Schilthornbahn: Covid-Massnahmen und fehlende Auslandsgäste belasten

Hotellerie konnte sich gut halten

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Vor einem Jahr befand sich die Schilthornbahn noch auf Rekordkurs, denn die Wintersaison 2019/20 verlief erfreulich. Mit der Corona-Pandemie, dem Lockdown im Frühjahr 2020 sowie den restriktiven Schutzmassnahmen verschlechterte sich die Lage rapide. Zudem fehlten in 2020 die wichtigen ausländischen Gäste. Stark gelitten haben auch die Gastronomie und der Shop-Bereich, während sich die Hotellerie gut halten konnte.

Gipfelgebäude Schilthorn – Piz Gloria vor winterlicher Kulisse. Bild: zvg
Frequenzen gehen um 50% zurück

Durch die dreimonatige Schliessung der Bahnbetriebe von Mitte März bis zum 6. Juni musste das Tourismusunternehmen, das neben der Bahn auf den James-Bond-Berg Piz Gloria auch Restaurants und zwei Hotels betreibt, einen Rückgang der Frequenzen auf allen Anlagen um 50% hinnehmen. Dies teilte die Schilthornbahn vergangene Woche mit. Die Wiedereröffnung der Bahnen und Gastrobetriebe sei unter ungünstigen Witterungsverhältnissen erfolgt.

Dieser Trend liess sich in den Sommermonaten allerdings umkehren. «Schönwetterphasen und verschiedene erfolgreiche Promotionen konnten insbesondere im Juli und August sehr viele Schweizer Gäste für das Schilthorn begeistern», schreibt die Bahn in ihrer Mitteilung. Insgesamt zeigten die Zahlen aber, dass das Fehlen der ausländischen Gäste nicht kurzfristig durch Schweizerinnen und Schweizer kompensiert werden könne. Zu gross seien hier die wetterbedingten Schwankungen bei den Besucherzahlen.

Dies spürte die Schilthornbahn auch in den Herbstferien, in denen sich das schlechte Wetter negativ auf die Besucherzahl auswirkte. Erst im November konnten schöne und warme Herbsttage wieder für erfreuliche Gästezahlen sorgen. Bei der Standseilbahn Mürren-Allmendhubel fiel der Frequenzeinbruch mit 20% weniger stark als bei der Schilthornbahn aus.

65% Umsatzrückgang in der Gastronomie

Weit weniger gut lief es für die Gastronomiebetriebe innerhalb der Gruppe. Dort ging der Ertrag gegenüber 2019 um rund 65% zurück. Einerseits war die schrittweise Begrenzung der maximalen Gästezahl ein Grund für den Einnahmenrückgang. Andererseits die Möglichkeit, überhaupt etwas essen zu können. «Es wurde deutlich, dass Schweizer Gäste einen Schilthorn-Besuch unbedingt mit einem Essen im Drehrestaurant verbinden wollen», heisst es. Für die Gruppenreisenden aus den Fernmärkten ist dieses Bedürfnis offenbar weniger vorhanden als bei den Schweizer Gästen.

Unter dem Ausbleiben der ausländischen Gäste hat auch das Geschäft in den Shops und mit Merchandising-Produkten stark gelitten. Der Umsatzrückgang lag hier bei 45%. «Der Umsatz lag 2019 bei knapp 1.2 Mio. CHF, was einen Rückfall ins Jahr 2014 bedeutet», schreibt die Schilthornbahn.

Hotel Alpenruh konnte Vorjahreszahlen halten

Einzig für den Geschäftsbereich Hotellerie zog die Schilthornbahn im Corona-Jahr eine erfreuliche Bilanz. Das Hotel Alpenruh in Mürren musste zwar während des Lockdowns im Frühjahr den Betrieb schliessen, konnte aber in den restlichen neun Monaten des Jahres die Vorjahreszahlen halten. Auch die Hotelzimmer im Hotel Blumental, das erst im Dezember 2019 übernommen wurde, waren in den Sommerferien gut ausgelastet. Die Küche blieb dort geschlossen.

In Bezug auf das Bahnprojekt für die neue Schilthornbahn 20XX gibt sich das Unternehmen zuversichtlich. Sämtliche Einsprachen wurden zurückgezogen, und für den Frühsommer 2021 wird mit der Genehmigung der Überbauungsordnung durch den Kanton sowie der Plangenehmigung durch das Bundesamt für Verkehr (BAV) gerechnet. Den Baubeginn macht das Unternehmen allerdings von der Dauer und den kumulierten Auswirkungen der COVID-19-Pandemie abhängig.

Die Generalversammlung der Schilthornbahn AG ist für Freitag, den 18. Juni 2021, um 15.00 Uhr in der Mehrzweckhalle des Alpinen Sportzentrums Mürren geplant.

Fazit

Die ersten Zahlen der Schilthornbahn für das Geschäftsjahr fallen erwartungsgemäss sehr schwach aus. Verglichen mit den Gästezahlen auf dem Jungfraujoch, die 2020 um 65% einbrachen, sind die Frequenzrückgänge nicht ganz so negativ ausgefallen, wie es zur erwarten gewesen wäre. Dies darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Einnahmenausfall zusammen mit den fehlenden Umsätzen der Gastronomie und der Shops für 2020 insgesamt doch recht dramatisch sein wird. Sicherlich dürfte die Kurzarbeitsregelung auf der Kostenseite für Entlastung sorgen. Dennoch wird der Rückgang beim Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA hoch sein.

Viel wichtiger als der Abschluss des Corona-Jahres 2020 ist nun der Ausblick auf das laufende Jahr. Denn derzeit ist noch nicht sicher, ob und wann die wichtigen ausländischen Gäste wieder ins Berner Oberland reisen. Auch die laufende Skisaison dürfte, obwohl die Lifte die meiste Zeit offen waren, weniger erfolgreich als in den Vorjahren gelaufen sein. Hinzu kommt, dass sich mit der Eröffnung des Eigerexpress und des Parkhauses Grindelwald Terminal die Wettbewerbssituation in der Jungfrauregion für Skitouristen akzentuiert hat. Angesichts dieser Ausgangslage wird auch die Realisierung des Bahnprojekts Schilthornbahn 20XX zu einer Herausforderung. Allerdings wurde bereits vor der Corona-Pandemie angekündigt, dass das Projekt an keinen konkreten Zeitplan gebunden ist. Dank dieser Flexibilität kann die Bahn auch auf die Pandemielage reagieren und das Projekt notfalls um einige Jahre verschieben.

Der Aktienkurs der Schilthornbahn-Aktie ist seit einem Jahr rückläufig. Chart: otc-x.ch

Im vergangenen Jahr hat der Aktienkurs der Schilthornbahn-Aktie um rund 20% verloren. Zuletzt wurden 1’625 CHF für eine Aktie auf OTC-X gezahlt. Erst, wenn die definitiven Geschäftszahlen 2020 vorliegen und wenn vor allem absehbar ist, ab wann die wichtigen Gäste aus den Fernmärkten wieder nach Mürren reisen, wird eine Neubeurteilung der Aktie möglich sein.

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