Stanserhorn-Bahn AG: Einbruch der Gästezahl um 40% führt 2020 zu einem Verlust von mehr als 1 Mio. CHF

Einbruch der Gästezahl um 40% führt 2020 zu einem Verlust von mehr als 1 Mio. CHF

0
3101
Stanserhorn-CabriO-Bahn vor der Kulisse des Vierwaldstättersees (Bild: www.stanserhorn.ch)

Das Stanserhorn im Kanton Nidwalden ist einer der beliebtesten Ausflugsberge in der Zentralschweiz. Die Aussicht auf die verzweigten Arme des Vierwaldstättersees und in die Bergwelt ist spektakulär – bei Tag und bei Nacht. Ein unvergessliches Erlebnis für Gäste ist die Anreise mit der 2012 eröffneten CabriO-Bahn, der weltweit ersten doppelstöckigen Luftseilbahn mit Panorama-Oberdeck.

Bereits seit August 1893 wird das Stanserhorn von der Kantonshauptstadt Stans aus mit der Stanserhorn-Bahn erschlossen, in der ersten Sektion mit einer bis heute betriebenen Nostalgie-Standseilbahn aus der Gründerzeit. Zwei Jahre früher, am 11. Mai 1891, fand die konstituierende Generalversammlung statt; schon im Juni 1891 wurde mit dem Bau der Stanserhorn-Bahn begonnen. Damit gehört die mit ihren Aktien auf OTC-X gelistete Stanserhorn-Bahn zu einer der ältesten bis heute bestehenden Bergbahngesellschaften der Schweiz. Das Ereignis der Gründung der Gesellschaft jährt sich 2021 zum 130. Mal. Doch die Zeiten sind bekanntlich nicht nach Feierlichkeiten.

Gründeraktie der Stanserhornbahn-Gesellschaft von 1891/1892 (Bild: schweizeraktien.net)

Mit Eröffnung der CabriO-Bahn 2012 erlebte die Stanserhorn-Bahn einen weiteren, kräftigen Besucheraufschwung. Das bisherige Spitzenjahr war 2018 mit über 212’000 Bahnbenutzern. Im Jahr 2019 transportierte die Gesellschaft noch fast 173’000 Gäste auf den Berg. Und dann brach «Corona» ab Anfang 2020 über die Welt herein – und katapultierte auch die zuletzt erfolgsgewöhnte Stanserhorn-Bahn bei den Gästezahlen und beim Ertrag mit den zeitweise verordneten Betriebsschliessungen zurück in die Zeit vor 2012, als das 2001 eröffnete Drehrestaurant Rondorama als Attraktion zwar schon existierte, die CabriO-Bahn aber noch nicht realisiert war…

Hoher Anteil Schweizer Gäste anstelle ausländischer Reisegruppen

Im «Corona-Jahr» 2020 fiel die Anzahl der von der Stanserhorn-Bahn transportierten Gäste um 40% auf nur noch 104’315 Besucher, den tiefsten absoluten Wert seit dem Jahr 2000. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 – also sogar noch vor Eröffnung des Drehrestaurants 2001 – zählte die Stanserhorn-Bahn 90’784 Besucher. Der Verkehrsertrag aus dem Bahnbetrieb reduzierte sich im abgelaufenen Jahr von zuvor 4.5 Mio. CHF um 44% auf 2.5 Mio. CHF, wie sich aus dem aktuellen Geschäftsbericht 2020 ergibt.

Während der Bahnbetrieb pandemiebedingt bis zum 6. Juni 2020 eingestellt blieb, konnte das Restaurant auf dem Stanserhorn – ohne Zubringerbahn – bereits am 11. Mai 2020 unter strengen Auflagen und mit einem Schutzkonzept wieder öffnen. Da das Stanserhorn in dieser Phase von Wanderern gerne besucht wurde, fiel der prozentuale Rückgang in der Gastronomie mit «nur» -28% deutlich geringer aus. Auch die Candle Light-Dinners sowie die Donnerstag-Abend-Angebote im Restaurant – mit reduzierten Kapazitäten – wurden von den Gästen im Jahr 2020 gut angenommen. Allerdings wirkten sich die eingeschränkten Kapazitäten negativ auf die Erfolgsrechnung aus.

