Das Muster ist immer ähnlich: Stösst eine Wachstumsaktie in neue Bewertungsdimensionen vor, machen sich Leerverkäufer auf die Suche nach Flecken auf der scheinbar weissen Weste des Börsenüberfliegers. Dann werden die Erkenntnisse, wobei es sich oft um Gerüchte oder Halbwahrheiten handelt, mit medialer Unterstützung in den Umlauf gebracht. Schliesslich fällt der Kurs, die zuvor ausgeliehenen und leer verkauften Aktien werden günstiger zurückgekauft, und die kurzfristig orientierten «Shortseller» machen Kasse. Längerfristig denkende Investoren hingegen bleiben – zumindest kurzfristig – auf den Kursverlusten sitzen.
In der letzten Woche ist genau dies wieder mit der Aktie von Zur Rose passiert. Nach einem Bericht der deutschen Online-Publikation Apotheke Adhoc, dass sich die auf Juli 2021 bzw. Januar 2022 geplante Einführung des für die Versandapotheken wichtigen e-Rezepts verzögern könnte, rasselte der Aktienkurs von Zur Rose in den Keller. Denn die Online-Apotheken haben in ihren Businessplänen, ebenso wie die Analysten der Banken, die höheren Umsätze aus den Verkäufen über das e-Rezept schon längst einkalkuliert. Wenn sich nun diese Verkäufe nicht wie prognostiziert einstellen oder es bei der Einführung zu Verzögerungen kommt, revidieren die Analysten oft ihre Prognosemodelle und kassieren ihre hohen Kursziele ein. Die Leerverkäufer haben diese Rechnung offenbar bereits gemacht und den Kurs Richtung Süden geschickt. Mit einem Anteil von zuletzt 14,4% ausgeliehenen Aktien gehört die Zur-Rose-Aktie – allerdings schon länger – zu den am meisten leer verkauften Aktien des hiesigen Kurszettels. Dass eine verzögerte, flächendeckende e-Rezept-Einführung auf lange Sicht nichts am grundsätzlichen e-Rezept-Potenzial ändert, spielt dabei zumindest auf kurze Sicht keine Rolle. Jede Unsicherheit bringt Kursverluste – und von Unsicherheit leben «Shortseller».
Die Informationen über die Leerverkäufe stammen allerdings nicht von der Schweizer Börse selbst, sondern vom Informationsanbieter IHS Markit. Die SIX selbst erhebt und publiziert keine Informationen zu den gedeckten Leerverkäufen. Ungedeckte Leerverkäufe sind in der Schweiz ohnehin verboten. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn es von offizieller Stelle regelmässige Informationen zu den ausgeliehenen Aktien geben würde, damit alle Marktteilnehmer über die gleichen Informationen verfügen.
Im ausserbörslichen Markt gibt es keine Möglichkeit, Aktien leer zu verkaufen. Dies zeigt sich möglicherweise auch in den stabilen Kursen der Tourismus- und Freizeitaktien. Für die Klinik- und Bäderbetreiber war 2020 jedenfalls ein Schreckensjahr. Trotz der jüngsten Öffnungsschritte ist die Visibilität für 2021 immer noch recht gering. Dies trifft auch weiterhin auf die Bergbahnen zu. Touristen aus Übersee werden auch diesen Sommer weniger bis gar nicht in die Schweiz reisen. Und ob die Schweizer ein zweites Jahr in Folge zuhause bleiben und ihr Land entdecken, hängt sicherlich von möglichen Auslandreisen ab.
Im Januar 2021 berichteten wir auf schweizeraktien.net vom innovativen Projekt «Cargo sous terrain». Auch dort gibt es interessante Neuigkeiten zur Aktionärsstruktur und zu einzelnen Initiativen, wie in den letzten Tagen in den Medien zu lesen war.
Abschliessend möchten wir noch den Blick auf ein Thema lenken, das für Investoren angesichts der Hausse an den Finanzmärkten in den Hintergrund gerückt ist: die Schere zwischen Arm und Reich, die sich durch die Pandemie weiter geöffnet hat. Es wäre kurzsichtig, diese Entwicklung zu ignorieren. Denn mittel- bis langfristig wird dies auch Folgen für die Märkte haben, wie wir in unserer Macro Perspective schreiben.
Wir starten mit einem Update zu unseren Favoriten in die neue Woche. Ausserdem sprechen wir mit Nicole Loeb, VR-Delegierte des gleichnamigen Berner Warenhausunternehmens, über die Folgen der Pandemie und die Chancen des stationären Handels im e-Commerce-Zeitalter.
