Die Geschichte der Brauerei Oerlikon ist noch kurz, denn die Anfänge gehen auf das Jahr 2015 zurück. Damals wurde in einer Zürcher Privatküche ein erstes Bier gebraut. Ein Jahr später überflutete ein Biersud den ersten Stock der Wohnung, was das Gründerteam schlussendlich zur Einsicht brachte, die Aktivitäten in externe Räumlichkeiten zu verlegen. Kurzerhand quartierten sie die Brauerei an die Schärenmoosstrasse in Oerlikon in unmittelbarer Nähe der Schweizer Fernsehstudios um. Im Jahr 2020 wurde eine Aktiengesellschaft gegründet, um anstehende Investitionen finanzieren zu können. Mittlerweile umfasst das Aktionariat über 450 Personen, welche grösstenteils aus der Region stammen. Bei sämtlichen Aktivitäten der Brauerei Oerlikon steht auch die Nachhaltigkeit im Vordergrund, die für die Gründer kein blosses Lippenbekenntnis ist.
Kreative Biersorten überwiegend in Bio-Qualität erhältlich
Gestartet ist die Brauerei Oerlikon mit dem «Oerlik-Öhlsch», welches nach Kölner Brauart gebraut wird. Inzwischen ist das Sortiment um sechs Spezialbiere angewachsen. Daneben werden immer wieder Sondereditionen lanciert, welche nur in kleinen Mengen von Hand gebraut und als Monatsbiere verkauft werden.
Bei allen Biersorten versucht die Brauerei Oerlikon, Bio-Zutaten zu verwenden. Dies ist aber nicht immer möglich. Als Beispiel führt Verwaltungsrat Fabian Wegmüller die Herausforderungen beim Einkauf von Hopfen aus: «Beim New England IPA wird die verwendete Hopfensorte in Neuseeland angebaut und ist aufgrund schlechter Erntejahre nur schwer in Bio-Qualität erhältlich. Beim Malz ist Bio-Qualität problemlos zu beschaffen und stammt grösstenteils aus Deutschland.»
Reduktion von Food Waste durch Zusammenarbeit mit ÄSS-Bar
In Zusammenarbeit mit der ÄSS-Bar hat die Brauerei Oerlikon das Alt-ÄSS-Brot entwickelt. Bei diesem Bier wird 15% getrocknetes Brot als Malzersatz verwendet. Dabei stammt das Brot von der ÄSS-Bar und trägt dabei zur Reduzierung von Brotabfällen bei. Ausserdem wird der Treber, ein Abfallprodukt der Bierherstellung, an Schweine des Bio-Waidhofs in Seebach verfüttert. Die werden später vom Fleischveredler Mikas zum «Stadtjägerli» verarbeitet, welches auch bei der Brauerei Oerlikon verkauft wird.
Auslieferung der Biere mit dem Lastenvelo
Anders als bei anderen Nahrungsmittelherstellern ist Nachhaltigkeit bei der Brauerei Oerlikon nicht nur ein Marketinginstrument, sondern tief im Unternehmen verwurzelt. Dies zeigt sich spätestens bei der Auslieferung der Biere. Diese werden im Raum Zürich mit dem Lastenvelo ausgeliefert. Das Unternehmen nimmt bei der Nachhaltigkeit auch wirtschaftliche Nachteile in Kauf. Die Brauerei Oerlikon verwendet Mehrwegflaschen, welche im Kanton Zürich gewaschen werden. Dies ist teurer als der Kauf von neuen Flaschen. Fabian Wegmüller sieht aber auch bei der Brauerei Oerlikon noch Potenzial für Nachhaltigkeitsthemen. So führt er selbstkritisch aus: «Zurzeit verwenden wir die Abwärme des Brauprozesses nicht. Dies soll sich in zwei bis drei Jahren jedoch ändern. Dann wird die Brauerei Oerlikon voraussichtlich in andere Räumlichkeiten umziehen.»
