Immer wieder schränken neue Gesetze und Vorschriften unsere (unternehmerische) Freiheit ein. Für Unternehmen bedeutet dies meist mehr Bürokratie. So unerfreulich diese neu geschaffenen Regeln sind, so begründet scheinen sie oftmals zu sein. Die Ursache für neue Vorschriften ist oft im Fehlverhalten und bei mangelnder Eigenverantwortung zu suchen.
Dass diese Verfehlungen kein Ende nehmen, zeigen immer wieder neue Skandale. Gerade privatwirtschaftlich organisierte Unternehmen wie die Grossbanken sorgen regelmässig für Negativ-Schlagzeilen. Jüngstes Beispiel sind die Skandale um die Credit Suisse. Trotz interner Kontrollen und eines (scheinbar) professionellen Risikomanagements entstanden Milliardenverluste für die Bank und ihre Kunden. Auch dürfte die Reputation des Finanzinstituts selber und sogar des Finanzplatzes darunter leiden. Es würde daher nicht überraschen, wenn die Folgen der Greensill-Pleite und des Skandals um den Hedgefonds Archegos zu neuer Regulation führen würden. Denn nicht nur die Aktionäre werden mittels Dividendenverzicht und Kursverlusten für den Skandal bezahlen. Auch der Staat muss sich wegen der hohen Verluste auf geringere Steuereinnahmen einstellen.
Dass allerdings auch halbstaatliche Unternehmen nicht vor Exzessen gefeit sind, zeigt das Transportunternehmen BLS. Neben den Folgen der Corona-Krise müssen die Berner nun auch weitere Folgen der Subventionsaffäre sowie mangelhafter interner Prozesse schultern und rufen nach Bundesgeldern. Immerhin stellt sich der neue Verwaltungsratspräsident öffentlich hin, entschuldigt sich für das Fehlverhalten und gelobt Besserung. Bis die Ursachen für das Fehlverhalten restlos aufgearbeitet sind, dürfte es allerdings noch eine Weile dauern. Am Ende muss auch hier der Staat wieder in die Bresche springen, wenn er für die Abgeltungen im öffentlichen Verkehr mehr bezahlen muss.
Und wenn wir beim Thema Exzesse sind: bei der UBS wurde vor wenigen Tagen an der GV die variable Vergütung von 85 Mio. CHF im Corona-Jahr 2020 für die Geschäftsleitung diskussionslos durchgewunken. Nach 55 Minuten war die UBS-GV bereits zu Ende.
Es gibt allerdings auch private Unternehmen, die verantwortungsvoll handeln. Dazu gehört die Softwarefirma Abacus. Sie hat im ersten Lockdown vorsorglich Kurzarbeitsentschädigung beantragt, diese später wieder zurückgezahlt, weil sich die Geschäfte besser als erwartet entwickelten. Die liberale NZZ empfiehlt dieses Verhalten sogar zur Nachahmung. Hoffen wir, dass sich das liberale Blatt den Tipp aus seiner Redaktion zu eigen macht. Schliesslich hat die NZZ Mediengruppe für 2020 Kurzarbeitsentschädigung in Höhe von 1.6 Mio. CHF sowie weitere staatliche Gelder erhalten und konnte den Gewinn auf Stufe EBIT steigern. Überlebensnotwendig ist die Kurzarbeitsentschädigung für das Medienunternehmen jedenfalls nicht.
In der kommenden Woche publizieren wir ein Interview mit Repower-CEO Roland Leuenberger. Es warten auch weitere Geschäftszahlen von ausserbörslich gehandelten Firmen auf uns. Wie das Beispiel Griesser Holding zeigt, gibt es hier trotz der Corona-Krise positive Überraschungen.
Auch wenn es derzeit nicht danach aussieht, so hoffen wir vom schweizeraktien.net-Team bis zum Sommer auf eine Rückkehr zur Normalität. Denn wir planen für den 8. Juni 2021 unseren Branchentalk Banken als Präsenzanlass. Bis dahin führen wir einen Teil der Referate mit dem Schwerpunkt auf «Digitale Vermögenswerte» online auf Zoom durch. Der erste Zoom-Talk findet bereits am 15. April 2021 statt. Wir würden uns freuen, wenn Sie dabei sind.
Viel Vergnügen bei der Lektüre und guten Start in die Woche.
Aktuelle Artikel vom schweizeraktien.net-Team
schweizeraktien.net: Favoriten 2021 – März-Domino-Effekte
Die Favoriten von schweizeraktien.net weisen seit Jahresbeginn alle eine positive Performance auf. Spitzenreiter sind unter den börsenkotierten Valoren die Aktien von Swissquote mit einem Plus von 42%. Bei den Nichtkotierten sticht der Titel von Plaston mit einer Performance von 11.8% hervor.
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Patrik Jäger, IFS: «Alle unsere Zykliker konnten sich im letzten Jahr verdoppeln»
Im Gespräch mit unserem Autor Tobias Wolff erläutert der Fondsmanager Patrik Jäger, welche Auswirkungen die Pandemie auf sein Portfolio kleiner und mittelgrosser Schweizer Unternehmen hat. Und er nennt die Gründe, warum er die Aktien von Peach Property Group, Sonova Gruppe und Logitech hält, während er die Position Partners Group verkleinern musste.
