In der ersten Februarhälfte schien die Börsenwelt noch intakt: Der vielzitierte Anlagenotstand liess die Aktienkurse weiter ansteigen. Dann jedoch sorgte ein rapider Zinsanstieg bei US-Staatsanleihen von 1,07% Anfang Februar auf fast 1,6% am Monatsende in der letzten Woche des Monats für einen Abverkauf an den Aktienmärkten. Die schweizeraktien.net-Favoritenliste blieb mit einer fortgesetzt guten Performance davon weitgehend unberührt.
Von dem plötzlich steilen Renditeanstieg an den Bondmärkten waren die Investoren offensichtlich erschreckt worden. In den letzten Tagen des Monats überwogen eindeutig die roten Vorzeichen. Dabei blieb noch unentschieden, ob sich die Anleger nun von den hoch bewerteten Wachstumstiteln aus dem Tech-Bereich trennen oder doch bevorzugt aus den in den letzten Monaten gut gelaufenen Industrie-, Rohstoff- und Finanztiteln aussteigen.
Zinsanstieg fordert Tribut
Wenn tatsächlich ein deutlicher Inflationsanstieg kommen würde und die Zinsen an den Anleihemärkten weiter klettern, wären vor allem Aktien absturzgefährdet, bei denen teils astronomisch anmutende Bewertungen aufgrund der historisch hohen und weiterhin erwartet hohen Wachstumsraten vorliegen. Höhere Zinssätze sind gleichbedeutend mit höheren Diskontierungssätzen bezüglich der zukünftigen Cashflows der Unternehmen. Da können 1% oder 2% mehr gewaltige Unterschiede bei den Barwerten ausmachen.
Reflation-trade oder Stay-at-Home-Aktien?
Der sogenannte „Reflation-Trade“ ist schon ziemlich weit gelaufen. So legte der S&P Sub-Index der Financials seit November um 29% zu, der Energy-Index sogar um 65%. Der S&P 500 zeigt im gleichen Zeitraum 9%, der Tech-Index 7%. Für die Reflation-Aktien mag sprechen, dass sie eine positive Korrelation zu steigenden Anleiherenditen aufweisen, und doch kann es zu Rückschlägen bei der Normalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft kommen, was die sogenannten „Stay-at-Home“-Aktien weiter beflügeln könnte. Dass der Trend zum Homeoffice unumkehrbar ist, zeigt die Migration der Arbeitsplätze bei den Banken.
Logitech schlägt Analystenschätzungen in Serie
Doch der Blick auf Kategorien wie Value und Growth, aggregierte Indizes, sowie was bekannte Investmentbanken dazu meinen, kann auch den Blick auf Chancen bei einzelnen Aktien vernebeln. Logitech scheint so ein Fall zu sein. In den Köpfen der Anleger und der Analysten ist noch das Bild von Computermäusen, Tastaturen und Headsets – allesamt heute eher Low-Tech und Low Margin. Auch wenn der Kurs der Aktie seit März 2020 deutlich zugelegt hat und Logitech drei Quartale in Folge die Konsensschätzungen der Analysten immer deutlicher übertroffen hat, bleiben die Schätzungen verhalten. Unterdessen hat sich Logitech weiterentwickelt und bietet längst sehr viel höherpreisige Artikel an. Die Nachfrage nach hochqualitativem Equipment für Video-Conferencing und Video Collaboration, Gaming und Content Creation steigt derweil exorbitant. Bei 4’000 USD startet beispielsweise die Top-Linie der professionellen Ausrüstung für Video-Conferencing. Ton- und Bildqualität sind exzellent, das Equipment ist für alle gängigen Anbieter verwendbar.
Trend zum Homeoffice bleibt intakt
Ob die Pandemie nun rasch abklingt oder zu etwas mutiert, mit dem wir längerfristig leben müssen: Der Trend zum Homeoffice bleibt intakt. Die Frage ist höchstens, wie schnell welche Marktpenetration erreicht wird. Die Margen bei solchen fortgeschrittenen High-Tech-Produkten sind natürlich anders als bei Computermäusen, Logitech dürfte daher selbst die angehobenen Umsatz-, Gewinn- und Wachstumserwartungen übertreffen. Der Nettogewinn wird 2021 bei über 1 Mrd. USD erwartet.
Gewinnschätzungen und reale Gewinnentwicklung
Im vergangenen Quartal lag der Gewinn je Aktie bei 2.22 USD und damit über dem Dreifachen des Vorjahresquartals. Trotz Anhebungen bei den Schätzungen liegt der Konsens von 14 Analysten für das laufende Finanzjahr nur bei 5.66 USD. Für die Folgejahre wird geschätzt, dass der Gewinn je Aktie dann auf 4.21 USD und 4.52 USD zurückgeht. Die Aktie wird auch an der Nasdaq gehandelt.
Transformation zur High Growth, High Margin Aktie
Wenn der Markt erst erkennt, dass Logitech die Transformation vom Maus-Hersteller mit einstelligem Wachstum zum High-Tech-Marken-Equipment-Anbieter für das digitale Zeitalter mit zweistelligen Wachstumsraten vollzieht und sich das Quartal für Quartal in den Zahlen niederschlägt, dürfte das KGV wohl deutlich höher ausfallen. Auch bei Apple gab es lange Perioden, in denen die zu niedrigen Analystenschätzungen Quartal für Quartal geschlagen wurden und die Aktie immer höher kletterte. Vielleicht gibt es im Verlauf des März günstigere Einstiegskurse als jetzt, doch die nächste positive Überraschung ist schon für April zu erwarten, wenn die Zahlen des aktuellen Quartals veröffentlicht werden.
Favoritenliste im Überblick
Weiter kräftig nach oben ging es im Februar mit Swissquote und Coltene, die nun seit Jahresanfang um jeweils über 20% zulegten. Mit Barry Callebaut liegt nur eine der acht Aktien der Favoritenliste im negativen Bereich. Plaston gab nach dem Anstieg im Januar geringfügig nach, alle anderen Aktien liegen minimal höher.
Jahresultimo 2020 | 26.02. | Performance | |
Swissquote | 85.90 | 105.40 | 22.70% |
Barry Callebaut | 2’104 | 1’968 | -6.50% |
Coltene | 86 | 107.40 | 24.90% |
Ypsomed | 148.20 | 150.80 | 1.80% |
Logitech | Neu | 97.02 | |
WWZ | 13’825 | 14’150 | 2.40% |
Plaston Holding | 4’560 | 4’990 | 9.40% |
Griesser Holding | 900 | 930 | 3.30% |
Weleda N-PS | 4 ‚610 | 4’800 | 4.10% |