Das Jahr 2020 ist zu Ende – und damit stehen auch die Wertveränderungen der unterschiedlichen Anlageklassen fest. Die Performance-Rangliste sieht anders aus als von den meisten Marktteilnehmern am Jahresanfang erwartet. Trotz oder gerade wegen der Pandemie gibt es viele überraschende Gewinner und Verlierer.
Manche Portfolios werden das Jahr zweifellos besser als die Favoritenliste abgeschlossen haben, aber viele auch schlechter. Wer zum Jahresauftakt allein auf US-Technologieaktien gesetzt hat, erzielte durchschnittlich 100,4% Performance, der Nasdaq Index legte um 43,2% zu. Noch besser lief nur der Bitcoin mit 290,4%. Am anderen Ende des Spektrums finden sich europäische Öl- und Gasaktien mit minus 25,3% und europäische Banken mit minus 24%. Brent-Öl verlor auf USD-Basis um 22,2%. Dagegen legten Kupfer um 27% und Gold um 24,2% zu.
Internationales Performance-Spektrum
Die Schweizer Börse in Zürich, gemessen am SPI, liegt mit 0,7% Performance gerade noch im positiven Bereich, der Eurostoxx 50 liegt dagegen mit 4,6% im Minus, die Börse London sogar mit 12,8%. Spitzenreiter unter den globalen Aktienmärkten sind nach der Nasdaq die Börse in Tokio mit 16% Gewinn sowie der S&P 500 mit 15,4%. Der MSCI World Index erreichte ein Plus von 13,8%. Für Schweizer Investoren ist aber auch die Devisenentwicklung zu berücksichtigen. So sind bei Anlagen in USD-Vermögenswerte 8,9% Währungsverlust zum CHF einzukalkulieren.
Performance im Vergleich
Im Verhältnis zu der stark divergierenden Entwicklung der internationalen Finanzmärkte ist das Ergebnis der Favoritenliste von schweizeraktien.net unspektakulär. Die fünf kotierten Aktien brachten einen durchschnittlichen Wertzuwachs von 0,2%, der Vergleichsindex SPI Extra legte dagegen um 7,4% zu. Bei den fünf OTC-X-Aktien fällt der Vergleich besser aus. Während der Liquidity Index um 4,9% nachgab, zeigen die ausgewählten Aktien ein durchschnittliches Minus von 8,3%. Davon sind noch ca. 2% Dividendeneinnahmen abzuziehen, sodass die Underperformance im OTC-X-Bereich mit 1,5% überschaubar bleibt. Das Gesamtergebnis mit einem Minus von rund 3% wäre natürlich besser ausgefallen, wenn die Kursverluste wie im wirklichen Leben durch Stop-Loss-Regeln begrenzt geworden wären. Ziel der Favoritenliste war vor einem Jahr jedoch, mit der einmaligen Aktienauswahl ohne Anpassungen über das Jahr die beiden Referenzindizes zu schlagen. Gut möglich, dass dies gelungen wäre, hätte nicht die Pandemie alle Überlegungen und Pläne für 2020 durcheinandergewirbelt.
Gewinner und Verlierer
Im Wesentlichen wurde die Performance durch TX Group mit minus 24,7% und Bernexpo mit minus 35,5% belastet. Beide Unternehmen sind überdurchschnittlich von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Dies war zum vergangenen Jahreswechsel nicht absehbar. Positiv ist dagegen die Performance von SIG Combibloc mit 32,5% sowie von Ypsomed, die immerhin um 12,4% zulegte. Bei den Favoriten unter den ausserbörslich gehandelten Aktien gab es keine wirklich herausragenden Gewinner. Bester Performer ist Metall Zug mit 6,9%. Dabei ist der Spin-off von V-Zug an der SIX berücksichtigt.
Vetropack, WWZ und Weleda konnten die Kursrückschläge im Jahresverlauf wieder weitgehend wettmachen. Demgegenüber verzeichnen Idorsia und Bad Schinznach aus unterschiedlichen Gründen prozentual zweistellige Verluste. Bei Bad Schinznach leidet der Geschäftsgang der Bäder, des Hotels und auch der Kliniken unter den zeitweiligen Lockdown-Massnahmen. Bei Idorsia leidet der Fortgang der Studien unter den allgemeinen Einschränkungen im Gesundheitsbetrieb und den zeitweilig veränderten Prioritäten. Doch nach der Pandemie scheinen die weiteren Perspektiven bei beiden Unternehmen intakt.
Lektionen des Jahres 2020
Aus den Erfahrungen in 2020 lassen sich verschiedene Folgerungen ziehen. Eine ist, dass an den Börsen die lange Periode mit geringer Volatilität zu Ende ist. Ein Kennzeichen des Börsenjahrgangs 2020 ist die enorme Divergenz zwischen Ländern und Regionen, innerhalb der Industriesektoren, im Devisenbereich, bei den Rohstoffen – fast überall an den Finanzmärkten. „Kaufen und Liegenlassen“ ist unter solchen Bedingungen eine fast leichtsinnige Vorgehensweise. Dazu kommt ein Strukturwandel, der durch die Erfordernisse der Pandemie nun sogar beschleunigt abläuft. Durch Digitalisierung, Automatisierung und die Transformation ganzer Industriezweige beschleunigt sich das Wachstum von Unternehmen wie Zur Rose, während Vertreter der Carbon-Industrien zunehmend ins Hintertreffen geraten. Für viele Marktteilnehmer unerwartet entscheiden nun plötzlich Nachhaltigkeitskriterien, ob und zu welchem Preis Unternehmen mit Eigen- und Fremdkapital versorgt werden. Für 2021 wird daher bei der schweizeraktien.net-Favoritenliste ein flexibles Modell verfolgt. Mehr dazu in Kürze.
Kurs 03.01.2020 | 30.12.20 | Performance | |
SIG Combibloc | 15.50 | 20.54 | 32.5% |
Vetropack | 61.40 | 59.70 | -2.8% |
TX Group | 94 | 70.80 | -24.7% |
Idorsia | 30.52 | 25.52 | -16.4% |
Ypsomed | 131.80 | 148.20 | 12.4% |
SPI Extra | 4 667,89 | 5 015,50 | 7.4% |
WWZ | 14 000 | 13 825 | -1.2% |
Bernexpo | 465 | 300 | -35.5% |
Metall Zug A + V-Zug | 215 | 149 + 80.90 | 6.9% |
Bad Schinznach | 2 275 | 1 950 | -14.3% |
Weleda N-PS | 4 500 | 4 610 | 2.4% |
OTC-X Liquidity |
1 242,02 |
1 181,13 |
-4.9% |