Im Jahresabschluss der Bad Schinznach-Gruppe hat die Corona-Pandemie deutliche Spuren hinterlassen. Die Logiernächte im Kurhotel im Park gingen um 3.3% zurück, die Pflegetage in der Privat Klinik im Park (- 9,0%) und der psychiatrischen Klinik Meissenberg in Zug (- 6,7%) ebenso. Besonders stark haben die Eintritte in den zwei Thermalbädern in Schinznach unter den behördlich verordneten Schliessungen mit einem Minus von 36,7% gelitten. Einzig beim Golf lief es gut: Die Frequenzen lagen gegenüber dem Vorjahr mit knapp 7% im Plus. Die Umsätze im Klink- und Hotelbereich fielen 2020 daher um 6,1% auf 36.1 Mio. CHF. Bei den Bäderbetrieben war der Rückgang mit 32,5% auf 7.1 Mio. CHF noch markanter.
Insgesamt fielen die Nettoerlöse der Bad-Schinznach-Gruppe in 2020 um 11,3% auf 46.4 Mio. CHF. Unter dem Strich resultierte ein negatives Betriebsergebnis und ein Verlust von 2.5 Mio. CHF. Die Aktionäre müssen für 2020 auf eine Dividende verzichten.
Thermalbäder leiden am stärksten unter der Krise
Verwaltungsratspräsident Hans-Rudolf Wyss kann der Situation dennoch etwas Positives abgewinnen: «Als wir die Bäder im Sommer 2020 wieder öffnen durften, waren die Gäste sofort wieder da», erinnert er sich. Positiv gestaltet sich auch die Buchungssituation in den Hotels. Gerade während des zweiten Lockdowns im Frühjahr 2021 erreichte die Auslastung mehr als 80%. Dennoch macht die Pandemie und deren Auswirkungen dem Klink- und Bäderbetreiber zu schaffen. «Die grosse Unsicherheit wirkt sich extrem auf das Gästeverhalten aus», stellt Daniel Bieri, CEO der Gruppe, fest. Schon wenige Tage, nachdem die Infektionszahlen zu Beginn der zweiten Welle im Herbst anstiegen, seien auch die Eintritte in den zwei Thermalbädern «Aquarena fun» und «Thermi spa» eingebrochen. Ebenso gebe es Patienten, die ihre Wahloperationen wegen Corona aufschieben mussten oder von selber vorerst auf einen Eingriff verzichtet haben, da sie sich während der aktuellen Lage nicht in ein Spital begeben wollen.
Investitionsstopp und weitere Massnahmen
Der Bad-Schinznach-Gruppe blieb daher 2020 nichts anderes übrig, als mit einer Vielzahl an Massnahmen auf die Situation zu reagieren. So wurde ein Investitionsstopp erlassen, mit den Banken ein Amortisationsverzicht ausgehandelt und die Dividenden zur Sicherung der Liquidität halbiert. Oberstes Ziel sei es gewesen, die Liquidität sicherzustellen. Diese sei auch dank der Kooperation mit den Hausbanken jederzeit gewährleistet gewesen. Mit Ausnahme von Kurzarbeitsentschädigungen, die bei 760’000 CHF lagen, musste die Bad Schinznach AG 2020 keine staatlichen Hilfsgelder in Anspruch nehmen. Die Investitionen in die Erneuerung des Kurhotels im Park in Höhe von 15 bis 20 Mio. CHF seien nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Dass die Gesellschaft an dem Projekt festhält, unterstreicht sie mit der Freigabe von 300’000 CHF für die Planungsarbeiten in diesem Frühjahr.
EBITDA bleibt mit 4.6 Mio. CHF positiv
Dank dieser frühzeitig ergriffenen Massnahmen gelang es, noch einen positiven Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) von 4.6 Mio. CHF zu erzielen. Allerdings entschied sich der Verwaltungsrat, die Abschreibungen mit 6.2. Mio. CHF auf dem Niveau der Vorjahre zu halten. Daher resultierten unter dem Strich ein negatives Betriebsergebnis und ein Jahresverlust von 2.5 Mio. CHF.
Für das laufenden Geschäftsjahr ist Hans-Rudolf Wyss zuversichtlich. Ziel sei es, die Zahlen von 2019 wieder zu erreichen. Der Januar und der Februar seien eine «Katastrophe» gewesen. Seit März hat der Aussenbereich des «Aquarena fun» wieder geöffnet, und die Besucher kommen wieder zurück. Auch Familien gehören wieder vermehrt zu den Badegästen. Im April könnte es sogar möglich sein, das Budget auf Stufe Betriebsergebnis zu erreichen. Solange die Innenbereiche der Bäder geschlossen sind, bleiben auch die Kosten tief.
Im kommenden Jahr feiert die Bad Schinznach AG ihr 100-jähriges Jubiläum. «Das schönste Geschenk wäre für die Aktionäre, wenn wir wieder eine Dividende wie 2019 ausschütten können». Ob es zudem grosse Feierlichkeiten gibt, hänge von der Lage rund um die Pandemie ab, so Wyss.
Fazit
Erwartungsgemäss hat die Pandemie die Bad Schinznach AG im letzten Jahr hart getroffen. Insbesondere der Bäderbereich musste empfindliche Einbussen hinnehmen, welche auch durch Kurzarbeitsentschädigungen nicht kompensiert werden konnten. Im Hotel- und Klinikbereich hat die Gruppe weniger stark gelitten. Insgesamt zeigt sich, dass sich durch die Erlösdiversifikation in Bäder, Hotels und Kliniken sowie Immobilien auch Krisenzeiten gut überstehen lassen. Zugute kamen der Bad Schinznach AG in 2020 zudem nachträgliche Zahlungen der Krankenkassen und Kantone in Höhe von 706’000 CHF, die nach der Genehmigung eines neuen Tarifvertrages nachfakturiert werden konnten.
Angesichts des negativen Jahresergebnisses und des Dividendenausfalls ist eine Einschätzung der Bad-Schinznach-Aktie zum jetzigen Zeitpunkt schwierig. Hinzu kommt die pandemiebedingten Unsicherheiten, welche das Jahresergebnis 2021 noch beeinflussen werden. Zuletzt wurden auf OTC-X 2’000 CHF für eine Aktie der Bad Schinznach AG gezahlt. Der Buchwert per Ende 2020 lag bei 1’595 CHF; die Eigenkapitalquote betrug 41,6%. Angesichts des grossen Immobilienbesitzes der Gesellschaft sowie weiterer Immobilienprojekte, die nach dem Ende der Pandemie zur Umsetzung kommen könnten, dürfte der Substanzwert weit über dem Buchwert liegen. Daher ist der aktuelle Aktienkurs sicherlich nicht überzogen. Allerdings müssen Investoren auch hier Geduld mitbringen, bis höhere Kurse wieder möglich sind und die Dividendenzahlung wieder aufgenommen wird.