Im ersten Semester 2020 lasteten die Corona-Krise und der Crash an den Finanzmärkten im März auf den Ergebnissen der Finanzfirmen. Doch die Erholung an den weltweiten Börsen sorgte spätestens im zweiten Semester für positive Ergebnisse im Geschäft mit Aktien und Bonds. Diese Situation spiegelt sich auch in den vorläufigen Jahreszahlen des Lausanner Obligationenhändlers Bondpartners wider, welche dieser kürzlich bekannt gab. Nach einem schwachen ersten Semester, in dem Bondpartners noch einen Verlust von 300’000 CHF ausweisen musste, gelang in der zweiten Jahreshälfte der Turnaround. Insgesamt erreichte das Finanzinstitut einen Jahresgewinn von 1.5 Mio. CHF, was allerdings fast eine Halbierung gegenüber dem Vorjahr bedeutet. 2019 lag das Ergebnis noch bei 3.1 Mio. CHF.
Starker Handelserfolg stützt Ergebnis im 2020
Die Corona-Krise habe sich negativ auf die Wertschriftenbestände und die Wechselkurse ausgewirkt, schreibt Bondpartners in einer Mitteilung. Allerdings verbesserten sich die Erträge aus dem Wertschriftenhandel, und auch die Margen fielen höher aus. Insgesamt erreichten die Bruttoerträge nur noch 11.1 Mio. CHF, was einem Rückgang von 9,8% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Handelserfolg steuerte mit 7.7 Mio. CHF (Vorjahr: 4.5 Mio. CHF), den grössten Teil zum Geschäftserfolg bei. Die Wertentwicklung der Eigenbestände floss nur mit einem Plus von 0.7 Mio. CHF in die Erfolgsrechnung ein; in 2019 waren es 5.1 Mio. CHF. Der starke Frankenkurs gegenüber dem US-Dollar belastete das Ergebnis zusätzlich, denn ein grosser Teil des Bondhandels erfolgt in der US-Währung. Hier musste Bondpartners einen Verlust von 1.5 Mio. CHF (Vorjahr: 0.7 Mio. CHF) verbuchen. Der Geschäftserfolg erreichte daher nur noch 2.1 Mio. CHF (Vorjahr: 5.1 Mio. CHF). Obwohl der Geschäftsaufwand mit 6 Mio. CHF leicht geringer als 2019 ausfiel, verblieb unter dem Strich nur noch ein Gewinn von 1.5 Mio. CHF.
Eigenmittel wurden weiter gestärkt
Weiterhin solide präsentiert sich die Bilanz des Finanzinstituts. Zwar ging die Bilanzsumme um 8,5% auf 124 Mio. CHF zurück, was vor allem auf geschlossene Handelspositionen zurückzuführen ist. Deutlich reduziert wurden die Verpflichtungen gegenüber Banken, die nur noch 3.2 Mio. CHF (Vorjahr: 19.0 Mio. CHF) betragen. Dies hat zu einer deutlichen Abnahme der Verbindlichkeiten geführt. Weiterhin stark sind bei Bondpartners die Eigenmittel mit 84 Mio. CHF. Die Eigenmittelquote (Tier1-Ratio) erreicht 63% (Vorjahr: 56%). Per Ende 2020 weist Bondpartners frei verfügbare Eigenmittel von 67 Mio. CHF aus.
Nach den extremen Verwerfungen in 2020 geht der Obligationenhändler auch für das laufende Geschäftsjahr von einer sehr hohen Volatilität an den Märkten aus. Die Aktienmarktentwicklung sei ein «Mysterium», heisst es in der Mitteilung. Die Aussichten für das laufende Jahr seien daher «unklar» und liessen keine Aussagen für das laufende Geschäftsjahr zu.
Fazit
Die vorläufigen Geschäftszahlen von Bondpartners für das Krisenjahr 2020 fallen positiv aus. Dies insbesondere, da es in der zweiten Jahreshälfte gelungen ist, den Verlust des ersten Halbjahres wieder zu egalisieren. Im Gegensatz zu anderen Finanzinstituten ist Bondpartners im Geschäft mit eher wenig liquiden Unternehmensanleihen tätig. Dieses Geschäft erholt sich in Krisenzeiten nicht so schnell wie der Handel mit hochliquiden Papieren. Da es derzeit noch keine Angaben zur Dividende gibt und die Zahlen noch nicht geprüft sind, ist eine abschliessende Beurteilung des Jahresergebnisses noch nicht möglich.
Allerdings erwarten wir analog der Ausschüttungspolitik der vergangenen Jahre eine Dividende im Rahmen von 15 bis 25 CHF je Aktie. Bei Kursen um die 875 CHF, die derzeit auf OTC-X für eine Bondpartners-Aktien gezahlt werden, liegt die Rendite dann zwischen 1.7 bis 2.8%. Das Eigenkapital pro Aktie beträgt rund 1’527 CHF je Aktie. Der Discount von über 40% reflektiert die Risiken, die mit dem Geschäft verbunden sind. Das Aktienkapital von 5.5 Mio. CHF ist eingeteilt in 50’000 Namenaktien zu nominal 100 CHF und 50’000 Vorzugsaktien zu nominal 10 CHF. Der Verwaltungsratspräsident Christian Plomb hält mit über 50’000 Vorzugsaktien zu nominal 10 CHF die Stimmrechtsmehrheit an der Gesellschaft.