Und nun wünschen wir Ihnen einen guten Start in die Woche und viel Vergnügen bei der Lektüre.
Aktuelle Artikel vom schweizeraktien.net-Team
Markttransparenz: Was Sie schon immer über Leerverkäufe an der Börse wissen wollten
Immer wieder sorgen Attacken von Leerverkäufern für Diskussionsstoff an der Börse. Unser Autor Karim Serrar hat das Thema genauer unter die Lupe genommen, schreibt über Funktionsweise, Schaden und Nutzen sowie die historische Entwicklung von Short-Selling. Wir beleuchten auch die Praxis der Schweizer Börse SIX, an der ungedeckte Leerverkäufe zwar verboten sind, aber Daten über gedeckte Leerverkäufe bis heute nicht publiziert werden. Marktteilnehmer müssen stattdessen auf Daten von Drittanbietern zurückgreifen…
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Grand Resort Bad Ragaz: Lichtblicke in wirtschaftlich schwieriger Zeit
2020 war für die Grand Resort Bad Ragaz AG ein herausforderndes Jahr, denn die zwei Fünf-Sterne-Hotels, das Thermalbad Tamina Therme und die übrigen Bereiche des Resorts litten unter den Lockdowns. Auch 2021 wird es nicht einfach werden. Dennoch verfolgt das Team um CEO Patrick Vogler konsequent seine seit Jahren eingeschlagene Nachhaltigkeitsstrategie weiter…
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Bad Schinznach: Lockdown und Unsicherheit belasten Ergebnis
Seit dem 1. März 2021 hat der Aussenbereich des Thermalbads Aquarena fun der Bad Schinznach AG wieder geöffnet. Doch die Pandemie wirkte sich 2020 stark negativ auf den Bäderbereich aus; auch im Klinik- und Hotelbereich hat sie ihre Spuren hinterlassen. CEO Daniel Bieri und VRP Hans-Rudolf Wyss sind für 2021 dennoch wieder positiv gestimmt..
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LSB Wengen-Männlichen: Schwieriges Geschäftsjahr mit «Totalschaden» bei Gruppenreisen
Die Luftseilbahn Wengen-Männlichen AG hat ein schwieriges Geschäftsjahr 2020 hinter sich. Der Betriebsertrag von 2.2 Mio. CHF ist das tiefste Ergebnis seit Jahren und liegt 34% unter der Vorjahresperiode. Angesichts der äusseren Umstände darf das Ergebnis allerdings nicht überraschen, wie unser Autor Tobias Wolff schreibt…
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Macro Perspective: Ungleichheit – Wirtschaft und Gesellschaft am Scheideweg
Gerade die Pandemie hat den Graben zwischen Arm und Reich noch weiter aufreissen lassen. In der Macro Perspective widmen wir uns diesem Thema und erklären, warum dies gerade auch Investoren aufhorchen lassen sollte…
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Im Brennpunkt: Cargo sous terrain – «Gotthardprojekt des 21. Jahrhunderts»?
Im Januar 2021 widmete sich unser Autor Karim Serrar «Cargo sous terrain» – dem «Gotthardprojekt des 21. Jahrhunderts». Bei «Cargo sous terrain» handelt es sich um ein innovatives, privatwirtschaftliches Gesamtlogistiksystem für die Schweiz. Jetzt steht das Unternehmen nach einer Kapitalerhöhung wieder im Blickpunkt der Öffentlichkeit…
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Was uns im Netz sonst noch aufgefallen ist…
CS und Santhera sind neu unter den am stärksten leer verkauften Schweizer Aktien
Regelmässig veröffentlicht The Market eine Liste mit den zehn am meisten leer verkauften Schweizer Aktien (Login notwendig). Die Daten stammen allerdings nicht von der SIX selber, sondern vom Datenanbieter IHS Markit. Nach Basilea steht Zur Rose auf Platz 2 der Liste. Aufsteigerin des Monats sind – wen wunderts – die Aktien der Credit Suisse…
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E-Rezept-Start Light: Das sagt der Gematik-Chef
Das deutsche e-Rezept kommt zwar bereits am 1. Juli 2021, allerdings – anders als von den meisten Apothekern (und offenbar auch von vielen Aktionären von Versandapotheken) erwartet – noch nicht bundesweit, sondern in einer Testphase vorläufig nur in einer Pilotregion. Offenbar gab es im deutschen Apothekenmarkt ein «Missverständnis» über den Start des e-Rezepts. Der für die übergreifende Telematik-Infrastruktur zuständige Gematik-Chef Dr. Markus Leyck Dieken erklärt im Video-Gespräch mit dem deutschen Branchenportal Apotheke Adhoc, wie es dazu kommen konnte und wie viele deutsche Apotheken ab dem 3. Quartal e-Rezepte empfangen sollen…
