Im Jahr 2017 fiel bei der WWZ Gruppe der Startschuss für den Energieverbund Circulago. Mit Wärme und Kälte aus dem Zugersee wollte das Versorgungsunternehmen Teile der Stadt Zug versorgen. Mittlerweile konnten Teile des Projekts in Betrieb genommen und erste Liegenschaften angeschlossen werden. Im Geschäftsjahr 2020 tragen die Investitionen weitere Früchte. Der Bereich Wärme und Kälte steuerte 4.6 Mio. CHF (+24,3%) zum Umsatz der WWZ Gruppe bei.
Insgesamt erzielte das Unternehmen 2020 Nettoerlöse von 227.6 Mio. CHF und konnte das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA sogar leicht auf 89.5 Mio. CHF steigern. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von 39.0 Mio. CHF (-19,1%), was auf ein niedrigeres Finanzergebnis und den Wegfall eines positiven Einmaleffektes aus dem Vorjahr zurückzuführen ist. Die Dividende soll bei 330 CHF Aktie verbleiben.
Umsatz im Strombereich legt um 5,2% zu
Obwohl der Stromabsatz in Kilowattstunden in 2020 vor allem durch rückläufige Verkäufe an Gewerbe- und Industriekunden um 7,8% auf 700 Mio. kWh gesunken ist, gelang es WWZ, den Umsatz in diesem Geschäftsbereich um 5,2% auf 98.5 Mio. CHF zu steigern. Andreas Widmer, CEO der Gruppe, führt diese positive Entwicklung vor allem auf den erhöhten Verbrauch in den privaten Haushalten zurück, die während des Lockdowns mehr Strom verbraucht haben.
Gas- und Telekombereich rückläufig
Rückläufig war hingegen der Umsatz beim Erd- und Biogas sowie in der Telekomsparte. In der Telekomsparte ging der Umsatz um 6,6% auf 75.6 Mio. CHF zurück. Grund dafür war die branchenweite Konsolidierung bei den Grundanschlüssen, während das Mobile-Geschäfts zulegen konnte. Die Verkäufe von Erd- und Biogas fielen um 8,8% auf 31.1 Mio. CHF, was auf die geringere industrielle Nachfrage als Folge des Lockdowns zurückzuführen ist.
Hingegen wiesen Wasser mit 10.9 Mio. CHF (+2,8%) sowie die Umsätze aus der Energieerzeugung (KEV) und der Tochterfirma Heizungsmacher, die auf Wärmepumpen spezialisiert ist, mit 6.9 Mio. CHF (+32,7%) positive Steigerungsraten aus.
Fortschritte in der Elektromobilität
Fortschritte wurden auch in der Elektromobilität verzeichnet, wo WWZ 2020 weitere Mehrfamilien- und Gewerbeliegenschaften mit E-Ladelösungen ausrüsten konnte. Die Anzahl der von WWZ betriebenen Ladepunkte stieg auf 365 (Vorjahr 221), die Anzahl der Ladepunkte am WWZ-Netz auf 842 (548).
Höhere Abschreibungen belasten
Die Nettoinvestitionen in den Unterhalt der Infrastruktur sowie den Ausbau der Fernwärme- und Telekomnetze erreichten wiederum hohe 87 Mio. CHF. Dies führte auch zu höheren ordentlichen Abschreibungen, sodass das EBIT mit 37.4 Mio. CHF um 10,8% unter dem Vorjahreswert lag. Mit 4.7 Mio. CHF fiel der Finanzertrag aus Wertschriftenanlagen zwar positiv aus, verfehlte aber das gute Vorjahresergebnis um rund ein Viertel.
Planmässiger Start ins 2021
Ins laufende Geschäftsjahr ist WWZ nach Angaben von CFO Andreas Ronchetti planmässig gestartet. Die kühle Witterung habe die negativen Effekte des Shutdowns von Anfang Jahr kompensiert. Das Telekomgeschäft verzeichne weiterhin eine gute Nachfrage nach interaktivem TV und Mobile-Abos. Andreas Ronchetti wies allerdings auch darauf hin, dass das Investitionsvolumen, die Betriebskosten und Abschreibungen hoch bleiben würden. «Der Übergang von fossilem Erdgas auf erneuerbare Fernwärme und der Aufbau weiterer Wachstumsfelder werden die Erfolgsrechnung vorübergehend belasten», so Ronchetti.
An der Generalversammlung vom 6. Mai, die unter Ausschluss der Aktionäre stattfinden wird, soll auch ein Aktiensplit von 1:10 beschlossen werden. Damit möchte der WWZ-Verwaltungsrat den «Wert liquider und so besser handelbar und einer breiteren Bevölkerung zugänglich machen». Der Schritt unterstreiche das Selbstverständnis von WWZ als regional verankerte Publikumsgesellschaft, liess das Unternehmen verlauten.
Fazit
Die WWZ Gruppe hat das Corona-Jahr relativ gut meistern und den Ausbau der Zukunftsprojekte weiter vorantreiben können. Dies ist allerdings auch notwendig, da es mit dem klassischen Geschäft immer schwieriger wird, Wachstum zu generieren. Dies zeigt sich besonders im Telekombereich, wo WWZ nur noch im Mobile-Geschäft wachsen konnte. Umso wichtiger wird das Fernwärme- und Kältegeschäft. Hier rechnet WWZ im Endausbau mit einem Umsatzvolumen von 30 bis 40 Mio. CHF, das eines Tages die rückläufigen Umsätze aus dem Gasgeschäft mehr als kompensieren soll.
Angesichts einer Eigenkapitalquote von 86,6% und einem Nettofinanzguthaben von rund 122 Mio. CHF per Ende 2020 kann die WWZ Gruppe diese und andere Zukunftsinvestitionen problemlos aus eigener Kraft stemmen. Nach Abschluss der intensiven Investitionsphase ist auch mit einer schrittweisen Erhöhung der Dividende zu rechnen. Bis dahin müssen sich de Aktionäre wohl mit den 330 CHF zufriedengeben, die derzeit ausgeschüttet werden. Bei einem Aktienkurs von 14’000 CHF, der zuletzt auf OTC-X für eine Aktie bezahlt wurde, beträgt die Dividendenrendite knapp 2,4%. Dies ist zwar nicht üppig, jedoch in Zeiten von Negativzinsen attraktiv.
Mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von knapp 18 erscheinen die Aktien auf den ersten Blick als nicht sehr günstig. Hier belasten die höheren Abschreibungen, welche u.a. auf den Ausbau des Energieverbunds zurückzuführen sind, die Erfolgsrechnung. Hingegen zeugt das Verhältnis vom Kurs zum Buchwert von 17’738 CHF von einer günstigen Bewertung. Die Aktie der WWZ eignet sich daher vor allem für langfristig orientierte Anleger, die keine raschen Kursgewinne erwarten. Nach dem Aktiensplit könnte der Kurs allerdings etwas unter Druck geraten, da mit Teilverkäufen zu rechnen ist. Kursrücksetzer könnten dann gut zum Einstieg genutzt werden.