Es ist dem traditionell hohen Anteil an Schweizer Gästen zu verdanken, dass der Besucherrückgang 2020 nicht noch stärker ausgefallen ist. Die erstmalige Betriebsverlängerung bis Ende November 2020 – mit einigen «goldenen» Spätherbsttagen – konnte einen regnerischen Oktober mit schwachen Besucherzahlen zwar etwas kompensieren, das Gesamtergebnis auf der Zielgeraden aber auch nicht mehr retten.

Geradezu eine Vollbremsung erlebte – nicht überraschend angesichts der äusseren Umstände – das Geschäft mit ausländischen Reisegruppen. Hier war ein Rückgang um 99.5% (!) zu verzeichnen, entsprechend einem Einbruch beim Verkehrsertrag um 920’000 CHF. Das Fehlen der ausländischen Gäste hatte auch die indirekte Folge, dass die Shop-Erträge im Vergleich zum Vorjahr um hohe -68% auf nur noch rund 0.15 Mio. CHF rückläufig waren.

Betriebsertrag fällt um 40% – Jahresergebnis tief im roten Bereich

Der gesamte Betriebsertrag, bestehend aus Bahnbetrieb, Gastronomie und Shop, reduzierte sich um knapp 40% auf 4.9 Mio. CHF (Vj. 8.1 Mio. CHF). Da Material- und Personalaufwand situationsbedingt nicht im gleichen Ausmass gesenkt werden konnten und gleichzeitig der übrige betriebliche Aufwand mit -1.3 Mio. CHF im Vergleich zum Vorjahr trotz zeitweiliger Betriebsschliessungen und Umsatzeinbussen aufgrund des Fixkostencharakters stabil geblieben ist, brach das EBITDA von +1.9 Mio. CHF im Jahr 2019 auf einen nur noch sehr knapp positiven Betrag von +25’842.02 CHF ein. Auch hier eine Vollbremsung aus voller Fahrt!

Wie die Stanserhorn-Bahn im Geschäftsbericht 2020 weiter ausführt, wurde 2020 erstmals seit Bestehen der Luftseilbahnen ein negatives betriebliches Ergebnis auf Stufe EBIT erzielt. Dieses belief sich nach Abschreibungen in Höhe von 1.1 Mio. CHF, davon alleine 1.0 Mio. CHF auf die CabriO-Bahn, auf -1.1 Mio. CHF. Dies entspricht schliesslich auch dem Jahresverlust, da das Finanzergebnis bei der Stanserhorn-Bahn betragsmässig nicht von Relevanz ist.

In der Bilanz verändert sich das ausgewiesene Eigenkapital mit dem hohen Verlust des Geschäftsjahres 2020 auf 10.0 Mio. CHF von zuvor 11.1 Mio. CHF. Die Eigenkapitalquote ermässigt sich von 70% im Jahr 2019 auf zuletzt noch 65%.

Insgesamt ist die Gesellschaft aber solide finanziert und trotz des optisch sehr hohen Verlusts von mehr als 1 Mio. CHF nicht in ihrer Existenz gefährdet. Positiv zu erwähnen ist, dass die Gesellschaft per Jahresultimo 2020 über liquide Mittel von 2.4 Mio. CHF verfügte und einen im Jahr 2020 vorsorglich als Liquiditätsreserve bezogenen «COVID-19-Kredit» des Bundes über 500’000 CHF bis zum Jahresende nicht in Anspruch nehmen musste. (Quelle: Geschäftsbericht 2020, S. 6).

GV soll Umwandlung in Namenaktien beschliessen

Anlässlich der kommenden Generalversammlung vom 8. April 2021 (Einladung) steht neben den regulären Traktanden einer GV diesmal auch mit Blick auf die nochmals verschärften GAFI-Bestimmungen und das nahende Ende der Inhaberaktien (schweizeraktien.net vom 10. Juni 2020) eine generelle Statutenrevision auf der Agenda («Statuten 2021»). Im Kern geht es dabei vor allem um den gesetzlich vorgeschriebenen Wechsel von Inhaberaktien zu Namenaktien.

