Die BVZ Holding AG musste im Geschäftsjahr 2020 erstmalig in der Firmengeschichte einen Jahresverlust ausweisen. Dieser fiel mit 7 Mio. CHF deutlich aus. Noch im Vorjahr hatte das Unternehmen einen Rekordgewinn von 20 Mio. CHF erzielt. Diese Zahlen belegen die hohe Abhängigkeit der BVZ vom Tourismusgeschäft. Dieses kam im März 2020 wegen der Corona-Pandemie vollkommen zum Erliegen. Wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung zum Jahresabschluss informiert, waren die «spürbar zurückgegangenen Gästezahlen in den vorwiegend touristisch geprägten Geschäftsfeldern Gornergrat und Mobilität» der Hauptgrund für die schlechten Zahlen. Deutlich macht dies der Einbruch der Gästezahlen von 46,9% auf noch 432’000 bei der Gornergratbahn. Etwas weniger dramatisch fiel das Minus mit 22.9% bei der MatterhornGotthardBahn aus.
Sparmassnahmen begrenzen Verlust
Die Konzerneinnahmen lagen im 2020 noch bei 128 Mio. CHF nach 180 Mio. CHF im Vorjahr. Rigorose Sparmassnahmen auf der einen und die behördlich verfügte Betriebseinstellung der touristischen Angebote für drei Monate auf der anderen Seite liessen die Betriebsaufwendungen um 19 Mio. CHF auf 111.7 Mio. CHF sinken. Hiervon gehen 10.4 Mio. CHF auf das Konto der Material- und Dienstleistungskosten, die um 25,3% auf 30.6 Mio. CHF fielen. Deutlich geringer fiel der Rückgang beim Personalaufwand mit 3.2 Mio. CHF respektive minus 5,3% auf 57.7 Mio. CHF aus. Hier trug das Kader mit einem Verzicht von 30% der variablen Vergütung bei. Signifikant war der Rückgang beim übrigen Betriebsaufwand, der um 18,9% auf 23.4 Mio. CHF gesenkt werden konnte. In der Summe brach der Betriebsgewinn vor Abschreibungen um 67% auf 16.3 Mio. CHF ein. Die investitionsbedingt um 1.7 Mio. CHF auf 22.9 Mio. CHF angestiegenen Abschreibungen führten zu einem Betriebsverlust von 6.6 Mio. CHF nach einem Gewinn von 28.2 Mio. CHF im Vorjahr. Unter dem Strich resultierte trotz der massiv niedrigeren Steuern ein Reinverlust von 7 Mio. CHF nach einem Vorjahresgewinn von knapp 11 Mio. CHF. Die Aktionäre müssen auf eine Dividende verzichten. Als Trostpflaster stellt die BVZ eine mögliche Sonderdividende in Aussicht; diese werde «ins Auge gefasst», wenn es die Umstände und der Geschäftsgang erlaubten.
Gornergrat leidet massiv
Dem stetigen Wachstum mit kontinuierlichen neuen Rekordzahlen beim Ausflugsverkehr auf den Gornergrat folgte der jähe Absturz im 2020. Neben der Betriebseinstellung für fast drei Monate im Frühling belastete das Fehlen der ausländischen Gäste das Ausflugsgeschäft massiv. Die deutliche Zunahme der inländischen Gäste konnte den Rückgang nicht einmal ansatzweise kompensieren – zumal der Grossteil der Schweizer Besucher ihre Fahrt zum Halbtaxtarif kaufte. Schliesslich führten die ungünstigen Witterungs- und Schneebedingungen bis Jahresende 2020 zu einer geringen Reiselust der einheimischen Bevölkerung. Das Einnahmenminus von 53% im Geschäftsfeld Gornergrat widerspiegelt die negativen Faktoren deutlich. Etwas geringer fiel das Minus im Geschäftsbereich Mobilität mit 32% aus. Ein genauerer Blick auf die Zahlen zeigt auch hier die überproportionale Schwäche des touristischen Geschäfts. So lag der Rückgang im Regionalverkehr mit 22,9% noch in einem überschaubaren Rahmen. Beim Glacier Express brach das Geschäft massiv ein. Per saldo resultierte ein Minus der Einnahmen von 77%. Besonders deutlich wirkte sich das Ausbleiben der internationalen Gäste nach der Wiederaufnahme des Betriebs im Juni 2020 aus. Als stabiler Anker im Sturm erwies sich im 2020 das Immobiliengeschäft. Die Investitionen in die neuen Gebäude in Andermatt zahlten sich aus. Sämtliche 58 Wohnungen waren per Jahresende 2020 vermietet, was sich in einem Anstieg der Immobilieneinnahmen um 6,3% niederschlug.
Investitionsprogramm wird fortgesetzt
Trotz der anhaltenden Unsicherheit über die Entwicklung des touristischen Geschäfts hält die BVZ an den Investitionen fest. Im März 2020 wurde ein Vertrag zur Produktion und Lieferung von 12 dreiteiligen Zahnrad-Triebzügen mit Stadler Rail abgeschlossen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 158 Mio. CHF. Zudem ist geplant, bis 2028 weitere 142 Mio. CHF in neue Zahnrad-Triebzüge zu investieren. Vorangetrieben wird auch die für Sommer 2021 geplante Eröffnung des multimedialen Erlebnisses auf dem Gornergrat, wofür die BVZ 9 Mio. CHF budgetiert. Bei der Gornergratbahn werden zudem fünf neue Doppeltriebwagen für 45 Mio. CHF bestellt. Der Einsatz der ersten neuen Züge ist für den Sommer 2022 vorgesehen.
Fazit
Die Geschäftszahlen der BVZ Holding für 2020 fallen erwartungsgemäss schwach aus. Deutlich vor Augen geführt wird den Investoren die hohe Abhängigkeit der Gesellschaft vom Tourismusgeschäft und hierbei insbesondere von den internationalen Gästen. Gleichzeitig ist das Potenzial zur Senkung der Kosten wegen der hohen Fixkostenlastigkeit des Betriebs begrenzt. Geholfen hat hier sicherlich die komplette Betriebseinstellung aller touristischen Angebote und der daraus resultierenden Kosteneinsparung, die sich vor allem im Bereich der Material- und Dienstleistungsaufwendungen zeigen. Doch bereits bei den Personalkosten zeigt sich trotz der Entschädigungsleistungen für Kurzarbeit das geringe Sparpotenzial. Die gesamte Bahninfrastruktur mit Ausnahme der touristischen Angebote auf das Gornergrat musste weiterbetrieben und unterhalten werden, was sowohl hohe Personal- als auch Sachkosten bedingt. Als Vorteil erweist sich hierbei, dass die BVZ auch den Regionalverkehr betreibt, der von der öffentlichen Hand unterstützt wird. Auch kann die Gesellschaft auf zusätzliche Einnahmen aus der Immobiliensparte bauen, die es erlauben, den Verlust zu begrenzen.
Als weiterhin gut angesehen werden kann die Konzernbilanz mit einer Eigenmittelquote von 45,1%. Die Aktien der BVZ sind an der SIX Swiss Exchange Swiss Exchange kotiert. Auf Basis der letztbezahlten Kurse von 870 CHF weisen die Titel ein leichtes Agio von rund 20 CHF zum Buchwert unter Berücksichtigung der Minderheitsanteile respektive einen Discount von 50 CHF auf der Basis des ausgewiesenen Eigenkapitals inklusive des Minderheitsanteils auf.