Intensiver Wettbewerb und die fortgeführte Negativzinspolitik der SNB stellten 2020 ein anspruchsvolles Marktumfeld für die Clientis Bank Oberaargau (BOA) dar; dazu kam die Covid-19-Pandemie als weitere Herausforderung. Trotz dieser Turbulenzen gibt die Regionalbank mit Hauptsitz in Huttwil in einer Medienmitteilung ein erfreuliches Ergebnis fürs Geschäftsjahr 2020 bekannt.
Zinsengeschäft leidet unter Margendruck
Getrieben von kräftigem Wachstum bei den Kundenausleihungen auf 1.3 Mrd. CHF (+2,6%) und den Kundengeldern auf 1.1 Mrd. (+6,5%) stieg die Bilanzsumme der BOA auf 1.6 Mrd (+6,5%). Aufgrund des hohen Margendrucks und dem intensiven Wettbewerb übertrug sich dieses Wachstum jedoch nicht in die Erfolgsrechnung. So ging der Brutto-Erfolg aus dem Zinsengeschäft im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück auf nunmehr 16.7 Mio. CHF. Mit einem Anteil von über 80% des Betriebserfolges bleibt das Zinsengeschäft aber unverändert wichtigste Einnahmequelle der Bank. Weitere 2.7 Mio. erwirtschaftete die BOA im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft, und der übrige ordentliche Erfolg belief sich auf 0.6 Mio. Das Handelsgeschäft habe die Budgeterwartungen deutlich übertroffen, wie dem Communiqué zu entnehmen ist. Konkrete Zahlen werden aber noch nicht genannt. Gesamthaft resultierte so ein Erfolg aus dem ordentlichen Bankgeschäft in Höhe von 20.3 Mio.
Eine erfreuliche Entwicklung verzeichnete die 67 Mitarbeitende beschäftigende Regionalbank beim Geschäftsaufwand, welcher 2020 um 2,9% auf 11.6 Mio. CHF sank. Damit einhergehend verbesserte sich auch die Cost/Income Ratio auf 57,3% (VJ 58,6%). Unter dem Strich bleiben ein Geschäftserfolg von 4.5 Mio. (+5,1%) und ein Reingewinn von 2.8 Mio. (+0,2%) stehen. Das gute Ergebnis erlaubt es der Bank, das Anlagevermögen und die immateriellen Werte um 1.7 Mio. abzuschreiben und die risikotragender Substanz um 4.4 Mio. auszubauen. Die offen ausgewiesenen Eigenmittel der BOA belaufen sich per Ende 2020 auf 124.8 Mio. CHF.
Unterstützung für die Region Oberaargau
Das Jahr 2020 wird der Welt voraussichtlich hauptsächlich wegen der Covid-19-Pandemie in Erinnerung bleiben. Im Rahmen der Massnahmen zur Stützung der Wirtschaft konnte die BOA ihrer Kundschaft 138 Corona-Kredite im Umfang von über 14 Mio. CHF bieten. Um regionale Institutionen und Projekte in dieser speziellen Zeit zusätzlich zu unterstützen, hat der Verwaltungsrat entschieden, an allen fünf Standorten der BOA je ein ausgewähltes Projekt mit 10’000 CHF zu unterstützen. Dabei kann es sich um Projekte, Institutionen oder Vereine aus Kultur, Sport oder Sozialem handeln, die einen besonderen Beitrag zum Wohle der Gesellschaft leisten. Mit fünf Standorten verfügt die BOA weiterhin über das grösste Netz an Geschäftsstellen im Oberaargau, obschon im vergangenen Jahr im Rahmen des Projekts «Beraterbank 2020» drei Geschäftsstellen geschlossen wurden. Dadurch soll, wie der Namen schon sagt, die Kundenberatung für die Bank noch an Bedeutung gewinnen.
Die Generalversammlung vom 24. April des gemessen an der Bilanzsumme grössten Mitglieds der Clientis-Gruppe wird auch dieses Jahr aufgrund der epidemiologischen Lage ohne physische Anwesenheit der Aktionäre stattfinden müssen. Der Verwaltungsrat beantragt die Ausschüttung einer zum Vorjahr unveränderten Dividende von 6.30 CHF je Aktie.
Fazit
Die ersten veröffentlichten Jahreszahlen der Regionalbanken deuten darauf hin, dass die Covid-19-Krise bei den Banken im Gegensatz zu anderen Branchen bisher keine markanten Bremsspuren im Geschäft hinterlassen hat. Im Falle der Clientis Bank Oberaargau scheint man auch nicht mit unmittelbar drohenden Kreditausfällen als Folge der Krise zu rechnen. So heisst es in der Medienmitteilung, dass die Wertberichtigungen für Ausfallrisiken auf tiefem Niveau gehalten werden konnten. Vielmehr belasten die unverändert tiefen Zinsen das Resultat. Eine Entlastung in diesem Bereich ist zumindest kurzfristig nicht zu erwarten, die Zinsmargen dürften weiter unter Druck bleiben. Da das Zinsengeschäft für die BOA nach wie vor klar wichtigste Ertragsquelle ist, bleiben die Tiefstzinsen auch zukünftig eine zentrale Herausforderung.
Wenn auch nicht überragend, so kann das Geschäftsjahr 2020 der BOA als grundsolide angesehen werden. Sowohl Geschäftserfolg als auch Reingewinn legten leicht zu, während die Cost/Income Ratio gesenkt und somit verbessert werden konnte. Auch die Bilanz präsentiert sich, soweit dies anhand der bisher veröffentlichten Zahlen beurteilbar ist, als solide. Die beantragte Dividende von 6.30 CHF je Aktie entspricht beim zuletzt auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X bezahlten Kurs von 365 CHF einer Dividendenrendite von unspektakulären 1,7%. Der Aktienkurs präsentiert sich seit Jahren schon äusserst stabil und bewegt sich mit wenigen Ausnahmen im Bereich zwischen 350 und 400 CHF. Auch die Covid-19 Krise-konnte daran nichts ändern, so entspricht der momentane Kurs zugleich auch demjenigen von Anfang 2020.