Dabei wählt die Stanserhorn-Bahn AG im Vergleich zu anderen Gesellschaften (schweizeraktien.net vom 16. Oktober 2020) einen aktionärsfreundlichen Weg, sollen doch die neuen Namenaktien künftig gemäss neuer Statuten (Artikel 4) als Bucheffekten ausgestaltet sein. Damit bleiben die Aktien der Stanserhorn-Bahn AG weiterhin ausserbörslich handelbar.

Weiterhin zwei Aktiengattungen, aber neu mit Vinkulierung

Zwei Besonderheiten gibt es dennoch: In den neuen Statuten ist in Artikel 7 eine sogenannte «Vinkulierung» der neuen Namenaktien vorgesehen. Dies bedeutet, dass Übertragungen von Stanserhorn-Aktien an neue Erwerber künftig der Genehmigung durch den Verwaltungsrat bedürfen. Der Verwaltungsrat kann die Zustimmung aus «wichtigen Gründen» verweigern, sofern in den Statuten genannte Gründe vorliegen. Mögliche Ablehnungsgründe, die eine Verweigerung der Eintragung begründen, können etwa ein Konkurrenzverhältnis des Erwerbers zur Gesellschaft oder ein möglicher Verlust der Selbständigkeit sein. Die Einführung einer Vinkulierungsbestimmung dient nach dem Begleittext zur Generalversammlung «dem erwünschten langfristigen Schutz der Stanserhorn-Bahn-Aktiengesellschaft»

Weiter soll es auch künftig – wie bisher – zwei Aktiengattungen geben. Die bisherigen Inhaberaktien zu einem Nominalwert von 10 CHF bzw. 250 CHF werden neu zu Namenaktien mit einem unveränderten Nominalwert.

Fazit

Das aktuelle Aktienkapital der Stanserhorn-Bahn AG in Höhe von 3.02 Mio. CHF bleibt auch nach Umstellung auf vinkulierte Namenaktien eingeteilt in zwei Aktienkategorien zu nominal 10 CHF (2’000 Aktien, «Gründeraktien») und nominal 250 CHF (12’000 Aktien). Die im Handel liquideren Aktien zu nominal 250 CHF werden ausserbörslich auf OTC-X zu Kursen um 1’420 CHF gesucht und zu 1’500 CHF angeboten. Zuletzt wechselten «grosse» Stanserhorn-Aktien am 1. März 2021 mit kleinsten Stückzahlen zu 1’500 CHF auf OTC-X den Besitzer.

Die Stanserhorn-Bahn schüttete bereits in der jüngeren Vergangenheit keine Bardividenden an ihre Aktionäre aus, was den Vergleich zu anderen Bahnen der Region (Pilatus, Rigi, Titlis) und darüber hinaus stets erschwert hatte.

Von den COVID-19-Auswirkungen wurde die Stanserhorn-Bahn mit einem historisch schlechten Ergebnis bei einem Jahresverlust von mehr als 1 Mio. CHF hart getroffen. Nicht nur aus Aktionärssicht ist zu hoffen, dass dieser hohe Verlust «Einmalcharakter» hat. Auf einer Bewertungsbasis von rund 18 Mio. CHF auf vereinheitlichter Nominalwert-Basis (250 CHF-Aktie) erscheint die Aktie mit Blick auf die anhaltend herausfordernde Branchensituation im Zentralschweizer Tourismus, die Ertragslage und fehlende Ausschüttungsperspektiven in einer isolierten Betrachtung heute als eher hoch bewertet. Aktionäre konnten bisher jedoch von einer branchenüblichen, attraktiven «Naturaldividende» profitieren, die auch für 2021 wieder ermöglicht wird. Unabhängig vom Nominalwert berechtigt der Aktienbesitz zum jährlichen Kauf von Aktionärsbillets zum ermässigten Preis von 5 CHF pro gehaltene Aktie gegen Abgabe des entsprechenden Coupons. Die Möglichkeit zum Bezug von Aktionärsbillets relativiert den optisch hohen Aktienpreis.

Die Aktien der sympathischen und innovativen Nidwaldner Bahngesellschaft eignen sich weiterhin in erster Linie für Anleger mit einem Bezug zum Kanton Nidwalden und der Region Luzern/Vierwaldstättersee.

Transparenzhinweis: Der Verfasser ist Aktionär der Stanserhorn-Bahn AG.    

 

Kommentar verfassen