schweizeraktien.net: Favoriten 2021 – März-Domino-Effekte

Klettertour der Favoriten setzt sich fort – Zwangsliquidationen bei Archego sorgen für neuerliche Verwerfungen

0
2406

Es ging weiter aufwärts mit den Aktien im März – so jedenfalls scheint es. S&P 500, SMI und DAX legten zu, doch der bisherige Leit-Index der Aktienhausse, der Nasdaq, strauchelte! Eine erste Folge des Renditeanstiegs bei den Bonds? Und was ist von dem erzwungenen De-Leveraging beim Hedge Fund Archego zu halten, dessen Hauptleidtragender die CS ist – wieder einmal?

Die Stimmung der Anleger bleibt gut – das Mantra der Marktteilnehmer lautet immer noch und immer wieder: Anlagenotstand! Aber genau dieser durch die Liquiditätsschwemme künstlich geschaffene Anlagenotstand bringt vermehrt seine eigenen Krisen hervor.

Unerwartete Konsequenzen der Greensill-Pleite

Ein aktuelles Beispiel ist die Greensill-Pleite. 2 Mrd. Euro kostet das Debakel bisher allein die deutsche Spareinlagensicherung. Doch die Städte und Gemeinden sind dadurch nicht abgesichert. Sie verlieren alles, rund 500 Mio. Euro. Und staatliche Körperschaften halten 220 Mrd. Euro im Markt für Sparprodukte. Ihre Ausfälle sind ebenfalls nicht abgesichert. Jetzt werden Mrd. an Euro von Privatbanken abgezogen. Entstanden ist die Krise vor allem, weil die Gebietskörperschaften Rücklagen bilden und für diese nach dem EZB-Regime Negativzinsen bezahlen müssen – daher gehen sie mehr Risiken ein, um überhaupt eine positive Rendite zu erwirtschaften, und das mit beträchtlichen volkswirtschaftlichen Folgen.

Zwangsliquidationen werfen lange Schatten

Ein weiteres Beispiel ist das Archego-Debakel, unter dem vor allem die CS zu leiden scheint. Der prominente Hedge Fund mit 10 Mrd. USD Kapital hatte Positionen in Höhe von 50 Mrd. USD, und das hauptsächlich in Contracts for Difference, bei denen nur die Differenz der zugrundeliegenden Kursentwicklung zwischen den Parteien gesettelt werden, eine Praxis, die für Institutionen in den USA nicht erlaubt ist. Aktien wie Viacom und Baidu verloren bei den Zwangsliquidationen bis zu einem Drittel. Die Prime Broker, die zuerst den Verkaufsknopf drückten, wie Goldman Sachs, verzeichneten nur „immaterielle“ Verluste, beim Spätkommer CS könnten es dagegen mehr als 2 Mrd. USD Verlust werden, die Dividende steht erneut in Frage. Das Risiko-Management hat offenkundig versagt. Die Verantwortlichen müssten eigentlich ihren Hut nehmen. Aber, wie der Volksmund sagt: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich gänzlich ungeniert.

Aktienkurs der CS während der letzten 5 Tage. Chart: money-net.ch
Notenbankpolitik und Fehlallokation

Auch in diesem Fall spielt die ultra-lockere Notenbankpolitik eine ursächliche Rolle beim Entstehen der Fehlallokationen. Ab einem gewissen Punkt wird QE und Tiefzinspolitik zum Nullsummenspiel, da offensichtlich Minotaurus-artige Finanz-Monster kreiert werden, die alles verschlingen können. Fast wie Schwarze Löcher, die aber letztlich das Universum im Gleichgewicht halten.

IPO von Deliveroo floppt

In dieses Bild passt, dass das lang erwartete IPO von Deliveroo in London desaströs verlief. Schon am unteren Ende der Preisspanne zugeteilt, stürzte die Aktie am ersten Handelstag um 30% und vernichtete 2 Mrd. GBP an Market Cap. Zahlreiche namhafte institutionelle Investoren verzichteten auf Zeichnung und Kauf vor allem wegen ESG-Bedenken.