Bierausstoss von 480 bis 600 Hektolitern im 2021 angestrebt
Im Geschäftsjahr 2020 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 180’000 CHF. Mit der neuen Brauanlage, welche im Herbst 2020 in Betrieb genommen wurde, rechnet die Brauerei Oerlikon mit einem Bierausstoss von 480 bis 600 Hektolitern pro Jahr. Damit gehört die Brauerei Oerlikon weiterhin zu den Kleinbrauereien in der Schweiz. Durch die neue Brauanlage erhofft sich das Unternehmen eine Verdoppelung des Umsatzes. Das Erreichen dieses Ziels hängt aber massgeblich vom weiteren Pandemieverlauf ab. Neben dem direkten Verkauf über die Rampe beliefert die Brauerei Oerlikon auch Bars, Läden und Getränkehändler. Dabei ist der Getränkehandel mit rund 30% der wichtigste Vertriebskanal. Durch die behördlich geschlossenen Bars ist das Unternehmen auch stark von der Pandemie betroffen. Fabian Wegmüller äussert sich zum Einfluss der Pandemie wie folgt: «Die Brauerei Oerlikon hat das Glück, auf treue Kunden zählen zu können, sodass ein Teil des wegfallenden Umsatzes durch den Verkauf über die Rampe kompensiert werden kann. So sind wir angesichts der Umstände mit dem aktuellen Geschäftsverlauf dennoch mehrheitlich zufrieden.»
Erfolgreiche Durchführung der digitalen Generalversammlung über Plattform von daura
Auf der Lohnliste der Brauerei Oerlikon stehen lediglich 3 Mitarbeiter (1.6 Vollzeitstellen). So überrascht es auch nicht, dass im Unternehmen viel ehrenamtliche Arbeit geleistet wird. Diese wird sowohl von der Unternehmensführung als auch von Helfern erbracht. Beispielsweise wird sie wöchentlich von einem «Rentnertrupp» unterstützt. Durch die sehr schlanke Unternehmensstruktur ist die Brauerei Oerlikon auch in der Administration auf effiziente Prozesse angewiesen. Deshalb hat sie sich dazu entschieden, die Aktien auf der Plattform von daura zu tokenisieren und das Aktienbuch auf der Blockchain-Technologie automatisch zu führen. Die Generalversammlung, welche normalerweise in ein Fest eingebettet wird, musste aufgrund des Veranstaltungsverbotes digital durchgeführt werden. Dabei konnte die Brauerei Oerlikon auf die Technologie von daura zurückgreifen. Fabian Wegmüller äussert sich positiv zur Zusammenarbeit mit daura: «Die effiziente Abwicklung der administrativen Tätigkeiten im Vorfeld der Generalversammlung und die einfache Handhabung des Abstimmungsprozesses haben die Unternehmensführung und Aktionäre überzeugt. Deshalb möchte die Brauerei Oerlikon die Technologie von daura auch für künftige Generalversammlungen einsetzen, welche dann hoffentlich wieder als grosses Fest stattfinden können.»
Kapitalerhöhung zu Beginn des Jahres
Anfang 2021 führte die Brauerei Oerlikon eine Kapitalerhöhung durch. Daraus hält sie noch wenige Aktien im Eigenbestand, welche sie gerne im Publikum platzieren möchte. Die Namenaktien mit einem Nennwert von 1‘000 CHF werden für 1‘050 CHF verkauft. Ein aktiver Handel besteht für die Aktien der Brauerei Oerlikon nicht. Allerdings berechnet das Unternehmen mit dem Jahresabschluss jeweils den inneren Wert der Aktien und kauft eigene Titel zurück, sofern dies die Liquidität zulässt. Für die Beteiligung am Unternehmen sollten nicht finanzielle Aspekte im Vordergrund stehen. Vielmehr sollten sich die neuen Aktionäre mit der nachhaltigen Ausrichtung des Unternehmens identifizieren können und vor allem Liebhaber von hochwertigen handgebrauten Bieren sein.