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Griesser Holding AG: deutsche Tochter Weinor glänzt 2020 und lässt Aktionäre strahlen
Ein starkes Ergebnis trotz Corona-Zeiten kann der Storenhersteller Griesser Holding für 2020 vorweisen. Am Erfolg ist die deutsche Tochtergesellschaft Weinor, an der die Griesser Holding 76.5% hält, massgeblich beteiligt. Weinor profitierte 2020 vom sogenannten «Cocooning-Trend»…
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WWZ: Investitionen in Fernwärmeprojekte beginnen sich auszuzahlen
Rund 100 Mio. CHF investiert der Zuger Versorger WWZ in den Bau eines Energieverbunds. Ziel ist es, das Angebot von CO2-neutraler Energie auszubauen und vor allem Gas zu kompensieren. Im Geschäftsjahr 2020 zeigt diese Strategie erste Erfolge.
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Neue Zürcher Zeitung: Wasser predigen, Wein trinken – die Doppelmoral der «alten Tante»
Dank staatlicher Unterstützung konnte die AG für die Neue Zürcher Zeitung im Corona-Jahr 2020 sogar den operativen Gewinn erhöhen. Staatliche Entlastungsmassnahen, die als Nothilfe in einer Krisensituation gedacht waren, stärken nun die Bilanz des ohnehin finanziell sehr soliden Medienunternehmens. Passt das zur freisinnigen, liberalen Grundhaltung der NZZ? Nein, meint unser Autor Tobias Wolff in seinem Beitrag.
Branchentalk Banken: Digitale Vermögenswerte im Fokus
In unserem diesjährigen Branchentalk Banken – für den Juni 2021 geplant – widmen wir uns Digitalen Vermögenswerten. Die «Tokenisierung» von «Assets» aller Art schreitet voran und wird das Finanzwesen stark beeinflussen…
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Was uns im Netz sonst noch aufgefallen ist…
David Folkerts-Landau: «Diese Politik wirkt wie eine Droge»
Der deutsche Ökonom David Folkerts-Landau, seit 2012 Chef-Volkswirt der Deutschen Bank und nach Medieninformationen selbst zu den 500 reichsten Deutschen gehörend, warnt in finews.ch davor, dass die globale Zentralbankenpolitik «mit grosser Wahrscheinlichkeit zusammen mit der Überwindung der globalen Pandemie zu euphorischen Übertreibungen an den Märkten ähnlich wie in den 1920er Jahren, den «Roaring Twenties», führen wird» – und nach 2022 mit steigenden Zinsen ein Platzen der Spekulationsblase droht…
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Archegos-Debakel: Lag das Problem wirklich im CS-Riskmanagement?
finews.ch geht der Frage nach, inwieweit das CS-Problem rund um Archegos am Risk-Management lag oder ob nicht vielmehr Interessenkonflikte zwischen Investmentbank und Vermögensverwaltung sowie Fehler im Handel zum Milliardenverlust geführt haben…
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Hedge-Fund Archegos: Credit Suisse soll US-Senat antworten
Der Bankenausschuss des US-Senats will von der Schweizer Grossbank und einer Reihe anderer Banken wissen, wie es zur Implosion des Hedge-Fund Archegos kommen konnte. Bei Greensill könnte Betrug im Spiel sein. Es steht auch die Frage einer «strengeren Regulierung» im Raum, wie nzz.ch berichtet (Log-In notwendig).
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50 Millionen Franken im Minus – Kriselnde BLS ruft nach Bundeshilfe
Für die BLS war auch 2020 ein weiteres «Jahr zum Vergessen». Nach der Subventionsaffäre des Vorjahres wurde das ÖV-Unternehmen von der Corona-Krise und anderen Problemen durchgeschüttelt. Auch haben die «Fehler» bei den Subventionsbezügen das Unternehmen nochmals eingeholt in Form von Strafzinsen in Höhe von fast 10 Mio. CHF. Am Ende stand 2020 ein Verlust von über 50 Mio. CHF – und der laute Ruf nach Staatshilfe, wie bazonline.ch berichtet.
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BLS-Präsident Ueli Dietiker – «Es tut uns leid»
Der neue BLS-Verwaltungsratspräsident erklärt im Gespräch mit der Berner Zeitung, wie er den lauten Ruf nach Staatshilfe nach der Affäre um zu hohe Subventionsbezüge rechtfertigt…
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Abacus zahlt Kurzarbeitsentschädigung freiwillig zurück
Die Ostschweizer Softwarefirma Abacus hat freiwillig ihre Kurzarbeitsentschädigung zurückgezahlt. Die NZZ empfiehlt dies zur Nachahmung, hat selbst aber ebenfalls Kurzarbeitsentschädigung bezogen. (Log-In notwendig)
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Bilanz der Skisaison – Bergbahnen machen Verluste – und andere Alpenländer sind neidisch
In vielen Schweizer Skigebieten ist der Umsatz weniger stark eingebrochen als befürchtet. Bei den Regionen gibt es einen klaren und überraschenden Pandemie-Gewinner, wie derbund.ch berichtet.
UBS-GV in Rekordtempo durch
Nach nur 55 Minuten war die diesjährige UBS-GV unter «Covid-19-Bedingungen» schon vorbei, wie pilatustoday.ch berichtet. Rekord!
Naturgemäss waren die hohen Löhne und Boni der UBS-Bankmanager ohne physische Präsenz der Aktionäre kein Thema und alles wurde diskussionslos durchgewunken, so auch die variable Vergütung der Geschäftsleitung für das letzte (Corona-)Jahr in Höhe von 85.0 Mio CHF sowie die maximale fixe Vergütung von 33.0 Mio. CHF für die Geschäftsleitung im kommenden Jahr 2022…