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Credit Suisse: Das grosse Versagen der Aktionäre
In einem lesenswerten Kommentar geht finews.ch mit den Aktionären der Credit Suisse – insbesondere den Grossaktionären der Bank – ins Gericht. Die desolate Lage der zweitgrössten Schweizer Bank sei nicht allein das Verschulden des obersten Strategen, Urs Rohner, sondern das grosse Versagen des Aktionariats, schreibt finews.ch. Denn die Aktionäre haben Rohner & Co. weiter gewähren lassen, und das Debakel nahm seinen Lauf…
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Volkswagen setzt sich neue Klimaziele
Der Volkswagen-Konzern setzt sich nach dem Beschluss des Green Deal der EU neue, erweiterte Klimaziele und beschleunigt seine Elektro-Offensive mit Milliardeninvestitionen, wie das Branchenportal automobil-produktion.de berichtet. In den nächsten fünf Jahren will das Management 14 Mrd. Euro in die Dekarbonisierung von Volkswagen investieren. Bis Ende des Jahrzehnts solle der durchschnittliche CO2-Ausstoss der VW-Pkw in Europa um 40% sinken.
Transport – «Cargo sous terrain» kann fünf neue Investoren an Land ziehen
Die Luzerner Zeitung berichtet über fünf renommierte neue Hauptinvestoren mit teilweise sehr bekannten Namen aus dem In- und Ausland, die sich am Tunnelprojekt «Cargo sous terrain» beteiligt haben…
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Lieferdienste: Coop, Migros, Post & Co. spannen zusammen
Die Cargo sous terrain AG und die dahinterstehenden Investoren wie z.B. Coop, Migros, Post, SBB, Credit Suisse, Swisscom, Mobiliar, Manor oder Möbel Pfister treiben ein Projekt voran, mit welchem Lieferwagen und Kuriere künftig von mehreren unterschiedlichen Unternehmen genutzt werden sollen. Darüber berichtet persoenlich.com, gestützt auf einen Bericht der NZZ am Sonntag (Ausgabe vom 2. Mai 2021). Ziel ist es u.a., den Verkehr in den Städten zu reduzieren…
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IPO im Herbst: Neue Gerüchte über einen Börsengang von Schuh-Hersteller On
Neue Gerüchte um einen möglichen Börsengang der vielerorts «angesagten» Schweizer Laufschuhfirma On, deren Schuhe der gehobenen Preiskategorie längst eher Lifestyle-Produkte sind als klassische «Turnschuhe». Nach einem Bericht u.a. von handelszeitung.ch wurde On Running bei der letzten Finanzierungsrunde noch mit etwa 2 Mrd. USD bewertet. Zum IPO, das wohl in den USA über die Bühne gehen soll, wird eine Bewertung von rund 5 Mrd. USD angestrebt. Nach anderen Quellen sollen es sogar 6 Mrd. USD sein. Man darf vermuten, dass sich ein IPO an der SIX kaum zu diesen Preisvorstellungen durchführen liesse…
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Nach 100 Jahren – Niesenbahn: Neue Aktien und mehr Rechte für die Aktionäre
Anlässlich der GV vom 26. April 2021 haben die Aktionärinnen und Aktionäre der Niesenbahn AG mit grosser Mehrheit die Einführung der Einheitsnamenaktie beschlossen – eine direkte Folge der verschärften Transparenzvorschriften für Inhaberaktionäre. Darüber berichtet die Berner Zeitung…
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World’s Longest Short-Selling Ban Coming to an End in Korea
Und zum Schluss gehts noch in den Fernen Osten: Im März 2020 hat Südkorea das sogenannte «Short-Selling» von Aktienpositionen im Rahmen der Stabilisierung der Finanzmärkte in der Covid-19-Pandemie verboten – und dieses Leerverkaufsverbot so lange aufrechterhalten wie kein anderes Land der Welt! Ab dem heutigen Montag, 3. Mai 2021, ist der Leerverkauf zumindest teilweise wieder möglich, wie bloomberg.com berichtet. Marktteilnehmer erwarten nun für Südkorea angesichts der überdurchschnittlichen Kursperformance der letzten Monate grössere Rückschläge bei steigender Volatilität und eine Rückkehr internationaler Finanzinvestoren, insbesondere auch Hedge Funds mit einem Fokus auf Leerverkaufsstrategien…
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