Value-Research vs. Mode-Aktien

Auf der Favoritenliste von schweizeraktien.net 2021 finden sich jedoch keine „spekulativen“ oder „heissen“ oder übermässig „populären“ Schweizer Aktien, sondern eher übersehene und wenig analysierte Aktien. Das gilt insbesondere für die ausserbörslich gehandelten Aktien. Der Weleda-PS liegt zum Monatsende um 7,9% höher als am Jahresbeginn. Der Aufwärtstrend ist stetig, ebenso wie bei Plaston Holding. Die Aktie stieg im bisherigen Jahresverlauf um 11,8%. Und auch bei WWZ und Griesser Holding zeigt die Kurve nach oben. Unspektakulär, aber dafür nachhaltig. Und trotzdem liquide.

Kursverlauf der Aktie von Plaston seit anfangs Jahr. Chart: money-net.ch
Kursavancen bei Coltene und Swissquote

Bei den an der SIX gehandelten Aktien ist deutlich mehr Bewegung, auch hier ist der Trend der Favoriten ausschliesslich nach oben gerichtet. Der SMI legt im März um 3% und seit Jahresbeginn um 3,8% zu, etliche Aktien im marktbreiten Index liegen aber auch im Minus. Der beste Performer der Favoritenliste ist Swissquote. Die Aktie hat nun die 120-CHF-Hürde genommen und liegt seit Jahresanfang mit 42% vorne. Fast gleichauf liegt Coltene, die ebenfalls die 120-CHF-Marke überboten hat. Beide Aktien starteten das Jahr bei Kursen um 86 CHF.

Trendwende bei Barry Callebaut

Ypsomed setzte den Aufwärtstrend fort, Barry Callebaut zeigt eine Trendwende. Noch vor einem Monat war es die einzige Aktie auf der Favoritenliste mit einem negativen Vorzeichen. Doch im März wurden die -6,5% nicht nur ausgebügelt, sondern es zeigt sich nun ein kleines Plus, womit alle neun Aktien positiv performen.

Nach dem Taucher am 5. März gehts bei Logitech wieder aufwärts. Chart: money-net.ch
Logitech mit Einstiegsschance im März

Wie vor einem Monat geschrieben, hat der März günstigere Einstiegskurse bei Logitech gebracht. Zeitweilig erfasste der Ausverkauf von „stay-at-home“-Aktien Anfang des Monats auch Logitech, und die Aktie gab am 5. März bis auf 86 CHF nach. Dann jedoch setzte sich die Klettertour der Aktie fort. Für Logitech spricht die tiefe Bewertung mit einem für 2021 geschätzten KGV von 10 oder weniger. Umsatz- und Gewinnwachstum dürften sich beschleunigen, da die neuen Produkte wie Gaming- und Video-Conferencing-Equipment ein Vielfaches von Tastaturen oder Computermäusen kosten. Dazu kommt noch eine beeindruckende Reduzierung der Emissionen in den letzten zwei Jahren, wie die Handelszeitung vor kurzem ermittelt hat. Diese Entwicklungen dürften die Popularität der Aktie wohl spürbar steigern. Die Performance könnte sogar die kühnsten Prognosen übersteigen, weil die meisten Marktteilnehmer die Kursfantasie durch die doppelte Transformation zum Innovations- und ESG-Leader noch nicht erkennen.

Jahresultimo 2020 31.03. Performance
Swissquote 85.90 122.00 42.00%
Barry Callebaut 2 104 2 136 1.50%
Coltene 86 120.80 40.50%
Ypsomed 148.20 158.60 7.00%
Logitech 97.02 99.14 2.20%
WWZ 13 825 14 000 1.30%
Plaston Holding 4 560 5 100 11.80%
Griesser Holding 900 950 5.30%
Weleda N-PS 4  610 4 975 7.90%
Bei Logitech erfolgte die Aufnahme in die Liste am 1. März.

Kommentar verfassen