen. Nun ist in der Satzung explizit festgeschrieben, dass das Unternehmen eine „erheblich positive Wirkung auf das Gemeinwohl und die Umwelt erzielen will.“ Zahlreiche Initiativen weisen schon seit vielen Jahren in diese Richtung, doch nun ist es in den Unternehmenszweck quasi eingraviert. Das soll das Nachhaltigkeitsprofil für die Konsumenten weiter schärfen. Differenzierung tut Not, denn die meisten Hersteller von Kosmetika schmücken sich mittlerweile und zum Teil zu Unrecht mit Behauptungen zur Nachhaltigkeit ihrer Produkte.

Mehr Transparenz

Ebenfalls an der GV wurde beschlossen, die Spenden an die Antroposophischen Kliniken, die auch wesentliche Aktionäre sind, zukünftig zweckgebunden zu vergeben, vor allem für Ausbildung und Forschung. Dies ist aus Sicht der Partizipanten sehr zu begrüssen, da sie ja nur einen Anspruch auf anteilige Gewinnpartizipation haben, aber keine Stimmrechte. Damit tritt auch ein wesentlicher Kritikpunkt im Hinblick auf Transparenz bei der Gewinnverwendung in den Hintergrund. Trotz sonst vorbildlicher Nachhaltigkeitsbestrebungen in den Bereichen Umwelt und Soziales war die Governance von Weleda doch bisher hinter dem zurückgeblieben, was Anleger erwarten können.

Produktinnovationen

Die Produktneuheiten von Weleda sind verstärkt auf zeitgemässe Bedürfnisse ausgerichtet. So leiden Haut und Schleimhäute dadurch, dass der moderne Lebensstil dazu führt, dass wir den grössten Teil der Zeit in geschlossenen Räumen verbringen. Damit das grösste Organ des Menschen gesund und leistungsfähig bleibt, braucht es Licht, frische Luft und ausreichend Feuchtigkeit und Fette. Spezifische Pflanzen wie der Feigenkaktus führen zudem Nährstoffe zu. Die feinen Duftnoten, egal ob Rose, Zitrone oder Lavendel, machen die Kosmetika zu einem Erlebnis der Sinne, was der Weleda-Philosophie der Einheit von Seele, Körper und Geist entspricht.

Die neue Feigenkaktus-Linie von Weleda. Bild: weleda.ch
Was den SchweizerInnen wichtig ist

Die von Weleda durchgeführte Studie 2020 zeigt, was den SchweizerInnen wichtig ist: 68% wünschen sich, dass wir zurück zu einem Gleichgewicht von Natur und Mensch finden und 94% haben Angst, wenn sie an die zukünftige Entwicklung der Natur denken. 91% haben daher ein Herz für Nachhaltigkeit, und sogar 93% für Natur- und Umweltschutz. Mit Blick auf Kosmetika wollen 89%, dass diese nicht zu Lasten der Umwelt produziert werden und 87% wollen nachhaltig produzierte Produkte. Wie es scheint, entspricht Weleda weitgehend den Anforderungen und Wünschen der Konsumenten. Die Marketingbemühungen bringen die Unternehmens- und Produktbotschaften zu den Zielgruppen, was sich auch im geschäftlichen Erfolg niederschlägt.

Fazit

Der auf OTC-X gehandelte Weleda N-PS weist auf Basis des Gewinns in 2019 ein aktuelles KGV von 8,9 auf und ein KBV von 0,79. Beide Werte zeigen die günstige Bewertung, die ausbaufähig scheint, bedenkt man den gesunden Wachstumstrend im Bereich Kosmetika. Rückläufig war dagegen in den letzten Jahren das Arzneimittelgeschäft, teilweise durch Bereinigungsmassnahmen. Die Arzneimittelsparte steuerte rund einen Viertel zum Gesamtumsatz bei.

Kursverlauf des Weleda N-PS über die letzten drei Jahre. Quelle: otc-x.ch

In Frankreich werden homöopathische Verordnungen zukünftig nicht mehr von den Krankenversicherungen erstattet, was einen weiteren Dämpfer darstellt. Die Implementierung einer neuen Strategie für die Sparte könnte die Entwicklung jedoch umkehren, denn alternative Therapien sind ein starker Trend unserer Zeit.

Der in den Vorjahren Anfang Dezember an die Aktionäre und Partizipanten versandte Aktionärsbrief, der über aktuelle Entwicklungen informierte, ist dieses Jahr ausgeblieben, was die Transparenz unnötig vermindert. Investoren wollen regelmässig informiert werden und werten das Ausbleiben der erwarteten Zwischenberichte nicht positiv. Grosse Risiken gehen die Partizipanten derzeit, soweit erkennbar, nicht ein. Dagegen dürfte sich die weiterhin erwartete positive Unternehmensentwicklung zumindest auf längere Sicht in höheren PS-Kursen niederschlagen.

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