Ein guter Januar gilt an der Börse als Omen für die Performance des ganzen kommenden Jahres. Doch die Weltbörsen erfüllten die hohen Erwartungen zunächst einmal nicht. Bestenfalls liegt die Monatsperformance bei 1% plus, wie beim Nasdaq. Es folgen mit bis zu -2% Nikkei, DAX und SMI. Von den acht schweizeraktien.net-Favoriten zeigen indes alle Aktien ausser Barry Callebaut Pluszeichen.
Fast bis zum Monatsende zeigten die massgeblichen Indizes eine positive Entwicklung, doch ab 27. Januar setzte rund um den Globus eine scharfe Korrektur ein. Zwar gab es neben dem Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden auch Statements von der Fed, Wirtschaftsnachrichten, Gewinnmeldungen und andere kursbewegende Nachrichten, doch die wurden überwiegend positiv interpretiert. Was jedoch für die plötzlichen Verwerfungen sorgte, war ein beispielloses über die Börse ausgetragenes Kräftemessen zwischen Leerverkäufern und einer Armee von Kleinanlegern, die mit ihren massiven Aktienkäufen die Hedge Funds zu Eindeckungskäufen zwangen. Das liess die Kurse des stationären Videospielhändlers Gamestop um den Faktor 25 anstiegen. Die grossen Leerkäufern erlitten Verluste von mehreren Mrd. USD. Um die Verluste zu decken, wurden bevorzugt liquide und hochbewertete Aktien verkauft, darunter Tesla, Facebook sowie andere Lieblingsaktien.
Kurskapriolen durch Aufstand der Kleinanleger
Der dadurch ausgelösten Verkaufswelle konnten sich weder die asiatischen noch die europäischen Börsen entziehen. Vielfach war das Marktgeschehen auch nur ein Anlass, um Gewinne glattzustellen. Ganz geheuer ist das Geschehen nicht unbedingt. Die Kurskapriolen infolge der Short-Squeezes in den USA schwappen auch nach Europa über. Varta, Evotec und Nokia sind betroffen. Die US-Aufsichtsbehörde SEC ist aktiv geworden, um den „geordneten“ Aktienhandel sicherzustellen. Ein anderes skurriles Ereignis ist, dass die Aktie von Zur Rose nach Veröffentlichung einer Studie durch die Bank of America innerhalb kürzester Zeit um 50% angestiegen ist.
Neuer US-Präsident zeigt Profil
Die genannten Episoden zeigen beispielhaft das Ausmass der inzwischen erreichten Überspekulation durch die überdimensionierte Kreditversorgung. Märkte im irrationalen Überschwang sind aber anfällig für plötzliche Korrekturen. Eine Rolle in der plötzlichen Verunsicherung spielt aber vielleicht auch, dass Biden bereits in den ersten Tagen im Amt klare und richtungsweisende Entscheidungen getroffen hat. Die Weichen für das „Green Recovery“ werden gestellt. Schlechte Nachrichten also für Carbon-intensive Industrien.
Geopolitische Risiken steigen
Da sich Europa weiterhin in einer Art Nabelschau befindet, wurde auch kaum wahrgenommen, dass die Volksrepublik China nach der Annexion von Hongkong nun ihre mächtigen Arme nach Taiwan ausstreckt. Am vergangenen Wochenende wurde der taiwanesische Luftraum neun Mal von der chinesischen Luftwaffe verletzt. Die Rhetorik zwischen der Schutzmacht USA und der Volksrepublik wird zunehmend schärfer. Die USA sind gesetzlich verpflichtet, Taiwan gegen kriegerische Akte zu verteidigen.
Swissquote boomt
Die Fokussierung der Favoritenliste auf Aktien von Unternehmen, die für positive Überraschungen gut sind, weil sie unzureichend von der Analystengemeinde abgedeckt werden oder falsch eingeschätzt werden, hat sich soweit ausgezahlt. Swissquote überraschte den Markt mit unerwartet blendenden Zahlen. Kurzzeitig kletterte die Aktie in der Spitze auf 110 CHF. Die steigenden Transaktionsvolumina sowie die Gewinnung neuer Kunden dürften weiterhin für positive Überraschungen der noch unterschätzten Aktie sorgen.
Coltene mit positivem Ausblick
Coltene meldete vorläufige Eckdaten des Geschäftsjahres 2020. Demnach ging der Umsatz zwar um 9,3% in CHF zurück, in Lokalwährungen jedoch nur um 4,1%. Wichtiger noch: Das zweite Halbjahr sah gegenüber dem ersten Halbjahr ein Wachstum um fast 40%! Das Unternehmen erwartet eine um Sondereffekte bereinige EBIT-Marge von 12,7% bis 12,9%. Im Vorjahr hatte die EBIT-Marge bei 11,7% gelegen. Ziel des Managements sind mittelfristig 15%. Starke Impulse kommen von dem Segment Infection Control, das von den verschärften Hygienestandards profitiert.
Barry Callebaut trotz Umsatzrückgang auf Kurs
Die Zahlen für das am 30. November 2020 zu Ende gegangene Geschäftsquartal sind erwartungsgemäss etwas schwächer ausgefallen. Der Umsatz fiel in CHF um 11,2% gegenüber dem starken Vorjahresquartal, doch nur um 3,5% in den Landeswährungen. Der mittelfristige Ausblick bleibt positiv. Das Unternehmen sucht „smart growth“ durch viele Initiativen und Fokussierung auf das hochpreisige Gourmet-Segment. Die CO2-Emissionen wurden im Geschäftsjahr 2019/2020 um 8,1% reduziert, was zum zweiten Mal in Folge eine A- Auszeichnung durch das Carbon Disclosure Project brachte.
Starperformer Plaston Holding
Unter den auf OTC-X gehandelten Aktien zeigt Plaston Holding mit 8,4% den höchsten Anstieg im Januar. Erst Ende des Monats wurde der Abschluss eines mehrjährigen Vertrags mit dem Werkzeughersteller Metabo für den neuen von Plaston entwickelten Koffer bekannt.
Stabiler ausserbörslicher Aktienmarkt
Ohne wesentliche neue Nachrichten zogen auch Griesser Holding, Weleda und WWZ leicht an. Der OTC-X Liquidity Index hat seit Jahresbeginn um 1,2% zugelegt. Der ausserbörsliche Aktienmarkt der Schweiz wird damit seinem Ruf abermals gerecht, in Zeiten erhöhter Volatilität an den internationalen Börsen ein ruhiger Hafen zu bleiben.
Jahresultimo 2020 | 29.01. | Performance | |
Swissquote | 85.90 | 96.90 | 12.8% |
Barry Callebaut | 2104.00 | 1979.00 | -5.9% |
Coltene | 86.00 | 95.70 | 11.3% |
Ypsomed | 148.20 | 150.60 | 1.6% |
WWZ | 13825.00 | 14070.00 | 1.8% |
Plaston Holding | 4560.00 | 5100.00 | 11.8% |
Griesser Holding | 900.00 | 925.00 | 2.8% |
Weleda N-PS | 4610.00 | 4825.00 | 4.7% |